Rechts­schutz­ver­si­che­rung für die bes­se­ren Krei­se: Mil­lio­nen­stra­fen eingeschlossen

Die Ver­fah­ren wegen Markt­ma­ni­pu­la­ti­on gegen die Chefs des Auf­sichts­rats und des Vor­stands von Volks­wa­gen wur­den gegen Zah­lung von vier­ein­halb Mil­lio­nen Euro pro Nase ein­ge­stellt. Volks­wa­gen über­nimmt die­se Auf­la­gen auch gleich noch. Das ist eine mil­lio­nen­schwe­re Gehalts­zu­la­ge wegen schwer­wie­gen­der Vor­wür­fe kri­mi­nel­ler Handlungen.

Die Chefs des Auf­sichts­rats und des Vor­stands von Volks­wa­gen, Hans Die­ter Pötsch und Her­bert Diess, haben mit der Staats­an­walt­schaft Braun­schweig eine Eini­gung zur Ein­stel­lung der Ver­fah­ren wegen Markt­ma­ni­pu­la­ti­on gegen sie gegen Zah­lung von vier­ein­halb Mil­lio­nen Euro pro Kopf erreicht. Der Kicker: Der Auf­sichts­rat hat beschlos­sen, dass die­se Geld­auf­la­gen vom Unter­neh­men bezahlt wer­den sol­len. „Rechts­schutz­ver­si­che­rung für die bes­se­ren Krei­se: Mil­lio­nen­stra­fen ein­ge­schlos­sen“ weiterlesen

Fan­gen Sie den Tag mit einer erle­dig­ten Auf­ga­be an…

Hier ist eine etwas melo­dra­ma­ti­sche Auf­be­rei­tung der Rede von Admi­ral Wil­liam H. McRa­ven an die Absol­ven­ten der Uni­ver­si­ty of Texas in Aus­tin 2014. Er dreht auch schon ohne die unter­leg­te Musik etwas auf, aber sei­ne Beob­ach­tun­gen ent­spre­chen dem, was mir Sol­da­ten in Spe­zi­al­kräf­ten oder auch Astro­nau­ten und vor­he­ri­ge Kampf­pi­lo­ten, mit denen ich beruf­lich oder beim Hob­by zu tun hat­te, auch erzähl­ten. Und ein­mal im Ernst: Kön­nen Sie sich eine sol­che Rede eines Gene­rals oder Admi­rals der Bun­des­wehr vorstellen?

Admi­ral Wil­liam H. McRa­ven, Rede an die Absol­ven­ten der Uni­ver­si­ty of Texas/Austin 2014 

(Neben­bei bemerkt: Die Tran­skrip­ti­on „Coxon“ in den Unter­ti­teln meint den ‚coxswain‘, also den Steu­er­mann, was in der Tat ‚coxon‘ aus­ge­spro­chen, aber eben nicht so geschrie­ben wird.)

Der Bun­des­rat zwi­schen Spie­ßer­tum und Klimapanik

Der Bun­des­rat will Fahr­ver­bo­te für Motor­rä­der mit Ver­bren­ner­mo­tor an Sonn- und Fei­er­ta­gen. Es scheint dabei mehr um die Spaß­brem­se an sich zu gehen als um rück­sichts­lo­se Fahrer.

Der Corona-„Lockdown“ ent­spricht eigent­lich genau den For­de­run­gen, in dem sich bei alt­ge­wor­de­nen Links­al­ter­na­ti­ven bie­der­mei­er­li­ches Spie­ßer­tum und Kli­ma­pa­nik tref­fen: Zuhau­se blei­ben, Klap­pe hal­ten, Spaß im Frei­en ist ver­bo­ten. Die Bedro­hung durch Covid-19 wird sich aber nicht dau­er­haft als Argu­ment hal­ten las­sen, und so berei­tet der Bun­des­rat schon ein­mal den Nach­schlag vor, dies­mal mit Bezug auf Motor­rad­fah­rer in einer der Bun­des­re­gie­rung zuge­lei­te­ten (aber ansons­ten unver­bind­li­chen) Ent­schlie­ßung. „Der Bun­des­rat zwi­schen Spie­ßer­tum und Kli­ma­pa­nik“ weiterlesen

Sie hat uns alles gege­ben: Bar­ba­ra Bor­chardt als Verfassungsrichterin

Bar­ba­ra Bor­chardt, neu­ge­wähl­te Ver­fas­sungs­rich­te­rin in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, hat jede ein­zel­ne Stel­le ihres Lebens aus der Hand der SED erhal­ten. Am schul­digs­ten Respekt einer Par­tei­sol­da­tin lässt sie es nicht feh­len. Das ist nicht nur ihre Haupt‑, son­dern ihre ein­zi­ge Qualifikation.

