Das Leben kann auch gerecht sein. Gail S. Halvorsen, der amerikanische Pilot, der bei der Berliner Luftbrücke als erster auf die Idee kam, im Landeanflug Süßigkeiten auf zuschauende Kinder abzuwerfen, wird heute 100 Jahre alt und erfreut sich einer Nachkommenschaft, die auf knapp 100 Menschen zugeht. Moser gratuliert von Herzen! (Der verlinkte Artikel hat ein aktuelles Photo des rüstigen Rentners.)
Harris gegen Pence: Die Gewaltenteilung und das große Schweigen
In der Debatte der Kandidaten für das Amt des amerikanischen Vizepräsidenten hat die Demokratische Kandidatin Kamala Harris dreimal keine Antwort darauf gegeben, ob die Demokraten den Obersten Gerichtshof durch ‚court packing‘ ausschalten würden. Diese von Demokratischen Spitzenpolitikern vorgeschlagene Praxis wäre ein nur schwer wieder rückgängig zu machender Angriff auf die Gewaltenteilung und die Legitimität des Obersten Gerichtshofs. Auch Joe Biden wollte die Frage, ob er das vorhabe, vor einer Woche nicht beantworten.
Heute morgen (deutscher Zeit) ging die Debatte der beiden Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, Herausforderin Kamala Harris gegen Amtsinhaber Mike Pence, über die Bühne. Die gute Nachricht zuerst: Es war im Gegensatz zur ersten Debatte Biden gegen Trump eine zivilisierte Veranstaltung. Hier können Sie die Debatte selber ansehen:
Beide Kandidaten sind häufig Fragen ausgewichen, und wegen der relativ geringen Bedeutung des Vizepräsidentenamtes war es zu großen Teilen eine Stellvertreterdebatte über die Kandidaten für das Präsidentenamt. Soweit, so absehbar. „Harris gegen Pence: Die Gewaltenteilung und das große Schweigen“ weiterlesen
Corona als alttestamentarische Katastrophe
Eine Theologin sieht Covid-19 als Katastrophe biblischen Ausmaßes an. Die psychologische und theologische Frage unserer Zeit scheint mir aber weniger zu sein, warum Gott Katastrophen schickt, sondern warum sich Menschen, deren Lebensverhältnisse ausgezeichnet sind und ihnen alle Möglichkeiten geben, von alttestamentarischen Katastrophen getroffen fühlen.
Der Spiegel hat einen Beitrag mit der Reaktion dreier Menschen auf die päpstliche Enzyklika „Fratelli tutti“. Bemerkenswert scheint mir die Reaktion der promovierten Theologin Juliane Eckstein zu sein, allerdings nicht wegen ihres theologischen Gehaltes sondern als ein Zeichen der Panikstimmung unserer Zeit:
Dass ‚alles miteinander verbunden ist‘, dass Ökologie und Menschenrechte, Politik und Glauben nicht unabhängig voneinander agieren, hat der Papst schon auf der Amazonassynode und in seiner Öko-Enzyklika ‚Laudato Si‘ klar umrissen. Die Corona-Pandemie ist der Extremfall, der dies bestätigt. Aber der Papst inszeniert sich nicht als Prophet. Er betont, dass Covid-19 keine Strafe Gottes ist, sondern die Wirklichkeit, ‚die seufzt und sich auflehnt‘.
Damit hinterlässt der Papst eine theologische Leerstelle, die es in den kommenden Jahren zu füllen gilt. Denn dahinter stehen elementare Fragen, die etwa mithilfe der Prozesstheologie beantwortet werden: Ist Gott allmächtig oder könnte Gott eingreifen, tut es aber absichtlich nicht? Ist er vielleicht in der Welt und leidet mit? Franziskus lässt diese Fragen offen.
Noch stecken wir mittendrin in der Pandemie. Aber wir wissen: Im Alten Testament haben Katastrophen immer zu einer Weiterentwicklung des Gottesbildes geführt. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir anders aus der Krise herausgehen müssen, als wir hineingekommen sind.
Juliane Eckstein
Damit wird Covid-19 für Frau Eckstein zum „Extremfall“ einer Katastrophe, zu einer Katastrophe, die man mit den im alten Testament beschriebenen Vernichtungen vergleichen könnte, von denen noch zweieinhalbtausend Jahre später gesprochen wird, zu einer Herausforderung für die Theodizeefrage. Das ist für sich genommen offensichtlich lächerlich. „Corona als alttestamentarische Katastrophe“ weiterlesen
Zwei ungezogene alte Männer
Die erste Debatte der Kandidaten für das Amt des amerikanischen Präsidenten verlief enttäuschend. Früher gab es im Degenfechten bei praktisch gleichzeitigen Treffern das Ergebnis der Doppelniederlage, die beiden Kontrahenten auf einem Wettebewerb als Minuspunkte angerechnet wurde. So sollte man diese Debatte wohl auch werten.
