Kul­tur­kampf abgestraft

In Vir­gi­nia hat der Repu­bli­ka­ner Glenn Young­kin die Gou­ver­neurs­wah­len gewon­nen. Einer­seits hat sein Kon­kur­rent Ter­ry McAu­lif­fe unklu­ger­wei­se sei­nen Wahl­kampf zu einem Refe­ren­dum über die Prä­si­den­ten Trump und Biden gemacht anstatt The­men des Staa­tes zu bear­bei­ten. Ande­rer­seits waren die Wäh­ler einen immer här­te­ren Kul­tur­kampf der extre­men Lin­ken leid, aus­ge­tra­gen um The­men wie ‚Kri­ti­sche Ras­se­theo­rie‘, Spät­ab­trei­bung, Waffenbesitz.

Wie jeden ers­ten Diens­tag am oder nach dem zwei­ten Novem­ber war ges­tern in Ame­ri­ka Wahl­tag. Die bedeu­tends­te der anste­hen­den Wah­len war die zum Gou­ver­neur von Vir­gi­nia, einem Staat, den die Demo­kra­ti­sche Par­tei bei den Prä­si­dent­schafts­wah­len 2020 haus­hoch gewon­nen hat, und von dem man oft annimmt, dass er durch die bevöl­ke­rungs­rei­chen immer links­li­be­ra­le­ren Land­krei­se in der Nähe von Washing­ton, D.C., die Staats­haupt­stadt Rich­mond und Nor­folk immer weni­ger zum ‚fes­ten Süden,‘ der tra­di­tio­nell kon­ser­va­tiv gewählt hat, zäh­len kön­ne. Als sich in den Umfra­gen im Vor­feld der Wahl andeu­te­te, dass der repu­bli­ka­ni­sche Kan­di­dat Glenn Young­kin über­ra­schend gut in den Umfra­gen dastand und sich Hoff­nun­gen auf den Sieg machen konn­te, bekam die­se Wahl eine über den Ein­zel­staat hin­aus­ge­hen­de Bedeu­tung, die als Zahl­tag für die Demo­kra­ti­sche Par­tei und Prä­si­dent Biden inter­pre­tiert wur­de. Die­ser Zahl­tag ist nun eingetroffen.

Refe­ren­dum über Biden und Kulturkampf

Wenn man sich die ver­gif­te­te poli­ti­sche Atmo­sphä­re in Ame­ri­ka und der west­li­chen Welt über­haupt ein­mal weg­denkt, dann war es eigent­lich ein Wahl­kampf zwi­schen zwei sym­pa­thisch wir­ken­den Män­nern, die in den Brot-und-But­ter-The­men der täg­li­chen Poli­tik so weit nicht aus­ein­an­der­lie­gen. Der Repu­bli­ka­ner Young­kin war als Stu­dent Bas­ket­ball­spie­ler, ist zwei Meter groß, hat einen Mas­ter-Abschluss von Har­vard und mach­te dann eine sehr erfolg­rei­che Kar­rie­re im Invest­ment­ma­nage­ment. Er gibt sich leut­se­lig und anpa­ckend, mit offe­nem Hemd und Fleece­ja­cke zu Cow­boy­stie­feln. Der Kan­di­dat der Demo­kra­ten, Ter­ry McAu­lif­fe, ist dage­gen ein Kar­rie­re­po­li­ti­ker und Poli­tik­un­ter­neh­mer, der direkt nach dem Stu­di­um mit zwei­und­zwan­zig Schatz­meis­ter von Jim­my Car­ters geschei­ter­tem Wahl­kampf für eine zwei­te Amts­zeit und seit­dem in der Poli­tik war, aller­dings auch einen Abschluss in Jura mach­te und als Unter­neh­mer reüs­sier­te. Er war bereits 2014 bis 2018 Gou­ver­neur, und erklärt offen, dass sein geschäft­li­cher und sein poli­ti­scher Erfolg ver­knüpft sei­en. Vir­gi­ni­as Ver­fas­sung ver­bie­tet auf­ein­an­der­fol­gen­de Amts­zei­ten des­sel­ben Gou­ver­neurs, wes­we­gen er sich 2017 nicht zur Wahl stel­len durf­te und sein Nach­fol­ger Ralph Nort­ham es die­ses Jahr nicht darf. „Kul­tur­kampf abge­straft“ weiterlesen

Let’s go Brandon!

