Kein Krieg – „aus den fal­schen Motiven“

Es gibt im Ame­ri­ka­ni­schen die Dia­gno­se des ‚Trump Der­an­ge­ment Syn­drom‘, die Trump-Stö­rung, bei der sich Men­schen in den absur­des­ten Anschul­di­gun­gen ver­lie­ren, wie böse Donald Trump sei. Der Schrift­stel­ler Micha­el Cun­ning­ham lei­det ganz offen­sicht­lich dar­un­ter. In einem Inter­view mit der Welt erklär­te er näm­lich: „Trump hat Ame­ri­ka nicht in einen Krieg geführt – doch aus den fal­schen Moti­ven.“ Zu so einer Aus­sa­ge, ver­bun­den mit einem Hit­ler­ver­gleich Trumps, gehört dann doch eine erheb­li­che Stö­rung nor­ma­ler Gedan­ken­vor­gän­ge. Der eine hat den zwei­ten Welt­krieg samt Völ­ker­mord ange­fan­gen, und der ande­re hat als ers­ter Prä­si­dent seit Richard Nixon sein Land in kei­nen neu­en Krieg geführt – das macht in die­ser ver­wor­re­nen Gedan­ken­welt irgend­wie Trump wie Hitler.

(Der Ehr­lich­keit hal­ber sei ange­merkt, dass ich mir die Bezahl­schran­ke zum vol­len Inter­view nicht ange­tan habe. Der Anfang reicht.)

Erz­e­in­sei­ti­ge Berichterstattung

Die deut­sche Qua­li­täts­pres­se berich­tet über klei­ne­re Demons­tra­tio­nen mit „Pus­sy-Hüten“, ver­schwen­det aber kein Wort auf die spek­ta­ku­lä­ren Para­den von Unter­stüt­zern des Prä­si­den­ten Trump. Als Wurf­ge­schoss auf den trans­at­lan­ti­schen Feind kommt die sonst nicht genutz­te Voka­bel „erz­kon­ser­va­tiv“ zum Zuge.

Die FAZ wie auch der Spie­gel berich­ten von den Demons­tra­tio­nen des Women’s March gegen Donald Trump. Laut den übli­cher­wei­se eher opti­mis­ti­schen Anga­ben der Ver­an­stal­ter sol­len es über hun­dert­tau­send Demons­tran­ten über hun­der­te von Städ­te ver­teilt gewe­sen sein, aller­dings mit ört­lich doch begrenz­ter Betei­li­gung: „Allein in Tuc­son, Ari­zo­na, sol­len mehr als 500 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer gekom­men sein.“ Nun ja.

Es spricht nun eigent­lich nichts dage­gen, über die­se Demons­tra­tio­nen zu berich­ten, aber es zeigt sich hier eine gewis­se Selek­ti­vi­tät. Man scheint näm­lich in der deut­schen Qua­li­täts­pres­se schlicht­weg gar nichts über die gro­ßen, gut­ge­laun­ten Para­den zur Unter­stüt­zung des Prä­si­den­ten und zur gleich­zei­ti­gen Fei­er der Ver­ei­nig­ten Staa­ten zu fin­den. Das sah heu­te in Flo­ria so aus:

Ein Meer aus Flag­gen und Trans­pa­ren­ten, Unter­stüt­zung des Prä­si­den­ten und Patrio­tis­mus, und fro­hen Men­schen. Nun hat nicht jeder ein Boot oder ein Meer, und in länd­li­chen Gegen­den hal­ten für die­se Para­den dann schon­mal die Trak­to­ren her: „Erz­e­in­sei­ti­ge Bericht­erstat­tung“ weiterlesen

Lap­top mit Wasserschaden

Auf ver­schlun­ge­nen Wegen tauch­te ein Lap­top mit belas­ten­den Doku­men­ten gegen die Fami­lie Biden auf, deren Echt­heit zwar kaum zu bestä­ti­gen ist, aber auch nicht demen­tiert wird. Soll­ten die Doku­men­te echt sein, dann wür­den sie eine erstaun­lich pro­fi­ta­ble Ver­kaufs­ma­schi­ne für Ein­fluss und Ver­bin­dun­gen illus­trie­ren. Mitt­ler­wei­le machen die eta­blier­ten Medi­en bezüg­lich die­ses The­mas ein­fach zu und gefähr­den damit ihre Existenzgrundlage.

