Hoff­nung und Furcht in Zahlen

Der Akti­en­markt auf einem neu­en Höchst­stand, Rekord­ver­käu­fe an Waf­fen und das Auf­ho­len Donald Trumps auf den Wett­märk­ten: All dies deu­tet dar­auf hin, dass die Ame­ri­ka­ner sich wie 1968, als Richard Nixon gewann, eine Rück­kehr zu Pro­spe­ri­tät und Ruhe wünschen. 

Ges­tern kamen drei Zah­len aus Ame­ri­ka, die einen Ein­blick in den Zustand der dor­ti­gen Volks­see­le geben mögen:

Der Akti­en­in­dex S&P 500 hat einen neu­en Rekord­stand von 3.580 erreicht. Er liegt damit unter Ein­be­zie­hung von Divi­den­den knap­pe 7% über dem Vor-Covid-Höchst­stand vom 19. Febru­ar. Das hängt einer­seits natür­lich mit der locke­ren Geld­po­li­tik zusam­men, zeigt ande­rer­seits aber im Anstieg der letz­ten Tage einen posi­ti­ve, fast schon eupho­ri­sche Stim­mung der Markt­teil­neh­mer an. Sie gehen offen­bar von einer raschen wirt­schaft­li­chen Erho­lung aus und fra­gen Akti­en­in­ves­ti­tio­nen im Ver­gleich zu vor­her stär­ker nach als liqui­de Bar­mit­tel. Wei­ter­hin rech­nen die Märk­te wohl mit stark ver­bes­ser­ten Chan­cen des Prä­si­den­ten auf eine Wie­der­wahl im November.

Die Anzahl von Back­ground-Checks für Feu­er­waf­fen­käu­fe blieb im August mit 3,1 Mil­lio­nen auf wei­ter­hin sehr hohem Niveau, wenn sie auch unter dem Wert vom März und der bei­den vori­gen Male blieb. Das ein­zi­ge Mal, das sie vor­her den Wert von 3 Mil­lio­nen über­schrit­ten hat­te, war im Dezem­ber 2015, ver­mut­lich getrie­ben von der Furcht, die Oba­ma-Regie­rung oder Ein­zel­staa­ten könn­ten das Bata­clan-Mas­sa­ker im Vor­mo­nat für ein Ver­bot belieb­ter Lang­waf­fen zu nut­zen ver­su­chen. Die­ses Mal dürf­ten die Käu­fe weni­ger von Tor­schluss­pa­nik als von den mas­si­ven und von Poli­zei oder Natio­nal­gar­de auf poli­ti­schen Wunsch hin wenig kon­trol­lier­ten Aus­schrei­tun­gen der ver­gan­ge­nen Wochen und Mona­te moti­viert sein. Begrenzt wer­den die Käu­fe durch die voll­stän­dig leer­ge­feg­ten Vor­rä­te an Waf­fen und Muni­ti­on – fast alles, was sich ein Erst­käu­fer zum Heim­schutz her­tun wür­de, ist ent­we­der ganz aus­ver­kauft oder geht zu Mond­prei­sen über den Tresen.

Unter den Käu­fen die­ses Jah­res sol­len rund fünf Mil­lio­nen Erst­käu­fer von Feu­er­waf­fen für das ers­te Halb­jahr sein, mit einem weit über­pro­por­tio­na­len Anteil Schwar­zer und einem unty­pisch hohen Anteil von 40% Frau­en. Das wie­der­um könn­te direk­te Aus­wir­kun­gen auf die Wah­len haben, denn die Demo­kra­ti­sche Par­tei über­bie­tet sich selbst mit immer neu­en For­de­run­gen, Feu­er­waf­fen zu ver­bie­ten. Sagen wir bis zum Novem­ber sie­ben Mil­lio­nen Neu­be­sit­zer zu einem gro­ßen Teil aus demo­gra­phi­schen Grup­pen, bei denen Donald Trump bis­her wenig Erfolg hat­te, haben ver­mut­lich kein gro­ßes Inter­es­se dar­an, dass ihnen der Schutz, den sie sich wün­schen, weg­ge­nom­men oder unter dra­ko­ni­schen Stra­fen ver­bo­ten wird. Genau­so haben sie kein Inter­es­se dar­an, ihre Waf­fen zum Ein­satz brin­gen zu müs­sen, son­dern wün­schen sich, dass die Poli­zei und zur Not die Natio­nal­gar­de ihre Arbeit machen dürfen.

Donald Trump liegt erst­mals seit Ende Mai auf den Wett­märk­ten für den Gewin­ner der Prä­si­den­ten­wah­len gleich­auf mit Joe Biden bei 50%. Wäh­rend die Pro­tes­te in Bezug auf den Tod Geor­ge Floyds am 25. Mai zusam­men mit Angst vor Covid-19 offen­bar zunächst den Demo­kra­ten Auf­trieb gaben, wün­schen sich die Men­schen in Bezug auf bei­des inzwi­schen offen­bar wie­der die Rück­kehr zur Nor­ma­li­tät, die Rück­kehr der Arbeits­lo­sen zur Arbeit, der Schü­ler in die Schu­le, und Pas­san­ten statt Brand­stif­tern und Plün­de­rern auf den Stra­ßen. Der Bogen für Covid-Angst ist über­spannt, genau wie der Bogen für Pro­tes­te, die immer mehr in ent­hemm­te Gewalt ausarteten.

Geschich­te wie­der­holt sich nicht, aber 1968 ist als Ver­gleich für 2020 wohl doch rele­vant. Damals gewann Richard Nixon mit sei­nem Ver­spre­chen, Recht und Ord­nung wie­der­her­zu­stel­len und den Krieg in Viet­nam zu been­den, klar vor Hubert Hum­phreys Ver­spre­chen, den Sozi­al­staat wei­ter aus­zu­bau­en, und dies sogar in der Son­der­si­tua­ti­on, dass der tie­fe Süden für den drit­ten Kan­di­da­ten Geor­ge Wal­lace stimm­te. Die Leu­te hat­ten genug und woll­ten eine Rück­kehr zu Pro­spe­ri­tät und Ruhe. Aus­ge­macht ist noch nichts, aber die Chan­cen schei­nen mir nicht schlecht zu ste­hen, dass sie es 2020 genau­so sehen werden.