Ein Ruf geht durch Ame­ri­ka: „Let’s go Bran­don!“ Aber wer ist Bran­don, und war­um wird das geru­fen, wo gar kein Bran­don anwe­send ist? Eine Geschich­te von Volks­zorn und Selbst­zen­sur der Medien.

[Die­ser Arti­kel wur­de am 22. Okto­ber geschrie­ben, und ich bin lei­der nicht dazu gekom­men, ihn zei­ti­ger hier einzustellen.]

In Ame­ri­ka hat das Lied ‚Let’s Go Bran­don‘ des Rap­pers Loza Alex­an­der auf Platz Eins der Ver­käu­fe auf iTu­nes geschafft. Im öffent­lich-recht­li­chen Qua­li­täts­sen­der auf dem Weg zur Arbeit haben Sie das noch nicht gehört? Das hat sei­ne Grün­de, denn die Geschich­te hin­ter dem Lied ist gera­de eine der Ver­lo­gen­heit der Medien.

„F*ck Joe Biden!“

Um die Geschich­te zu erklä­ren, muss ich drei Wochen zurück­grei­fen, zu einem NAS­CAR-Auto­rennen am 2. Okto­ber auf dem Tal­la­de­ga Super­speed­way in Ala­ba­ma, der eigent­lich vor­ran­gig für einen ihm nach­ge­sag­ten Fluch bekannt ist, nahe der Stadt Tal­la­de­ga in Ala­ba­ma, die für eigent­lich nichts außer der Renn­stre­cke bekannt ist. Gewon­nen hat das Ren­nen Bran­don Brown. Der wur­de dann von der Repor­te­rin Kel­li Sta­vast von NBC inter­viewt. Soweit alles nichts Außergewöhnliches.

Wäh­rend des Inter­views ertön­te aller­dings ein unüber­hör­ba­rer Sprech­chor von der Tri­bü­ne des Publi­kums: „F*ck Joe Biden! F*uck Joe Biden!“ immer und immer wie­der, im Chor und in für mög­li­cher­wei­se nicht voll­kom­men nüch­ter­ne Sport­fans unge­wöhn­lich kla­rer Aus­spra­che. Die woll­ten gehört wer­den, wenn ihnen sonst kei­ner zuhört. „Let’s go Bran­don!“ weiterlesen

Nixon und Biden

Der 15. August hat das Zeug zu einem Schlüs­sel­tag der ame­ri­ka­ni­schen Geschich­te. Vor fünf­zig Jah­ren ver­kün­de­te Richard Nixon die Schlie­ßung des Gold­fens­ters und damit das Ende des Bret­ton-Woods-Sys­tems. Mit des­sen Abwick­lung und der des Viet­nam­kriegs über­wand er die alte Ord­nung, und sein Gang nach Chi­na schuf die Grund­la­de einer neu­en. Joe Bidens Pres­se­kon­fe­renz zum Abzug aus Afgha­ni­stan dage­gen mar­kiert ihn zunächst als begrenzt kom­pe­ten­ten Epi­go­nen. Er hat aber noch Zeit.

Manch­mal fal­len his­to­ri­sche Jah­res­ta­ge zufäl­lig und doch nicht ganz zufäl­lig auf den glei­chen Kalen­der­tag. Als ich in Ame­ri­ka deut­sche Geschich­te unter­rich­tet habe, habe ich den Stu­den­ten die Bedeu­tung des 9. Novem­ber mit­ge­ge­ben. Der 15. August hat das Zeug, zwei gro­ße ame­ri­ka­ni­sche Nie­der­la­gen und Neu­an­fän­ge im Abstand von genau einem hal­ben Jahr­hun­dert zu mar­kie­ren. Bei­de nah­men ihren Aus­gang vom Som­mer­sitz des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten, Camp David, und bei­de wur­den dem ame­ri­ka­ni­schen Volk durch Fern­seh­an­spra­chen ihres Prä­si­den­ten erklärt.