„Sie hat uns alles gege­ben“ fängt das ‚Lied der Par­tei‘ an, und for­dert zu dem­entspre­chen­der Dank­bar­keit und demü­tigs­tem Gehor­sam auf, auch wenn man mit sei­ner begrenz­ten Ver­nunft den Wil­len der „Mut­ter der Mas­sen“ ein­mal nicht ver­ste­hen kön­ne. Im zwei­ten Anlauf wur­de Bar­ba­ra Bor­chardt zur Ver­fas­sungs­rich­te­rin in Meck­len­burg-Vor­pom­mern gewählt. Ihr hat in der Tat die SED alles gege­ben, und am schul­digs­ten Respekt einer Par­tei­sol­da­tin lässt sie es nicht fehlen.

Die Bio­gra­phie Frau Bor­chardts war durch einen frü­hen Bruch bestimmt. Mit acht­zehn wur­de sie unge­wollt schwan­ger, und sie hat sich – es gibt auch unein­ge­schränkt Posi­ti­ves aus ihrem Leben zu berich­ten – für ihr Kind und gegen eine real­so­zia­lis­ti­sche Abtrei­bung ent­schie­den. Nach zwei Jah­ren hat­te die jun­ge Fami­lie immer noch kei­ne eige­ne Woh­nung, aber dann bot sich eine Gele­gen­heit: „Sie hat uns alles gege­ben: Bar­ba­ra Bor­chardt als Ver­fas­sungs­rich­te­rin“ weiterlesen

Wir bestel­len, ande­re bezahlen

Prä­si­dent Macron ist gegen „die Logik des Mark­tes“ bei der Ver­tei­lung von Impf­stof­fen. Eine bes­se­re Logik hat er nicht anzubieten.

Emma­nu­el Macron ist ver­är­gert über die Ankün­di­gung des fran­zö­si­schen Unter­neh­mens Sano­fi, dass die Ver­ei­nig­ten Staa­ten im Erfolgs­fall zuerst den Impf­stoff gegen SARS-CoV‑2 erhal­ten wür­den, an des­sen Ent­wick­lung sie sich über das BAR­DA-Pro­gramm schon seit Febru­ar finan­zi­ell betei­li­gen. Sein Argu­ment ist, dass „es Berei­che wie das Gesund­heits­we­sen gibt, deren Funk­tio­nie­ren nicht von der Logik des Mark­tes abhän­gen darf.“ „Wir bestel­len, ande­re bezah­len“ weiterlesen

Die Ver­nich­tung der AfD

In der FAZ kom­men­tiert Micha­el Han­feld, die AfD habe „nichts drauf“, weil sie den öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk „ver­nich­ten“ wol­le. Muss die­se Ver­ro­hung der Spra­che sein, und ist die­se Posi­ti­on illegitim?

Kom­men­ta­re in der Zei­tung dür­fen pole­misch sein. Mei­ne auf die­sem Blog wol­len und sol­len es auch sein. Die FAZ hat aber ein­mal wie­der einen, bei dem die rei­ne grup­pen­be­zo­ge­ne Anti­pa­thie als Gegen­stand der Pole­mik jede Sach­be­zo­gen­heit abge­löst hat.

Micha­el Han­feld hat einen Kom­men­tar mit dem pro­gram­ma­ti­schen Titel ‚Die AfD hat nichts drauf‘, in dem er ihr abspricht, eine trei­ben­de Kraft in der Kri­tik an der Erhö­hung des Rund­funk­bei­trags gewe­sen zu sein. Das ist sach­lich zwei­fel­haft, aber auch nicht der Kern der Kri­tik. Der ist fun­da­men­ta­ler „Die Ver­nich­tung der AfD“ weiterlesen

Zuviel Coun­terstrike gespielt?

