Hydro­xychlo­ro­quin-Stu­die man­gels Erkrank­ter ausgesetzt

In Tübin­gen sind einer Stu­die zur Behand­lung von Covid-19 die Erkrank­ten aus­ge­gan­gen. Ohne Erkran­kun­gen funk­tio­niert die ursprüng­lich pro­pa­gier­te #Flat­ten­The­Cur­ve-Stra­te­gie nicht, aber auch nicht die Ent­wick­lung von Medi­ka­men­ten, und die Ent­wick­lung mas­sen­taug­li­cher Impf­stof­fe wird dadurch zumin­dest erschwert. Damit wird unklar, wel­che „Exit-Stra­te­gien“ über­haupt noch übrigbleiben.

In Tübin­gen wur­de eine Stu­die zur Behand­lung von Covid-19 mit Hydro­xychlo­ro­quin aus­ge­setzt, zunächst für zwei Wochen. Unmit­tel­ba­rer Anlass war die Betrach­tung von Fall­zah­len, nach denen außer­halb die­ser Stu­die mehr mit Hydro­xychlo­ro­quin als ohne es Behan­del­te ver­star­ben. Die­se Fall­zah­len sind aller­dings nicht aus Stu­di­en mit zufäl­li­ger Zutei­lung der Pati­en­ten in Grup­pen ent­nom­men, son­dern aus der nor­ma­len medi­zi­ni­schen Pra­xis, und da liegt es natür­lich nahe, dass Ärz­te ein expe­ri­men­tel­les Medi­ka­ment eher bei ohne­hin schon ver­zwei­fel­ten Lagen ver­wen­den als bei Pati­en­ten, die sich auch ohne heroi­sche Inter­ven­tio­nen vor­aus­sicht­lich gut erho­len werden.

Die­se Ent­schei­dung zur Aus­set­zung wur­de aller­dings auch von einem ande­ren Umstand mit­b­ein­flusst: „Hydro­­xych­lo­ro­­quin-Stu­­die man­gels Erkrank­ter aus­ge­setzt“ weiterlesen

„Wir wer­den Sie fin­den und entfernen!“

Der Kom­man­deur des Kom­man­dos Spe­zi­al­kräf­te will Ele­men­te aus dem „rech­ten Spek­trum […] fin­den und ent­fer­nen“. Die­se Spra­che ent­spricht eher zwei glück­li­cher­wei­se unter­ge­gan­ge­nen deut­schen Staa­ten als der Bundesrepublik.

In einem an sei­ne Sol­da­ten gerich­te­te und der Bild vor­lie­gen­den Brief schreibt der Kom­man­deur des Kom­man­dos Spe­zi­al­kräf­te, Gene­ral Kreitmayr:

Inmit­ten unse­rer Gemein­schaft befan­den und befin­den sich offen­sicht­lich noch immer Indi­vi­du­en, die dem soge­nann­ten rech­ten Spek­trum zuzu­ord­nen sind. […] Sie ver­die­nen unse­re Kame­rad­schaft nicht! Sie gehö­ren nicht zu uns! Sie soll­ten aus eige­nem Antrieb unse­ren Ver­band und die Bun­des­wehr ver­las­sen! Tun Sie es nicht, wer­den Sie fest­stel­len, dass wir Sie fin­den und ent­fer­nen werden!

Gene­ral Mar­kus Kreit­mayr, Brief an die Sol­da­ten des KSK, 18. Mai 2020

Das ist ker­nig, und wenn man ein­mal den unbe­stimm­ten Begriff des „rech­ten Spek­trums“ durch „Klas­sen­feind“ oder „Reak­ti­on“ oder auch ein­fach durch das poli­tisch neu­tra­le „Schuft“ ersetzt, dann wür­de man die­sen Ton­fall eigent­lich eher in zwei glück­li­cher­wei­se unter­ge­gan­ge­nen deut­schen Staa­ten als in der Bun­des­re­pu­blik ver­or­ten. „„Wir wer­den Sie fin­den und ent­fer­nen!““ weiterlesen