Die erste Debatte der Kandidaten für das Amt des amerikanischen Präsidenten verlief enttäuschend. Hier können Sie sie sehen:
Auffallendstes Merkmal ist zunächst, dass beide Kandidaten sich sehr schlecht benommen haben und ständig nicht nur einander, sondern auch dem Moderator Chris Wallace ins Wort fielen, der dann seinerseits nahe am Brüllen war. Das will man seinen Kindern nicht als Sternstunde von Demokratie und Debattenkultur zeigen.
Nicht lustig, sondern unanständig
Donald Trump ist natürlich schon vor vier Jahren mit schlechtem Benehmen Präsident geworden, aber damals gelang es ihm, als brutaler Beleidigungskomiker mit der Präzision eines Scharfschützen und der Wucht eines Dampfhammers tatsächliche Schwächen seiner Gegner brutal und lustig zu benennen. Der einzige, der ihm damals einmal Paroli geben konnte, war Marco Rubio, der neben politischen Angriffen auch die Frage thematisierte, ob außer Trumps Händen auch ein anderes seiner Körperteile klein sei, und der hat sich am nächsten Tag dafür entschuldigt, das sei nicht sein Stil. Dieses Mal wirkte Trump einfach ungezogen, aber nicht lustig und auch nicht treffsicher. „Zwei ungezogene alte Männer“ weiterlesen
Urlaubsgrüße aus Montana
Ich muss mich für meine Stille der letzten zwei Wochen entschuldigen. Es hätte weiß Gott genug zu kommentieren gegeben, aber ich habe mich beim Wandern im Flathead National Forest in Montana entspannt. Als kleine Entschädigung sind hier ein paar Bilder.
Beruf mit Zukunft: „Empfindlichkeitsleser“
Im Spiegel fordert ein Frauenquartett „diverse“ Kinderbücher, mit Redaktion durch „Empfindlichkeitsleser“ und schwarzen Jungen, die als Meerjungfrauen auf „LGBTIQ-Meerjungfrauenparaden“ gehen, als Charaktere. Das Programm scheitert an seinen eigenen logischen Widersprüchen und wird deswegen seine Forderungen nie befriedigt sehen.
Der Spiegel hat ein Interview mit vier Expertinnen zu „Diversität in Kinderbüchern“. Darin wird die Redaktion – fast wäre mir ein anderes Wort eingefallen – von Kinderbüchern durch „sensitivity readers“ gefordert, damit sie hinreichend „divers“ werden und „Children of Color“ nebst „queeren“ Kinderbüchern in die Bücherschränke kommen.
Nun lohnt sich immer, wenn jemand mit schwurbelig klingenden fremdsprachigen Wörtern kommt, die Frage, ob es sich da wirklich um im Deutschen nicht abbildbare Bedeutungsnuancen handelt, und wie die Sache klingt, wenn man das fremdsprachige Wort einmal ins Deutsche überträgt. Es sollen also ‚Empfindlichkeitsleser‘ her. Ich sehe nicht, welche Funktion außer der Verdeckung des Sachverhalts und des Vortäuschens von Bildung da der englische Begriff haben sollte. (Im Gegensatz dazu ist die ‚Sensitivität‘ z.B. eines Virustests ein sinnvolles Fremdwort, denn sie bezeichnet zwar die Empfindlichkeit, aber in einer gegenüber diesem Alltagswort verengten und spezifischen Bedeutung, die für das Fachpublikum wichtig ist.) „Beruf mit Zukunft: „Empfindlichkeitsleser““ weiterlesen
Hoffnung und Furcht in Zahlen
Der Aktienmarkt auf einem neuen Höchststand, Rekordverkäufe an Waffen und das Aufholen Donald Trumps auf den Wettmärkten: All dies deutet darauf hin, dass die Amerikaner sich wie 1968, als Richard Nixon gewann, eine Rückkehr zu Prosperität und Ruhe wünschen.
Gestern kamen drei Zahlen aus Amerika, die einen Einblick in den Zustand der dortigen Volksseele geben mögen:
Der Aktienindex S&P 500 hat einen neuen Rekordstand von 3.580 erreicht. Er liegt damit unter Einbeziehung von Dividenden knappe 7% über dem Vor-Covid-Höchststand vom 19. Februar. Das hängt einerseits natürlich mit der lockeren Geldpolitik zusammen, zeigt andererseits aber im Anstieg der letzten Tage einen positive, fast schon euphorische Stimmung der Marktteilnehmer an. Sie gehen offenbar von einer raschen wirtschaftlichen Erholung aus und fragen Aktieninvestitionen im Vergleich zu vorher stärker nach als liquide Barmittel. Weiterhin rechnen die Märkte wohl mit stark verbesserten Chancen des Präsidenten auf eine Wiederwahl im November. „Hoffnung und Furcht in Zahlen“ weiterlesen
Migration als Waffe im ‚antifaschistischen Kampf‘
Migrantenbootskapitänin Pia Klemp hat sich mit erfrischender Offenheit geäußert: Es geht bei der angeblichen Rettung nicht um humanitäre Ziele, sondern um politischen Kampf gegen das verhasste System. Die Migranten dienen dabei dem gleichen Zweck wie Molotow-Cocktails, die man als ‚Antifaschist‘ in die Städte der verhassten bürgerlichen Ordnung wirft.