Das alte Sys­tem war nicht mehr zu halten

Am 15. August 1971 hat sich Richard Nixon aus dem Som­mer­ur­laub gemel­det und im Fern­se­hen die Auf­he­bung der Gold­kon­ver­ti­bi­li­tät des Dol­lars ver­kün­det, auch bekannt als ‚die Schlie­ßung des Gold­fens­ters‘ oder auch als der ‚Nixon-Schock‘. Der Prä­si­dent gab sich füh­rungs­stark und ver­kün­de­te: „Nixon und Biden“ weiterlesen

Kabul und Saigon

Der ame­ri­ka­ni­sche Bot­schaf­ter in Kabul floh mit einem Hub­schrau­ber des­sel­ben Typs, mit dem auch schon der Bot­schaf­ter aus Sai­gon aus­ge­flo­gen wur­de. Sogar die Num­mern sind fast iden­tisch. Sai­gon hat­te aller­dings Ver­tei­di­ger, wäh­rend die Tali­ban in Kabul kei­ner­lei Wider­stand vorfanden.

Der ame­ri­ka­ni­sche Außen­mi­nis­ter Ant­o­ny Blin­ken hat­te am Sonn­tag einen schlech­ten Tag. In meh­re­ren Inter­views hat er das aus dem Fern­se­hen Offen­sicht­li­che, einen has­ti­gen Abzug der Ame­ri­ka­ner, der einen völ­li­gen Ver­lust des Krie­ges in Afgha­ni­stan mar­kiert und in an die Kata­stro­phe von Viet­nam erin­nern­de Bil­der ver­dich­tet, bestrit­ten und gera­de dadurch doch bestätigt.

Biden ver­sprach: Unter kei­nen Umstän­den wer­den Men­schen vom Dach abgeholt

Das iko­nischs­te Bild des Falls von Sai­gon, dann sogar für das zuge­hö­ri­ge Musi­cal auf der Büh­ne auf­wen­dig repro­du­ziert, ist der letz­te Hub­schrau­ber aus Sai­gon, eine UH‑1 der Air Ame­ri­ca, einer zivi­len Flug­ge­sell­schaft der CIA, in den sich eine viel zu lan­ge Schlan­ge drän­gen will. Der ame­ri­ka­ni­sche Bot­schaf­ter Gra­ham Mar­tin und die meis­ten ame­ri­ka­ni­schen Bot­schafts­an­ge­hö­ri­gen wur­den aller­dings schon vor­her mit den mar­kan­ten Hub­schrau­bern des Typs CH-46 aus­ge­flo­gen, im Fall des Bot­schaf­ters mit Anwei­sun­gen, ihn zur Not mit Zwang mit­zu­neh­men. Bei einem vor­he­ri­gen Flug hat­te er sich näm­lich gewei­gert, ein­zu­stei­gen, und sei­nen Platz ande­ren über­las­sen. Die­sem Anstand steht aller­dings gegen­über, dass Mar­tin die Dring­lich­keit der Situa­ti­on vor­her voll­kom­men unter­schätzt hat­te. „Kabul und Sai­gon“ weiterlesen

Baer­bocks N‑Wort: Wel­ches hat sie gesagt?

Anna­le­na Baer­bock hat sich für die Ver­wen­dung des ‚N‑Worts‘ ent­schul­digt und es aus­pie­pen las­sen. Nun gibt es min­des­tens zwei Mög­lich­kei­ten, wel­ches Wort es denn gewe­sen sein könn­te, und Auf­klä­rung wäre inter­es­sant. Vor zwan­zig Jah­ren wur­de der Unter­schied in der Bedeu­tung die­ser Wör­ter noch im öffent­lich-recht­li­chen Vor­abend­pro­gramm abge­han­delt. Heu­te führt sich das Tabu durch sei­nen ein­ge­bau­ten Rat­schen­me­cha­nis­mus selbst ad absurdum.

Die Kanz­ler­kan­di­da­tin der Grü­nen, Anna­le­na Baer­bock, hat letz­te Woche mit einer Rei­he von Tweets Wel­len geschla­gen, in denen sie sich vor­aus­ei­lend dafür ent­schul­digt hat, in einem Inter­view ‚das ‚N‑Wort‘“ ver­wen­det zu haben. Bei der erheb­li­chen Abhand­lung der Geschich­te in der Pres­se ist es eigent­lich ganz erstaun­lich, und illus­triert die Pro­ble­me der Sprach­ta­bui­sie­rung aufs Treff­lichs­te, dass weder Frau Baer­bock noch sonst jemand berich­tet hat, wel­ches Wort sie eigent­lich ver­wen­det hat.

