Dif­fa­ma­ti­on statt Argumentation

Ein Kom­men­tar in der FAZ beschreibt „Lin­ke, Rech­te, ver­irr­te Libe­ra­le, Anti­fa, Faschis­ten, Eso­te­ri­ker, Impf­geg­ner, Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker“ als „Covidio­ten“. Zu einer ratio­na­len Debat­te trägt das nicht bei.

Die FAZ hat einen Kom­men­tar von Micha­el Han­feld ‚Covidio­ten sind unter uns‘. Mit den ‚Covidio­ten‘ sind offen­bar all jene gemeint, wel­che bei den ‚Coro­na-Maß­nah­men‘ ernst­haf­te Pro­ble­me sehen und sie jeden­falls in ihrer gegen­wär­ti­gen Form und Begrün­dung ableh­nen. Die Front, der „Covidio­ten“, von der Herr Han­feld sich bedroht fühlt, ist in der Tat breit:

Lin­ke, Rech­te, ver­irr­te Libe­ra­le, Anti­fa, Faschis­ten, Eso­te­ri­ker, Impf­geg­ner, Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker. Sie okku­pie­ren die Debat­te. Sie ver­drän­gen ratio­na­les Nach­den­ken und Reden über ange­mes­se­nes staat­li­ches Handeln.

Micha­el Han­feld, ‚Covidio­ten sind unter uns‘, FAZ, 11.05.2020

Jetzt könn­te man eigent­lich mei­nen, dass Ein­wän­de, die von Lin­ken, Rech­ten und Libe­ra­len glei­cher­ma­ßen vor­ge­tra­gen wer­den, doch eine ratio­na­le Aus­ein­an­der­set­zung wert wären. Aber offen­sicht­lich taugt in die­sem Zusam­men­hang schon die Ein­ord­nung in jede belie­bi­ge poli­ti­sche Rich­tung, um jeman­den als Spin­ner abzu­tun. Das ers­te Bei­spiel solch angeb­lich fehl­ge­lei­te­ten Den­kens in Herrn Han­felds Kom­men­tar ist dann auch gleich ein HNO-Arzt, der ja sei­ner Fach­qua­li­fi­ka­ti­on und täg­li­chen Erfah­rung (ein­mal unter­stellt, er prak­ti­zie­re) nach, nicht unbe­dingt weni­ger qua­li­fi­ziert sein muss als ein Journalist.

Herr Han­feld hat recht damit, dass „ratio­na­les Nach­den­ken und Reden über ange­mes­se­nes staat­li­ches Han­deln“ not­tun. Die Ein­ord­nung aller kri­ti­schen Stim­men als „Coro­na-Kri­ti­ker“, „Rum­pel­stilz­chen­treff“, „Anti­fa, Faschis­ten, Eso­te­ri­ker, Impf­geg­ner, Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker“ und auch Anti­se­mi­ten, wie in dem Kom­men­tar gesche­hen, trägt dazu sicher nicht bei. Sie erin­nert viel­mehr an die Zei­le aus dem ‚Lied der Par­tei‘, nach der jeder, der das anders sieht, „dumm oder schlecht“ sein müsse.