Rechts­schutz­ver­si­che­rung für die bes­se­ren Krei­se: Mil­lio­nen­stra­fen eingeschlossen

Die Ver­fah­ren wegen Markt­ma­ni­pu­la­ti­on gegen die Chefs des Auf­sichts­rats und des Vor­stands von Volks­wa­gen wur­den gegen Zah­lung von vier­ein­halb Mil­lio­nen Euro pro Nase ein­ge­stellt. Volks­wa­gen über­nimmt die­se Auf­la­gen auch gleich noch. Das ist eine mil­lio­nen­schwe­re Gehalts­zu­la­ge wegen schwer­wie­gen­der Vor­wür­fe kri­mi­nel­ler Handlungen.

Die Chefs des Auf­sichts­rats und des Vor­stands von Volks­wa­gen, Hans Die­ter Pötsch und Her­bert Diess, haben mit der Staats­an­walt­schaft Braun­schweig eine Eini­gung zur Ein­stel­lung der Ver­fah­ren wegen Markt­ma­ni­pu­la­ti­on gegen sie gegen Zah­lung von vier­ein­halb Mil­lio­nen Euro pro Kopf erreicht. Der Kicker: Der Auf­sichts­rat hat beschlos­sen, dass die­se Geld­auf­la­gen vom Unter­neh­men bezahlt wer­den sol­len. „Rechts­schutz­ver­si­che­rung für die bes­se­ren Krei­se: Mil­lio­nen­stra­fen ein­ge­schlos­sen“ weiterlesen

Fan­gen Sie den Tag mit einer erle­dig­ten Auf­ga­be an…

Hier ist eine etwas melo­dra­ma­ti­sche Auf­be­rei­tung der Rede von Admi­ral Wil­liam H. McRa­ven an die Absol­ven­ten der Uni­ver­si­ty of Texas in Aus­tin 2014. Er dreht auch schon ohne die unter­leg­te Musik etwas auf, aber sei­ne Beob­ach­tun­gen ent­spre­chen dem, was mir Sol­da­ten in Spe­zi­al­kräf­ten oder auch Astro­nau­ten und vor­he­ri­ge Kampf­pi­lo­ten, mit denen ich beruf­lich oder beim Hob­by zu tun hat­te, auch erzähl­ten. Und ein­mal im Ernst: Kön­nen Sie sich eine sol­che Rede eines Gene­rals oder Admi­rals der Bun­des­wehr vorstellen?

Admi­ral Wil­liam H. McRa­ven, Rede an die Absol­ven­ten der Uni­ver­si­ty of Texas/Austin 2014 

(Neben­bei bemerkt: Die Tran­skrip­ti­on „Coxon“ in den Unter­ti­teln meint den ‚coxswain‘, also den Steu­er­mann, was in der Tat ‚coxon‘ aus­ge­spro­chen, aber eben nicht so geschrie­ben wird.)

Der Bun­des­rat zwi­schen Spie­ßer­tum und Klimapanik

Der Bun­des­rat will Fahr­ver­bo­te für Motor­rä­der mit Ver­bren­ner­mo­tor an Sonn- und Fei­er­ta­gen. Es scheint dabei mehr um die Spaß­brem­se an sich zu gehen als um rück­sichts­lo­se Fahrer.

Der Corona-„Lockdown“ ent­spricht eigent­lich genau den For­de­run­gen, in dem sich bei alt­ge­wor­de­nen Links­al­ter­na­ti­ven bie­der­mei­er­li­ches Spie­ßer­tum und Kli­ma­pa­nik tref­fen: Zuhau­se blei­ben, Klap­pe hal­ten, Spaß im Frei­en ist ver­bo­ten. Die Bedro­hung durch Covid-19 wird sich aber nicht dau­er­haft als Argu­ment hal­ten las­sen, und so berei­tet der Bun­des­rat schon ein­mal den Nach­schlag vor, dies­mal mit Bezug auf Motor­rad­fah­rer in einer der Bun­des­re­gie­rung zuge­lei­te­ten (aber ansons­ten unver­bind­li­chen) Ent­schlie­ßung. „Der Bun­des­rat zwi­schen Spie­ßer­tum und Kli­ma­pa­nik“ weiterlesen