 Es gibt da ja offen­sicht­lich min­des­tens zwei Mög­lich­kei­ten. Zu den Zei­ten als das öffent­lich-recht­li­che Fern­se­hen sich noch nicht völ­lig vom Bil­dungs- auf den Umer­zie­hungs­auf­trag umge­stellt hat­te, wur­den die­se bei­den Wör­ter und ihr Bedeu­tungs­un­ter­schied im in der belieb­ten Serie ‚Unser Leh­rer Dr. Specht‘ im Vor­abend­pro­gramm vom ZDF nicht nur durch­ge­ar­bei­tet, son­dern das wur­de mit offen­sicht­li­chem Genuss getan:

Man muss also kon­sta­tie­ren, dass bei­de Wör­ter vor zwan­zig Jah­ren noch einer sym­pa­thi­schen und kind­ge­rech­ten Hel­den­fi­gur in den Mund gelegt wer­den konn­ten. Das war eine Zeit, zu der Frau Baer­bock neun­zehn Jah­re alt war, also durch­aus bei­de Wör­ter in ihren Sprach­ge­brauch auf­ge­schnappt haben könn­te, viel­leicht sogar von Dr. Spechts Erläu­te­run­gen. „Baer­bocks N‑Wort: Wel­ches hat sie gesagt?“ weiterlesen

Auf die Knie!

Letz­te Woche haben sich gleich zwei west­li­che Regie­rungs­chefs in voll­kom­men zügel­lo­sen Gewalt­phan­ta­sien gelabt. Der nie­der­län­di­sche Minis­ter­prä­si­dent Rut­te will die Nati­on der Ungarn „in die Knie zwin­gen“ und Prä­si­dent Biden fabu­liert von einem nukle­ar aus­ge­tra­ge­nen Bürgerkrieg.

Die meis­ten Bewe­gun­gen zur Mensch­heits­ver­bes­se­rung kom­men mit dem Ver­spre­chen des Frie­dens. Spä­tes­tens seit 1945 las­sen sich offen­sicht­lich aggres­siv krie­ge­ri­sche Pro­gram­me nicht mehr als Gut­men­schen­tum ver­kau­fen. Statt­des­sen singt man davon, dass das wei­che Was­ser den har­ten Stein höh­le. Umso erschreck­li­cher wirkt es, wenn sich die Mäch­ti­gen ver­plap­pern und in voll­kom­men unge­zü­gel­te Gewalt- und Unter­wer­fungs­phan­ta­sien ver­fal­len. Davon sahen wir letz­te Woche gleich zwei Bei­spie­le völ­lig ent­gleis­ter Regie­rungs­chefs, die einem zu Den­ken geben sollten.

„Ungarn in die Knie zwingen“

Der nie­der­län­di­sche Minis­ter­prä­si­dent Mark Rut­te hat ver­kün­det: „Wir wol­len Ungarn in die Knie zwin­gen.“ Bei die­ser Spra­che fällt die Beru­fung auf die Euro­päi­sche Uni­on als „Wer­te­ge­mein­schaft“ in ein bedroh­li­ches Licht, irgend­wo zwi­schen die Sach­sen­krie­ge Karls des Gro­ßen, die ja auch eine Wer­te­ge­mein­schaft her­stel­len woll­ten, und die „Zer­schla­gung der Rest­tsche­chei“ als Stör­kör­per in der neu­en mit­tel­eu­ro­päi­schen Wer­te­ge­mein­schaft. „Auf die Knie!“ weiterlesen

Ber­nie Mad­off: Ein Nachruf

Ber­nie Mad­off ist tot. Zumin­dest am Anla­ge­ver­mö­gen gemes­sen war er viel­leicht der größ­te Hedge­fonds­ma­na­ger, und gera­de weil alles ein Betrug war, kön­nen wir aus sei­ner Geschich­te viel über unse­re eige­nen Befind­lich­kei­ten lernen.