Jedes Mal, wenn über den Mord­fall Lüb­cke berich­tet wird, taucht unwei­ger­lich das­sel­be Agen­tur­bild des Beschul­dig­ten samt zwei­er schwer bewaff­ne­ter Poli­zis­ten auf. Sach­li­che Grün­de für die­sen Auf­tritt sind schwer vor­stell­bar. Ist das nicht das Auf­tre­ten der Poli­zei, das sich Ter­ro­ris­ten immer wün­schen, die sich in einem ‚Krieg‘ gegen das ‚Sys­tem‘ sehen und nicht als arm­se­li­ge Gelegenheitsmörder?

Jedes­mal, wenn über den Mord­fall Lüb­cke berich­tet wird, taucht unwei­ger­lich das­sel­be Agen­tur­bild wie­der auf, hier in abge­schnit­te­ner Form auf Twit­ter und im ver­link­ten Arti­kel in vol­ler Größe.

Ich kann mir den Ver­dacht nicht ver­knei­fen, dass da jemand zuviel Coun­terstrike oder der­glei­chen gespielt hat. Ein SCAR wohl in Kali­ber 7,62 mm ist eine ziem­lich klo­bi­ge Waf­fe, mit der man auch auf Distanz Wir­kung ent­fal­ten kann, aber zum Her­um­tra­gen, wäh­rend man gera­de etwas ande­res macht, ist das ziem­lich viel Gewehr. „Zuviel Coun­terstrike gespielt?“ weiterlesen

Lynch­jus­tiz in der Zeitung

Frü­her war es in bes­se­ren Zei­tun­gen ein­mal üblich, vor den „Mör­der“ ein „mut­maß­lich“ zu set­zen, wenn die Vor­wür­fe nicht bewei­sen und die Ermitt­lun­gen noch am Lau­fen sind. Bei der FAZ ist das offen­bar nicht mehr notwendig.

Die FAZ schreibt im Unter­ti­tel eines Arti­kels: „Der Mord an dem jun­gen Jog­ger Ahmaud Arbe­ry ent­setzt vie­le Men­schen in Ame­ri­ka. Wie­der haben Wei­ße einen unbe­waff­ne­ten Schwar­zen erschos­sen, der ein­fach nur lau­fen woll­te.“ Für einen Arti­kel, der spä­ter (wenn auch in einem Zitat) noch das Wort vom „Lynch­mord“ auf­greift, ist die­se Art der Vor­ver­ur­tei­lung der einen Sei­te und des jour­na­lis­ti­schen Frei­spruchs der ande­ren ironisch.

Frü­her war ein­mal das Wort „mut­maß­lich“ üblich

Der Arti­kel sel­ber gibt zu:„den genau­en Ablauf der fol­gen­den Tat müs­sen nun die Ermitt­ler klä­ren.“ Frü­her war es da ein­mal üblich, immer­hin noch das Wort „mut­maß­lich“ vor den „Mord“ oder den „Mör­der“ zu set­zen. Die Ent­schei­dung des Staats­an­walts, nicht wei­ter zu ermit­teln, wur­de viel­fach kri­ti­siert, wohl auch zu Recht. „Lynch­jus­tiz in der Zei­tung“ weiterlesen

Dif­fa­ma­ti­on statt Argumentation

Ein Kom­men­tar in der FAZ beschreibt „Lin­ke, Rech­te, ver­irr­te Libe­ra­le, Anti­fa, Faschis­ten, Eso­te­ri­ker, Impf­geg­ner, Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker“ als „Covidio­ten“. Zu einer ratio­na­len Debat­te trägt das nicht bei.

