Der Hass wird Geschürt

Der Spie­gel berich­tet ‚Repu­bli­ka­ner schü­ren den Hass auf den Stra­ßen‘, mit einem fröh­li­chen Auto­kor­so und Wahl­kampf­be­haup­tun­gen der Gegen­sei­te als ein­zi­gen ‚Bele­gen‘. Ein Bei­spiel für die Arbeits­tech­nik der Qualitätspresse.

Am Mitt­woch berich­te­te ich von der Tech­nik der Mas­sen­me­di­en, ten­den­ziö­se Über­schrif­ten für Arti­kel zu ver­wen­den, die sich nur wenig mit dem Inhalt des fol­gen­den Arti­kels decken. Am Don­ners­tag berich­te­te ich von der Tech­nik der Täter-Opfer-Umkehr. Der Spie­gel kom­bi­niert heu­te bei­de Tech­ni­ken aufs Schöns­te mit einem Arti­kel ‚Repu­bli­ka­ner schü­ren den Hass auf den Stra­ßen‘.

Liest man dann den Arti­kel, dann sieht man ein Pho­to und ein Video eines Auto­kor­sos in Port­land mit vie­len ame­ri­ka­ni­schen Flag­gen und Schil­dern wie ‚Ich lie­be Prä­si­dent Trump‘, Flag­gen mit der ‚thin blue line‘, wel­che die Unter­stüt­zung der Poli­zei zum Aus­druck brin­gen sol­len, und so wei­ter. ‚Hass‘ ist da kei­ner zu erkennen.

Das gibt es übri­gens nicht nur als Auto­kor­so, son­dern in vie­len Küs­ten­städ­ten und auf grö­ße­ren Seen hal­ten Ame­ri­ka­ner Kor­sos mit Boo­ten ab, in denen sie ihr Land und ihren Prä­si­den­ten fei­ern, ohne erkenn­ba­ren ‚Hass‘, dafür fried­lich und fröh­lich, und teil­wei­se mit über tau­send Boo­ten:

In den deut­schen Qua­li­täts­pres­se habe ich davon aus mir uner­find­li­chen Grün­den nicht viel gelesen.

Ist Getö­tet­wer­den inzwi­schen das ‚Schü­ren von Hass‘?

Wei­ter berich­tet der Arti­kel, dass eine Per­son in einem T‑Shirt einer unbe­kann­ten, angeb­lich rechts­extre­men Grup­pe getö­tet wor­den sei, unter noch unge­klär­ten Umstän­den. Ein­mal ange­nom­men, die Grup­pe sei rechts­extrem und die Per­son sei gleich­zei­tig Repu­bli­ka­ner, wäre dann getö­tet zu wer­den inzwi­schen schon das ‚Schü­ren von Hass‘?

Schließ­lich wer­den, als wohl ein­zi­ge ‚Bele­ge‘ der Behaup­tung der Über­schrift, der Bür­ger­meis­ter von Port­land Ted Whee­ler und der Wahl­kampf-Her­aus­for­de­rer des Prä­si­den­ten, Joe Biden, zitiert, die in der Tat bei­de behaup­te­ten, der Prä­si­dent schü­re Hass, die aber eben auch bei­de Wahl­kampf gegen ihn machen. Eine irgend­wie gear­te­te Über­prü­fung oder fak­ten­ba­sier­te Bewer­tung die­ser Behaup­tung fin­det nicht statt.

Der Hass wird in der Tat geschürt, aber im vor­lie­gen­den Fall zunächst ein­mal von einem Blatt, das sich nicht mehr zu scha­de ist, offen die Bil­der­spra­che des ‚Stür­mer‘ zu kopie­ren.