Am Mitt­woch ist Ber­nie Mad­off zwei­und­ach­ti­zig­jäh­rig gestor­ben, beim Absit­zen einer auf hun­dert­fünf­zig Jah­re ange­leg­ten Haft­stra­fe. Er war einer­seits ein tat­säch­li­cher Inno­va­tor in der Finanz, aber sei­ne Nach­ru­fe wer­den nicht von sei­nem bis 2008 bekann­te­ren lega­len und erfolg­rei­chen Geschäft geprägt sein, son­dern von sei­nem Neben­er­werb: Er betrieb ein Pyra­mi­den­sys­tem, das je nach Zähl­wei­se der größ­te Hedge­fonds der Geschich­te gewe­sen sein könn­te, und sich dadurch aus­zeich­ne­te, dass der Fonds eben gar nicht exis­tier­te, son­dern Aus­zah­lun­gen ledig­lich aus den Ein­zah­lun­gen neu­er Anle­ger vor­ge­nom­men hat.

Betrü­ger als Spie­gel der Gesellschaft

Betrü­ger fas­zi­nie­ren mich als Spie­gel ihrer Gesell­schaft. Bei auf ehr­li­chem Wege erfolg­rei­chen Unter­neh­mern ist es nicht mög­lich, auch ihnen sel­ber nicht, zu unter­schei­den, wel­cher Anteil ihres Erfolgs auf ihrem tech­ni­schen Talent und wel­cher Anteil auf ihrem Talent als Blen­der beruht. Beim Betrei­ber eines Pyra­mi­den­sys­tems oder beim Kunst­fäl­scher hin­ge­gen beruht alles auf dem Ver­kaufs­ta­lent, so dass der Erfolg des Betrü­gers immer ein Spie­gel der Wün­sche und Eitel­kei­ten sei­ner Opfer ist.

Nach dem Zusam­men­bruch von Ber­nie Mad­offs Pyra­mi­den­sys­tem fan­den sich zahl­rei­che Anle­ger im finan­zi­el­len Nichts wie­der. Das ist nach allen tra­di­tio­nel­len Anla­ge­re­geln erstaun­lich, denn intrans­pa­ren­te Hedge­fonds eige­nen sich nach übli­cher Lehr­mei­nung nur zur Ergän­zung von tra­di­tio­nel­len Port­fo­li­os, mit sicher nicht mehr als 5% des Ver­mö­gens in einem so intrans­pa­ren­ten Fonds wie dem vom Mad­off inves­tiert. Wer so reich ist, dass er über­haupt in Hedge­fonds anle­gen kann und soll­te, und das nach aner­kann­ten Regeln tut, der soll­te den Ver­lust eigent­lich als Ärger­nis und Lehr­stück ver­bu­chen kön­nen, ohne an sei­nem Lebens­stil etwas ändern zu müs­sen. Statt­des­sen ver­lo­ren vie­le Men­schen alles, die alles bei Mad­off inves­tiert hat­ten „Ber­nie Mad­off: Ein Nach­ruf“ weiterlesen

Los, Halt, Los, Halt!

Die Ame­ri­ka­ner haben die Imp­fun­gen mit dem John­son & John­son-Impf­stoff „pau­sert“, wegen des Ver­dachts auf Neben­wir­kun­gen im Bereich eins zu einer Mil­li­on. Das Umsprin­gen der Ampel dafür zwi­schen Grün und Rot ist kaum ratio­nal begründ­bar, son­dern Aus­druck eines unste­ten Durch­re­gie­rens, das nicht zuge­ben kann, was es nicht weiß.

Ges­tern mor­gen [Dienstag–der Arti­kel soll­te zuerst auf Ach­gut erschei­nen] wäre ich mit mei­ner Covid-19-Imp­fung dran gewe­sen. Ich hat­te mir extra die Apo­the­ke in einem Sam’s Club—so eine Art ame­ri­ka­ni­sches Äqui­va­lent der Metro—ausgesucht, weil man aus den Ver­füg­bar­keits­da­ten erken­nen konn­te, dass die nur John­son & John­son haben, die Sache also mit einem Besuch erle­digt wäre, und dafür eine län­ge­re Anfahrt in Kauf genom­men. Am Ein­gang war noch ein gro­ßes Wer­be­schild ange­bracht, dass die Impf­stof­fe „sicher und effek­tiv“ sei­en, so wie auch auf der Fahrt meh­re­re Pla­ka­te an der Auto­bahn mich zum Imp­fen­las­sen auf­for­der­ten. Am Schal­ter sah es dann aber anders aus, und mir wur­de gesagt, dass seit dem Mor­gen die Imp­fung „pau­siert“ wür­de, ich also nichts bekom­men wür­de. Zwei Stun­den umsonst gefahren.