Der Spiegel berichtet, dass der Künstler Banksy ein Schiff für die Aufnahme von Seemigranten im Mittelmeer und deren Transport in die Europäische Union finanziert habe. Kapitänin der Louise Michel ist Pia Klemp. Für sie, so mutmaßt der Spiegel, habe sich der Finanzierer entschieden, weil sie die Beförderung von Migranten ausdrücklich nicht als humanitäres, sondern als politisches Projekt ansieht:
Ich sehe See-Rettung nicht als humanitäre Aktion, sondern als Teil eines antifaschistischen Kampfes
Pia Klemp, zitiert in ‚Banksy funds refugee rescue boat operating in Mediterranean‘, The Guardian, 27.08.2020
Das ist nun ganz erstaunlich, denn ansonsten wird uns doch die sogenannte ‚Seenotrettung‘ immer gerade als humanitäre Notwendigkeit verkauft, und es soll der humanitäre Gedanke sein, der solche Fragen, wie dass die Leute nicht trotz sondern wegen der Anwesenheit solcher Transferschiffe ertrinken, verbiete. „Migration als Waffe im ‚antifaschistischen Kampf‘“ weiterlesen
Der Hass wird Geschürt
Der Spiegel berichtet ‚Republikaner schüren den Hass auf den Straßen‘, mit einem fröhlichen Autokorso und Wahlkampfbehauptungen der Gegenseite als einzigen ‚Belegen‘. Ein Beispiel für die Arbeitstechnik der Qualitätspresse.
Am Mittwoch berichtete ich von der Technik der Massenmedien, tendenziöse Überschriften für Artikel zu verwenden, die sich nur wenig mit dem Inhalt des folgenden Artikels decken. Am Donnerstag berichtete ich von der Technik der Täter-Opfer-Umkehr. Der Spiegel kombiniert heute beide Techniken aufs Schönste mit einem Artikel ‚Republikaner schüren den Hass auf den Straßen‘.
Liest man dann den Artikel, dann sieht man ein Photo und ein Video eines Autokorsos in Portland mit vielen amerikanischen Flaggen und Schildern wie ‚Ich liebe Präsident Trump‘, Flaggen mit der ‚thin blue line‘, welche die Unterstützung der Polizei zum Ausdruck bringen sollen, und so weiter. ‚Hass‘ ist da keiner zu erkennen.
Das gibt es übrigens nicht nur als Autokorso, sondern in vielen Küstenstädten und auf größeren Seen halten Amerikaner Korsos mit Booten ab, in denen sie ihr Land und ihren Präsidenten feiern, ohne erkennbaren ‚Hass‘, dafür friedlich und fröhlich, und teilweise mit über tausend Booten:
In den deutschen Qualitätspresse habe ich davon aus mir unerfindlichen Gründen nicht viel gelesen. „Der Hass wird Geschürt“ weiterlesen
Vorbestrafte Engel
Unter den vier angeblichen Opfern von Polizei und einem Möchtegernpolizisten in Kenosha haben wir anscheinend vier Vorbestrafte, zwei Sexualverbrecher, drei mit häuslicher Gewalt, zwei mit Waffendelikten, beide in betrunkenem Zustand. Einer ist schwarz, drei waren oder sind weiß. Ich frage mich da schon: Wenn diese bösen Rechten angeblich grundlos auf gute Nicht-Rechte schießen und dann Notwehr behaupten, wie schaffen sie es nur, sich bei ihren angeblichen Zufallsopfern mit solcher Treffsicherheit so schwere Jungs herauszusuchen?
Eine der Hauptstrategien in der Untergrabung traditioneller Moralvorstellungen ist die konsequent betriebene Täter-Opfer-Umkehr, die wir zur Zeit beobachten. Es ist seltsam, wie all die friedlichen Engel, deren Namen wir bewundernd sagen sollen, schon vor den jeweils in Frage stehenden Ereignissen imposante Probleme mit dem Gesetz hatten, und dann auch noch genau die gleichen, wegen derer sie sich dann ein paar Kugeln einfingen. Die Krönung von George Floyds krimineller Karriere war ein ganz außergewöhnlich brutaler bewaffneter Überfall auf ein Wohnhaus, und bei den neuen angeblichen Opfern aus Kenosha sieht es kaum besser aus.
Bedrohung mit Feuerwaffe, Widerstand bei der Festnahme
Jacob Blake, der neue Heilige der BLM-Bewegung, die nach dem Bekanntwerden zusätzlicher Fakten nicht mehr so gerne von George Floyd spricht, soll bereits in seinem Heimatstaat Illinois ernsthafte Probleme mit dem Gesetz gehabt haben (ich konnte dazu aber auf die Schnelle keine Unterlagen finden). Dann zog er nach Wisconsin, nach Aussagen der Familie für einen „Neuanfang“. Das kann nun vieles heißen, ist aber mindestens konsistent mit einer vorherigen Geschichte als Verbrecher. „Vorbestrafte Engel“ weiterlesen