Die FAZ hat einen Kom­men­tar von Micha­el Han­feld ‚Covidio­ten sind unter uns‘. Mit den ‚Covidio­ten‘ sind offen­bar all jene gemeint, wel­che bei den ‚Coro­na-Maß­nah­men‘ ernst­haf­te Pro­ble­me sehen und sie jeden­falls in ihrer gegen­wär­ti­gen Form und Begrün­dung ableh­nen. Die Front, der „Covidio­ten“, von der Herr Han­feld sich bedroht fühlt, ist in der Tat breit:

Lin­ke, Rech­te, ver­irr­te Libe­ra­le, Anti­fa, Faschis­ten, Eso­te­ri­ker, Impf­geg­ner, Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker. Sie okku­pie­ren die Debat­te. Sie ver­drän­gen ratio­na­les Nach­den­ken und Reden über ange­mes­se­nes staat­li­ches Handeln.

Micha­el Han­feld, ‚Covidio­ten sind unter uns‘, FAZ, 11.05.2020

Jetzt könn­te man eigent­lich mei­nen, dass Ein­wän­de, die von Lin­ken, Rech­ten und Libe­ra­len glei­cher­ma­ßen vor­ge­tra­gen wer­den, doch eine ratio­na­le Aus­ein­an­der­set­zung wert wären. „Dif­fa­ma­ti­on statt Argu­men­ta­ti­on“ weiterlesen

Die Geschlecht­lich­keit ist unan­tast­bar – außer mit dem Skalpell

Der Bun­des­tag hat ein Gesetz zum Schutz vor Kon­ver­si­ons­be­hand­lun­gen beschlos­sen. Es setzt ein zumin­dest begrün­dungs­be­dürf­ti­ges Men­schen­bild vor­aus. Die Aus­nah­men die­ses Geset­zes sind inter­es­san­ter als sei­ne Regel. Die Aus­nah­me für ‚medi­zi­nisch aner­kann­te Stö­run­gen‘ schiebt sitt­li­che Ent­schei­dun­gen auf angeb­li­che Exper­ten ab und wirft Fra­gen auf, wie man bei­spiels­wei­se mit Pädo­se­xu­el­len umzu­ge­hen gedenkt. Fäl­le wie der von Nathan Ver­helst wer­fen schwe­re Zwei­fel an der Ange­mes­sen­heit einer Aus­nah­me aus­ge­rech­net für schwe­re Ope­ra­tio­nen auf.

Der Bun­des­tag hat am 7. Mai einen Gesetz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung „zum Schutz vor Kon­ver­si­ons­be­hand­lun­gen“ ange­nom­men. Er ver­bie­tet angeb­li­che The­ra­pien mit dem Ziel der Ände­rung der sexu­el­len Ori­en­tie­rung oder der selbst­emp­fun­de­nen geschlecht­li­chen Iden­ti­tät bei Min­der­jäh­ri­gen, bei Voll­jäh­ri­gen mit „Wil­lens­man­gel“ und die Wer­bung für sol­che The­ra­pien. Die­ses Gesetz ist inter­es­sant einer­seits als Aus­nah­me von einer weit­ge­hen­den Tole­ranz für Alter­na­tiv­me­di­zin, ande­rer­seits auch wie­der mit sei­nen vor­ge­se­he­nen Aus­nah­men für schwers­te ope­ra­ti­ve Ein­grif­fe. Obwohl es um die Kon­ver­si­ons­the­ra­peu­ten nicht scha­de ist, offen­bart das Gesetz ein ver­que­res Ver­ständ­nis von Geschlecht­lich­keit und Persönlichkeit.

Der Man­gel an Serio­si­tät von selbst­er­nann­ten Hei­lern, die ver­spre­chen, aus Homo­se­xu­el­len Hete­ro­se­xu­el­le machen zu kön­nen, sogar nach Anlie­fe­rung durch die Fami­lie gegen den Wil­len der Betrof­fe­nen, bedarf kei­ner wei­te­ren Dis­kus­si­on. In lus­ti­ger Form wur­de das 1999 in der Sati­re ‚But I’m a Cheer­lea­der‘, in der deut­schen Fas­sung ‚Weil ich ein Mäd­chen bin‘, auf­ge­nom­men, und die Rea­li­tät scheint noch abge­dreh­ter zu sein als die Sati­re. „Die Geschlecht­lich­keit ist unan­tast­bar – außer mit dem Skal­pell“ weiterlesen