Letz­ten Herbst habe ich Ihnen (auf Ach­gut) anläss­lich des damals ein­ge­lei­te­ten und schließ­lich erwart­bar im San­de ver­lau­fe­nen Amts­ent­he­bungs­ver­fah­rens gegen Prä­si­dent Donald Trump aus­ein­an­der­ge­setzt, wie die Rol­len von Trumps Her­aus­for­de­rer Joe Biden und sei­nes Soh­nes Hun­ter in der Ukrai­ne-Affä­re weit­aus mehr Fra­gen auf­war­fen als der im Amts­ent­he­bungs­ver­fah­ren erfolg­los ange­klag­te Anruf Trumps bei sei­nem ukrai­ni­schen Amts­kol­le­gen. Ein Jahr spä­ter und pünkt­lich zur hei­ßen Pha­se des Wahl­kampfs gibt es dazu neue, pikan­te Details, die ich Ihnen nicht vor­ent­hal­ten möch­te, all­die­weil sie aus noch zu beleuch­ten­den Grün­den in den tra­di­tio­nel­len wie den sozia­len Medi­en offen­bar plan­voll ver­drängt werden.

Lap­top abge­ge­ben und nicht abgeholt

Die Quel­le die­ser neu­en Geschich­ten ist etwas nebu­lös. Sie führt über das Bou­le­vard­blatt New York Post, das offen­bar eine Kopie des Inhalts eines Lap­tops erhal­ten hat, der schon im April 2019 in einem Repa­ra­tur­ge­schäft mit einem Was­ser­scha­den abge­ge­ben und nicht mehr abge­holt wur­de. Irgend­wann ging dann man­gels Abho­lung und Bezah­lung der Rech­nung das Eigen­tum an das Geschäft über, wel­ches eine Mar­kie­rung der Beau Biden Stif­tung und inter­es­san­te Datei­en ent­deck­te. „Lap­top mit Was­ser­scha­den“ weiterlesen

Bezwin­gen, zer­stö­ren, aus­schnei­den, weg­strah­len: Die Selbstra­di­ka­li­sie­rung der Satten

Ein erfolg­rei­cher ame­ri­ka­ni­scher Sport- und Poli­tik­mo­de­ra­tor bezeich­net poli­ti­sche Geg­ner als „Maden“, die er „ent­fer­nen“ wol­le. Ein Urge­stein der CDU bezeich­net die eige­nen Par­tei­freun­de als „Krebs­ge­schwür“, das zu ver­nich­ten sei. Woher kom­men die Ver­nich­tungs­phan­ta­sien der eigent­lich satu­rier­ten ehe­ma­li­gen respek­ta­blen Mitte?

Ich möch­te Ihnen einen neu­en Tief­punkt der poli­ti­schen Kul­tur nicht vor­ent­hal­ten. Das fol­gen­de Video ist ein Kom­men­tar von Keith Olber­mann, einem extrem erfolg­rei­chen Sport- und Nachrichtenjournalisten:

Hier ist mei­ne deut­sche Über­set­zung: „Bezwin­gen, zer­stö­ren, aus­schnei­den, weg­strah­len: Die Selbstra­di­ka­li­sie­rung der Sat­ten“ weiterlesen

„Nein, sie ver­die­nen es nicht“: Biden legt eine Schip­pe drauf

Joe Biden hat sich dazu hin­rei­ßen las­sen, in einem Inter­view zu erklä­ren, die Wäh­ler ver­dien­ten es nicht, sei­ne Mei­nung zum Stop­fen des Obers­ten Gerichts­hofs zu erfah­ren. Obwohl eine Fort­set­zung bestehen­der Fehl­ent­wick­lun­gen ist dies eine Belei­di­gung der Wäh­ler, als ob er die Wahl absicht­lich ver­lie­ren wollte.

Letz­ten Don­ners­tag berich­te­te ich über die Wei­ge­rung erst Joe Bidens und dann wesent­lich deut­li­cher und auch auf Nach­fra­ge sei­ner Vize­prä­si­den­ten­kan­di­da­tin Kama­la Har­ris, Aus­kunft dar­über zu geben, ob sie vor­hät­ten, den Obers­ten Gerichts­hof zu „stop­fen“, also durch eine Erhö­hung der Zahl der Rich­ter und poli­tisch geneh­me Ernen­nun­gen zu neu­tra­li­sie­ren. Es war unver­meid­lich, dass dazu wei­te­re Nach­fra­gen kämen.

Nun hat Biden eine Schip­pe auf das Bis­he­ri­ge drauf­ge­legt: Er hat sich dazu ver­stie­gen, zu behaup­ten, die Wäh­ler wür­den es „nicht ver­die­nen“, zu erfah­ren, ob er einen min­des­tens sehr dras­ti­schen Schritt, nach Ansicht vie­ler Ame­ri­ka­ner einen Anschlag auf die Ver­fas­sung und die Gewal­ten­tei­lung, plant. „„Nein, sie ver­die­nen es nicht“: Biden legt eine Schip­pe drauf“ weiterlesen

Rosi­nen­bom­ber wird 100!