Die­se klei­ne Epi­so­de illus­triert den Zen­tral­pla­nungs­wahn­sinn, der bei den „Coro­na-Maß­nah­men“ so ger­ne die Ampel für aller­lei Din­ge ziem­lich will­kür­lich zwi­schen Rot und Grün umsprin­gen lässt, obwohl sich die Daten­la­ge und das Ver­ständ­nis der Sache nicht wirk­lich ver­än­dert haben.

„Fül­le von Vorsicht“

Anlass der Impf­pau­se war, dass bei rund sie­ben Mil­lio­nen in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten ver­ab­reich­ten Impf­do­sen sechs Fäl­le gemel­det wur­den, in denen spe­zi­el­le Vari­an­ten von Blut­ge­rinn­seln auf­ge­tre­ten waren, bei denen die übli­che Behand­lung mit Hepa­rin die Sache eher ver­schlim­mert als ver­bes­sert. Die CDC und FDA emp­fah­len dann „aus einer Fül­le von Vor­sicht“ eben die­se Pau­se. Die genann­ten sechs Fäl­le waren alle­samt bei Frau­en zwi­schen 18 und 48, so dass man da an Par­al­le­len zu den bekann­ten Risi­ken von Blut­ge­rinn­seln von der Kom­bi­na­ti­on aus hor­mo­nel­ler Emp­fäng­nis­ver­hü­tung und Rau­chen, aber auch von nur einem die­ser Fak­to­ren allei­ne, den­ken kann. Die­se Risi­ken sind zwar nicht rie­sig, aber doch eher im Bereich eins zu tau­send, wäh­rend die gemel­de­ten Ereig­nis­se bis zu zwei Wochen nach der Imp­fung im Bereich eins zu einer Mil­li­on lie­gen. „Los, Halt, Los, Halt!“ weiterlesen

Zwan­zig Jah­re Sind Genug

Prä­si­dent Biden ver­spricht den Abzug der ame­ri­ka­ni­schen Trup­pen aus Afgha­ni­stan bis zum 11. Sep­tem­ber. Die Wahl des Datums ist bizarr, aber der Abzug war seit neun­zehn Jah­ren überfällig.

In einem Fall erfreu­li­cher Kon­ti­nui­tät zwi­schen den Regie­run­gen Trump und Biden hat der ame­ri­ka­ni­sche Prä­si­dent sich dar­auf fest­ge­legt, bis zum 11. Sep­tem­ber, dem zwan­zigs­ten Jah­res­tag der kriegs­aus­lö­sen­den Anschlä­ge, die ame­ri­ka­ni­schen Trup­pen aus Afgha­ni­stan zurück­zu­zie­hen, was auch das Ende des deut­schen Man­dats in die­sem Land bedeu­ten dürfte.

Die Moti­va­ti­on für die ers­te Pha­se des Krie­ges direkt nach den Anschlä­gen war klar, berech­tigt, und fand die Zustim­mung und Mit­ar­beit einer brei­ten Staa­ten­ge­mein­schaft. Die damals in Afgha­ni­stan herr­schen­den Tali­ban boten Osa­ma bin Ladens al-Qai­da eine Ope­ra­ti­ons­ba­sis und Schutz als Gäs­te. Das konn­ten die Ver­ei­nig­ten Staa­ten und die Staa­ten­ge­mein­schaft nicht hin­neh­men. Das aus die­sem Sach­ver­halt fol­gen­de Ziel nicht nur der Ent­mach­tung, son­dern der Bestra­fung oder Ver­nich­tung von al-Qai­da und Tali­ban wur­de im Wesent­li­chen schon nach star­ken zwei Mona­ten erreicht. Mit der Schlacht von Tora Bora im Dezem­ber, auch unter deut­scher Betei­li­gung, waren Qai­da und Tali­ban wesent­lich geschwächt und auch ein erheb­li­cher Blut­zoll von ihnen gefor­dert worden.

