Die Ver­nich­tung der AfD

In der FAZ kom­men­tiert Micha­el Han­feld, die AfD habe „nichts drauf“, weil sie den öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk „ver­nich­ten“ wol­le. Muss die­se Ver­ro­hung der Spra­che sein, und ist die­se Posi­ti­on illegitim?

Kom­men­ta­re in der Zei­tung dür­fen pole­misch sein. Mei­ne auf die­sem Blog wol­len und sol­len es auch sein. Die FAZ hat aber ein­mal wie­der einen, bei dem die rei­ne grup­pen­be­zo­ge­ne Anti­pa­thie als Gegen­stand der Pole­mik jede Sach­be­zo­gen­heit abge­löst hat.

Micha­el Han­feld hat einen Kom­men­tar mit dem pro­gram­ma­ti­schen Titel ‚Die AfD hat nichts drauf‘, in dem er ihr abspricht, eine trei­ben­de Kraft in der Kri­tik an der Erhö­hung des Rund­funk­bei­trags gewe­sen zu sein. Das ist sach­lich zwei­fel­haft, aber auch nicht der Kern der Kri­tik. Der ist fun­da­men­ta­ler:

Die­se Par­tei näm­lich will den Rund­funk­bei­trag nicht nur ver­schie­ben, son­dern abschaf­fen und den öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk ver­nich­ten. Die ande­ren Par­tei­en wol­len ihn – von ihrer jewei­li­gen War­te aus – ver­bes­sern, was immer man dar­un­ter im Ein­zel­nen ver­ste­hen mag. Die AfD aber ist mit ihrer Linie (bis auf ein paar Ver­spreng­te von der Lin­ken) allein. Sie behaup­tet bloß, die poli­ti­sche Kon­kur­renz lie­fe ihr nach. Doch all­mäh­lich dürf­ten die bil­li­gen Tricks die­ses Ver­eins alle durch­schaut haben.

Micha­el Han­feld, ‚Die AfD hat nichts drauf‘, FAZ, 13.05.2020

Die Wahl des Begriffs ist ker­nig. Statt ‚ver­nich­ten‘ wür­de es viel­leicht auch ‚abschaf­fen‘ tun, ein­mal gesetzt, das sei über­haupt eine eini­ger­ma­ßen glaub­haft ver­tre­te­ne For­de­rung der AfD und nicht eher eine pro­gram­ma­ti­sche Maxi­mal­for­de­rung, die eh nicht umge­setzt wür­de. Auch wenn man die­se Annah­me setzt, ist über­haupt nicht klar, war­um die­se For­de­rung ille­gi­tim sein soll­te, ein „bil­li­ger Trick“ (wobei ‚bil­lig‘ wohl nicht im Sin­ne von ‚ange­mes­sen‘ gemeint ist), oder ein Beweis, dass die AfD ’nichts drauf‘ habe.

Die For­de­rung, dass der Staat nicht als größ­ter Medi­en­un­ter­neh­mer der Nati­on auf­tre­ten soll­te, kann man als selbst­ver­ständ­li­che libe­ra­le ord­nungs­po­li­ti­sche Posi­ti­on ver­ste­hen, oder auch als beson­de­re Leh­re aus einer deut­schen Geschich­te von Pro­pa­gan­da­mi­nis­te­ri­en und ZK-Sekre­tä­ren für Agi­ta­ti­on und Pro­pa­gan­da. Man muss ihr nicht zustim­men, aber sie ist kei­nes­falls außer­halb des Bodens des Grund­ge­set­zes oder der Wer­te, die alle gro­ßen Par­tei­en für sich in Anspruch neh­men. Wenn Herr Han­feld sich an die­ser Par­tei abar­bei­ten will, ist das wirk­lich das Schlimms­te, was es über sie zu berich­ten gibt? Und soll­te die­se Posi­ti­on nicht selbst­ver­ständ­lich einen Platz im Par­tei­en­spek­trum haben (und einen bedeu­ten­de­ren als Split­ter­grup­pen wie die Liber­tä­re Platt­form in der FDP)?