Sie hat uns alles gege­ben: Bar­ba­ra Bor­chardt als Verfassungsrichterin

Bar­ba­ra Bor­chardt, neu­ge­wähl­te Ver­fas­sungs­rich­te­rin in Meck­len­burg-Vor­pom­mern, hat jede ein­zel­ne Stel­le ihres Lebens aus der Hand der SED erhal­ten. Am schul­digs­ten Respekt einer Par­tei­sol­da­tin lässt sie es nicht feh­len. Das ist nicht nur ihre Haupt‑, son­dern ihre ein­zi­ge Qualifikation.

„Sie hat uns alles gege­ben“ fängt das ‚Lied der Par­tei‘ an, und for­dert zu dem­entspre­chen­der Dank­bar­keit und demü­tigs­tem Gehor­sam auf, auch wenn man mit sei­ner begrenz­ten Ver­nunft den Wil­len der „Mut­ter der Mas­sen“ ein­mal nicht ver­ste­hen kön­ne. Im zwei­ten Anlauf wur­de Bar­ba­ra Bor­chardt zur Ver­fas­sungs­rich­te­rin in Meck­len­burg-Vor­pom­mern gewählt. Ihr hat in der Tat die SED alles gege­ben, und am schul­digs­ten Respekt einer Par­tei­sol­da­tin lässt sie es nicht fehlen.

Die Bio­gra­phie Frau Bor­chardts war durch einen frü­hen Bruch bestimmt. Mit acht­zehn wur­de sie unge­wollt schwan­ger, und sie hat sich – es gibt auch unein­ge­schränkt Posi­ti­ves aus ihrem Leben zu berich­ten – für ihr Kind und gegen eine real­so­zia­lis­ti­sche Abtrei­bung ent­schie­den. Nach zwei Jah­ren hat­te die jun­ge Fami­lie immer noch kei­ne eige­ne Woh­nung, aber dann bot sich eine Gele­gen­heit: „Sie hat uns alles gege­ben: Bar­ba­ra Bor­chardt als Ver­fas­sungs­rich­te­rin“ weiterlesen

Wir bestel­len, ande­re bezahlen

Prä­si­dent Macron ist gegen „die Logik des Mark­tes“ bei der Ver­tei­lung von Impf­stof­fen. Eine bes­se­re Logik hat er nicht anzubieten.

Emma­nu­el Macron ist ver­är­gert über die Ankün­di­gung des fran­zö­si­schen Unter­neh­mens Sano­fi, dass die Ver­ei­nig­ten Staa­ten im Erfolgs­fall zuerst den Impf­stoff gegen SARS-CoV‑2 erhal­ten wür­den, an des­sen Ent­wick­lung sie sich über das BAR­DA-Pro­gramm schon seit Febru­ar finan­zi­ell betei­li­gen. Sein Argu­ment ist, dass „es Berei­che wie das Gesund­heits­we­sen gibt, deren Funk­tio­nie­ren nicht von der Logik des Mark­tes abhän­gen darf.“ „Wir bestel­len, ande­re bezah­len“ weiterlesen

Die Ver­nich­tung der AfD

In der FAZ kom­men­tiert Micha­el Han­feld, die AfD habe „nichts drauf“, weil sie den öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk „ver­nich­ten“ wol­le. Muss die­se Ver­ro­hung der Spra­che sein, und ist die­se Posi­ti­on illegitim?

Kom­men­ta­re in der Zei­tung dür­fen pole­misch sein. Mei­ne auf die­sem Blog wol­len und sol­len es auch sein. Die FAZ hat aber ein­mal wie­der einen, bei dem die rei­ne grup­pen­be­zo­ge­ne Anti­pa­thie als Gegen­stand der Pole­mik jede Sach­be­zo­gen­heit abge­löst hat.