Ein Äqui­va­lent der Hunnenrede

Der ame­ri­ka­ni­sche Sän­ger Toby Keith setz­te die­ser ers­ten Pha­se des Krie­ges, die im Wesent­li­chen eine erfolg­rei­che Straf­ex­pe­di­ti­on war, ein musi­ka­li­sches Denk­mal in sei­nem Lied ‚Cour­te­sy Of The Red, White And Blue (The Angry Ame­ri­can)‘, wenn man so will ein musi­ka­li­sches Äqui­va­lent der Hun­nen­re­de Kai­ser Wil­helms II.:

Toby Keith: ‚Cour­te­sy Of The Red, White And Blue (The Angry American)‘

Das im Lied beschrie­be­ne gro­ße Feu­er­werk fand auch tat­säch­lich statt, zum Bei­spiel mit dem im Grun­de eher sym­bo­li­schen, aber trotz­dem nicht weni­ger spek­ta­ku­lä­ren Ein­satz der BLU-82 ‚Dai­sy Cut­ter‘, einer Bom­be, die so lächer­lich groß ist, dass sie nur von Trans­port­flug­zeu­gen ins Ziel gebracht wer­den kann, mit ent­spre­chen­dem Knall­ef­fekt. „Zwan­zig Jah­re Sind Genug“ weiterlesen

Sol­da­tin­nen, Pries­ter­kin­der und Meg­han Markle

Es fällt mir schwer, aus­ge­rech­net mit Her­zo­gin Meg­han beson­de­res Mit­leid zu haben. Den­ken wir doch lie­ber ein­mal an unse­re Sol­da­ten und ihre Fami­li­en, an Pries­ter­kin­der, auch an die Fami­li­en, von denen ein Mit­glied im Gefäng­nis oder der Psych­ia­trie sitzt.

Die Schau­spie­le­rin und Her­zo­gin Meg­han Mark­le und ihr Mann Prinz Har­ry haben mit einem Inter­view über Mar­kles unglück­li­ches Lebens als Mit­glied des bri­ti­schen Königs­hau­ses hohe Wel­len geschla­gen. Bei aller Sym­pa­thie für die Schwie­rig­kei­ten, die das Ein­hei­ra­ten in eine sol­che Insti­tu­ti­on macht, möch­te ich Ihre Auf­merk­sam­keit lie­ber auf die Mil­lio­nen von Men­schen len­ken, die ähn­li­che Schwie­rig­kei­ten erfah­ren, aber nicht im Ent­fern­tes­ten die Res­sour­cen und Mög­lich­kei­ten des Ehe­paa­res Sus­sex haben.

Gie­ri­ge Institutionen

Von dem deutsch-ame­ri­ka­ni­schen Sozio­lo­gen Lewis A. Coser (wie so vie­le Intel­lek­tu­el­le ein Ver­lust Deutsch­lands an Ame­ri­ka durch die Nazis) gibt es ein lesens­wer­tes Buch Gree­dy Insti­tu­ti­ons: Pat­terns of Undi­vi­ded Com­mit­ment, das, wie der Titel besagt, gie­ri­ge Insti­tu­tio­nen behan­delt, die einen prin­zi­pi­ell voll­stän­di­gen Anspruch auf die Zeit und Selbst­be­stim­mung ihrer Mit­glie­der erhe­ben. Die­se gie­ri­gen Insti­tu­tio­nen unter­schie­den sich von dem bekann­te­ren Modell der tota­len Insti­tu­tio­nen des Sozio­lo­gen Erving Goff­man, exem­pla­risch Gefäng­nis­se und psych­ia­tri­sche Kli­ni­ken, wesent­lich dadurch, dass die Mit­glied­schaft frei­wil­lig ist und von den Mit­glie­dern oft­mals als gro­ße Ehre emp­fun­den wird. Auch wenn man die Insti­tu­ti­on ver­las­sen dürf­te, man will es nicht. „Sol­da­tin­nen, Pries­ter­kin­der und Meg­han Mark­le“ weiterlesen