Das Leben kann auch gerecht sein. Gail S. Hal­vor­sen, der ame­ri­ka­ni­sche Pilot, der bei der Ber­li­ner Luft­brü­cke als ers­ter auf die Idee kam, im Lan­de­an­flug Süßig­kei­ten auf zuschau­en­de Kin­der abzu­wer­fen, wird heu­te 100 Jah­re alt und erfreut sich einer Nach­kom­men­schaft, die auf knapp 100 Men­schen zugeht. Moser gra­tu­liert von Her­zen! (Der ver­link­te Arti­kel hat ein aktu­el­les Pho­to des rüs­ti­gen Rentners.)

Har­ris gegen Pence: Die Gewal­ten­tei­lung und das gro­ße Schweigen

In der Debat­te der Kan­di­da­ten für das Amt des ame­ri­ka­ni­schen Vize­prä­si­den­ten hat die Demo­kra­ti­sche Kan­di­da­tin Kama­la Har­ris drei­mal kei­ne Ant­wort dar­auf gege­ben, ob die Demo­kra­ten den Obers­ten Gerichts­hof durch ‚court pack­ing‘ aus­schal­ten wür­den. Die­se von Demo­kra­ti­schen Spit­zen­po­li­ti­kern vor­ge­schla­ge­ne Pra­xis wäre ein nur schwer wie­der rück­gän­gig zu machen­der Angriff auf die Gewal­ten­tei­lung und die Legi­ti­mi­tät des Obers­ten Gerichts­hofs. Auch Joe Biden woll­te die Fra­ge, ob er das vor­ha­be, vor einer Woche nicht beantworten.

Heu­te mor­gen (deut­scher Zeit) ging die Debat­te der bei­den Kan­di­da­ten für das Amt des Vize­prä­si­den­ten der Ver­ei­nig­ten Staa­ten, Her­aus­for­de­rin Kama­la Har­ris gegen Amts­in­ha­ber Mike Pence, über die Büh­ne. Die gute Nach­richt zuerst: Es war im Gegen­satz zur ers­ten Debat­te Biden gegen Trump eine zivi­li­sier­te Ver­an­stal­tung. Hier kön­nen Sie die Debat­te sel­ber ansehen:

Bei­de Kan­di­da­ten sind häu­fig Fra­gen aus­ge­wi­chen, und wegen der rela­tiv gerin­gen Bedeu­tung des Vize­prä­si­den­ten­am­tes war es zu gro­ßen Tei­len eine Stell­ver­tre­ter­de­bat­te über die Kan­di­da­ten für das Prä­si­den­ten­amt. Soweit, so abseh­bar. „Har­ris gegen Pence: Die Gewal­ten­tei­lung und das gro­ße Schwei­gen“ weiterlesen

Zwei unge­zo­ge­ne alte Männer

Die ers­te Debat­te der Kan­di­da­ten für das Amt des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten ver­lief ent­täu­schend. Frü­her gab es im Degen­fech­ten bei prak­tisch gleich­zei­ti­gen Tref­fern das Ergeb­nis der Dop­pel­nie­der­la­ge, die bei­den Kon­tra­hen­ten auf einem Wet­te­be­werb als Minus­punk­te ange­rech­net wur­de. So soll­te man die­se Debat­te wohl auch werten.

Die ers­te Debat­te der Kan­di­da­ten für das Amt des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten ver­lief ent­täu­schend. Hier kön­nen Sie sie sehen:

Auf­fal­lends­tes Merk­mal ist zunächst, dass bei­de Kan­di­da­ten sich sehr schlecht benom­men haben und stän­dig nicht nur ein­an­der, son­dern auch dem Mode­ra­tor Chris Wal­lace ins Wort fie­len, der dann sei­ner­seits nahe am Brül­len war. Das will man sei­nen Kin­dern nicht als Stern­stun­de von Demo­kra­tie und Debat­ten­kul­tur zeigen.