Micha­el Han­feld hat einen Kom­men­tar mit dem pro­gram­ma­ti­schen Titel ‚Die AfD hat nichts drauf‘, in dem er ihr abspricht, eine trei­ben­de Kraft in der Kri­tik an der Erhö­hung des Rund­funk­bei­trags gewe­sen zu sein. Das ist sach­lich zwei­fel­haft, aber auch nicht der Kern der Kri­tik. Der ist fun­da­men­ta­ler „Die Ver­nich­tung der AfD“ weiterlesen

Zuviel Coun­terstrike gespielt?

Jedes Mal, wenn über den Mord­fall Lüb­cke berich­tet wird, taucht unwei­ger­lich das­sel­be Agen­tur­bild des Beschul­dig­ten samt zwei­er schwer bewaff­ne­ter Poli­zis­ten auf. Sach­li­che Grün­de für die­sen Auf­tritt sind schwer vor­stell­bar. Ist das nicht das Auf­tre­ten der Poli­zei, das sich Ter­ro­ris­ten immer wün­schen, die sich in einem ‚Krieg‘ gegen das ‚Sys­tem‘ sehen und nicht als arm­se­li­ge Gelegenheitsmörder?

Jedes­mal, wenn über den Mord­fall Lüb­cke berich­tet wird, taucht unwei­ger­lich das­sel­be Agen­tur­bild wie­der auf, hier in abge­schnit­te­ner Form auf Twit­ter und im ver­link­ten Arti­kel in vol­ler Größe.

Ich kann mir den Ver­dacht nicht ver­knei­fen, dass da jemand zuviel Coun­terstrike oder der­glei­chen gespielt hat. Ein SCAR wohl in Kali­ber 7,62 mm ist eine ziem­lich klo­bi­ge Waf­fe, mit der man auch auf Distanz Wir­kung ent­fal­ten kann, aber zum Her­um­tra­gen, wäh­rend man gera­de etwas ande­res macht, ist das ziem­lich viel Gewehr. „Zuviel Coun­terstrike gespielt?“ weiterlesen

Lynch­jus­tiz in der Zeitung

Frü­her war es in bes­se­ren Zei­tun­gen ein­mal üblich, vor den „Mör­der“ ein „mut­maß­lich“ zu set­zen, wenn die Vor­wür­fe nicht bewei­sen und die Ermitt­lun­gen noch am Lau­fen sind. Bei der FAZ ist das offen­bar nicht mehr notwendig.

Die FAZ schreibt im Unter­ti­tel eines Arti­kels: „Der Mord an dem jun­gen Jog­ger Ahmaud Arbe­ry ent­setzt vie­le Men­schen in Ame­ri­ka. Wie­der haben Wei­ße einen unbe­waff­ne­ten Schwar­zen erschos­sen, der ein­fach nur lau­fen woll­te.“ Für einen Arti­kel, der spä­ter (wenn auch in einem Zitat) noch das Wort vom „Lynch­mord“ auf­greift, ist die­se Art der Vor­ver­ur­tei­lung der einen Sei­te und des jour­na­lis­ti­schen Frei­spruchs der ande­ren ironisch.

Frü­her war ein­mal das Wort „mut­maß­lich“ üblich

Der Arti­kel sel­ber gibt zu:„den genau­en Ablauf der fol­gen­den Tat müs­sen nun die Ermitt­ler klä­ren.“ Frü­her war es da ein­mal üblich, immer­hin noch das Wort „mut­maß­lich“ vor den „Mord“ oder den „Mör­der“ zu set­zen. Die Ent­schei­dung des Staats­an­walts, nicht wei­ter zu ermit­teln, wur­de viel­fach kri­ti­siert, wohl auch zu Recht. „Lynch­jus­tiz in der Zei­tung“ weiterlesen