Nicht lus­tig, son­dern unanständig

Donald Trump ist natür­lich schon vor vier Jah­ren mit schlech­tem Beneh­men Prä­si­dent gewor­den, aber damals gelang es ihm, als bru­ta­ler Belei­di­gungs­ko­mi­ker mit der Prä­zi­si­on eines Scharf­schüt­zen und der Wucht eines Dampf­ham­mers tat­säch­li­che Schwä­chen sei­ner Geg­ner bru­tal und lus­tig zu benen­nen. Der ein­zi­ge, der ihm damals ein­mal Paro­li geben konn­te, war Mar­co Rubio, der neben poli­ti­schen Angrif­fen auch die Fra­ge the­ma­ti­sier­te, ob außer Trumps Hän­den auch ein ande­res sei­ner Kör­per­tei­le klein sei, und der hat sich am nächs­ten Tag dafür ent­schul­digt, das sei nicht sein Stil. Die­ses Mal wirk­te Trump ein­fach unge­zo­gen, aber nicht lus­tig und auch nicht treff­si­cher. „Zwei unge­zo­ge­ne alte Män­ner“ weiterlesen

Hoff­nung und Furcht in Zahlen

Der Akti­en­markt auf einem neu­en Höchst­stand, Rekord­ver­käu­fe an Waf­fen und das Auf­ho­len Donald Trumps auf den Wett­märk­ten: All dies deu­tet dar­auf hin, dass die Ame­ri­ka­ner sich wie 1968, als Richard Nixon gewann, eine Rück­kehr zu Pro­spe­ri­tät und Ruhe wünschen. 

Ges­tern kamen drei Zah­len aus Ame­ri­ka, die einen Ein­blick in den Zustand der dor­ti­gen Volks­see­le geben mögen:

Der Akti­en­in­dex S&P 500 hat einen neu­en Rekord­stand von 3.580 erreicht. Er liegt damit unter Ein­be­zie­hung von Divi­den­den knap­pe 7% über dem Vor-Covid-Höchst­stand vom 19. Febru­ar. Das hängt einer­seits natür­lich mit der locke­ren Geld­po­li­tik zusam­men, zeigt ande­rer­seits aber im Anstieg der letz­ten Tage einen posi­ti­ve, fast schon eupho­ri­sche Stim­mung der Markt­teil­neh­mer an. Sie gehen offen­bar von einer raschen wirt­schaft­li­chen Erho­lung aus und fra­gen Akti­en­in­ves­ti­tio­nen im Ver­gleich zu vor­her stär­ker nach als liqui­de Bar­mit­tel. Wei­ter­hin rech­nen die Märk­te wohl mit stark ver­bes­ser­ten Chan­cen des Prä­si­den­ten auf eine Wie­der­wahl im Novem­ber. „Hoff­nung und Furcht in Zah­len“ weiterlesen

Der Hass wird Geschürt

Der Spie­gel berich­tet ‚Repu­bli­ka­ner schü­ren den Hass auf den Stra­ßen‘, mit einem fröh­li­chen Auto­kor­so und Wahl­kampf­be­haup­tun­gen der Gegen­sei­te als ein­zi­gen ‚Bele­gen‘. Ein Bei­spiel für die Arbeits­tech­nik der Qualitätspresse.

Am Mitt­woch berich­te­te ich von der Tech­nik der Mas­sen­me­di­en, ten­den­ziö­se Über­schrif­ten für Arti­kel zu ver­wen­den, die sich nur wenig mit dem Inhalt des fol­gen­den Arti­kels decken. Am Don­ners­tag berich­te­te ich von der Tech­nik der Täter-Opfer-Umkehr. Der Spie­gel kom­bi­niert heu­te bei­de Tech­ni­ken aufs Schöns­te mit einem Arti­kel ‚Repu­bli­ka­ner schü­ren den Hass auf den Stra­ßen‘.

Liest man dann den Arti­kel, dann sieht man ein Pho­to und ein Video eines Auto­kor­sos in Port­land mit vie­len ame­ri­ka­ni­schen Flag­gen und Schil­dern wie ‚Ich lie­be Prä­si­dent Trump‘, Flag­gen mit der ‚thin blue line‘, wel­che die Unter­stüt­zung der Poli­zei zum Aus­druck brin­gen sol­len, und so wei­ter. ‚Hass‘ ist da kei­ner zu erkennen.

Das gibt es übri­gens nicht nur als Auto­kor­so, son­dern in vie­len Küs­ten­städ­ten und auf grö­ße­ren Seen hal­ten Ame­ri­ka­ner Kor­sos mit Boo­ten ab, in denen sie ihr Land und ihren Prä­si­den­ten fei­ern, ohne erkenn­ba­ren ‚Hass‘, dafür fried­lich und fröh­lich, und teil­wei­se mit über tau­send Boo­ten:

In den deut­schen Qua­li­täts­pres­se habe ich davon aus mir uner­find­li­chen Grün­den nicht viel gele­sen. „Der Hass wird Geschürt“ weiterlesen