Der Schwar­ze Kanal sen­det wie­der, das Volk sieht es anders

Ein Kom­men­tar in den Tages­the­men zu Prä­si­dent Trumps Vor­schlag eines Trup­pen­ein­sat­zes erin­nert in Inhalt und Ton schwer an den Schwar­zen Kanal Karl-Edu­ard von Schnitz­lers. Eine gro­ße Zahl von Ame­ri­ka­nern sieht es im Umfra­gen anders. Mit deren Lebens­rea­li­tät hat die deut­sche öffent­lich-recht­li­che Bericht­erstat­tung wenig zu tun.

Der Twit­ter-Benut­zer Chlod­wig, und auch ande­re, bemerk­ten eine auf­fal­len­de Ähn­lich­keit in Ton­fall und Inhalt eines Kom­men­tars des ARD-Kor­re­spon­den­ten Ste­fan Nie­mann in den Tages­the­men mit denen des Schwar­zen Kanals des DDR-Fern­se­hens: „Der Schwar­ze Kanal sen­det wie­der, das Volk sieht es anders“ weiterlesen

Mer­kel bekennt Farbe

In zwei Fern­seh­in­ter­views bringt die Bun­des­kanz­le­rin einen Ban­ner­spruch, VWL für Anfän­ger und eine Vor­weg­nah­me eines Straf­ur­teils. Wie die Kanz­le­rin wohl ent­spre­chen­de Kom­men­ta­re Trumps fin­den würde?

Die Bun­des­kanz­le­rin äußer­te sich in der ARD-Sen­dung ‚Far­be beken­nen‘ und einer wei­te­ren im ZDF zu aller­lei The­men. Drei ihrer Sprü­che möch­te ich mir herausgreifen:

„Men­schen müs­sen kau­fen können“

Ich kann mir nicht hel­fen, aber das wäre doch ein pas­sen­der Spruch, den man schon der anmu­ti­gen Alli­te­ra­ti­on Mama Mer­kels wegen auf gro­ßen Spruch­bän­dern über den Super­märk­ten auf­hän­gen und damit DDR und Bun­des­re­pu­blik, Sozia­lis­mus und Markt­wirt­schaft in schöns­ter Wei­se ver­ei­nen könn­te. „Mer­kel bekennt Far­be“ weiterlesen

Mad Dog Bellt

Der ehe­ma­li­ge Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter James Mat­tis hat im Atlan­tic einen gegen Prä­si­dent Trump gerich­te­ten Brief ver­öf­fent­licht, in dem er Trump beschul­digt, die Gesell­schaft zu spal­ten. Mat­tis sel­ber ist aber kein Kind von Trau­rig­keit, und die Spal­tun­gen, von denen Trumps Wie­der­wahl pro­fi­tie­ren könn­te, exis­tier­ten schon vor fünf­zig Jahren.

Donald Trump hat bekann­ter­ma­ßen ein Talent dafür, sich im öffent­li­chen Streit von Mit­ar­bei­tern zu tren­nen. Nun ist der ehe­ma­li­ge Gene­ral und ehe­ma­li­ge Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter James Mat­tis dran, der im Maga­zin The Atlan­tic (das sich frü­her mit Lite­ra­tur beschäf­ti­ge, heu­te mit links­ge­rich­te­ter Nabel­schau) einen gegen Donald Trump gerich­te­ten Brief ver­öf­fent­licht hat.

Mat­tis, Spitz­na­me Mad Dog, wirft Trump vor, der ers­te Prä­si­dent sei­ner Lebens­span­ne, also seit 1950, zu sein, „der nicht ver­sucht, die Ame­ri­ka­ner zu ver­söh­nen – der nicht ein­mal so tut, als ob er es ver­su­che.“ Er stellt sich hin­ter die Pro­tes­te und meint, „wir dür­fen uns nicht von einer klei­nen Zahl von Geset­zes­bre­chern ablen­ken las­sen.“ Man­che der­je­ni­gen, deren Fami­li­en­mit­glie­der ermor­det wur­den, deren Geschäf­te, die ihr Lebens­werk und ‑unter­halt sind, geplün­dert und abge­brannt wur­den, dürf­ten das anders sehen, aber gut, Mat­tis wohnt ver­mut­lich in einer siche­ren Gegend. „Mad Dog Bellt“ weiterlesen

Hitz­kopf oder Rassist?

War der Tod Geor­ge Floyds ein ras­sis­tisch moti­vier­ter Mord? Eini­ge Indi­zi­en spre­chen dage­gen, und in einer nicht unähn­li­chen Geschich­te mit umge­kehr­ter Rol­len­ver­tei­lung käme nie­mand auf die Idee, das zu behaup­ten. Die Medi­en, wel­che ohne Berück­sich­ti­gung der Fak­ten die Geschich­te vom ras­sis­ti­schen Mord hin­aus­po­sau­nen, reprä­sen­tie­ren einen Nie­der­gang des Jour­na­lis­mus und fachen Kon­flik­te an. Ande­re, nuan­cier­te­re Inter­pre­ta­ti­on die­ses Zusam­men­tref­fens eines Gewalt­kri­mi­nel­len und eines Poli­zis­ten mit einer Lita­nei von Beschwer­den und Schie­ße­rei­en lie­gen näher.

Die gegen­wär­ti­gen Pro­tes­te, Plün­de­run­gen und Brand­stif­tun­gen gegen angeb­li­che oder wirk­li­che Poli­zei­ge­walt hän­gen sich bekann­ter­ma­ßen am Tod von Geor­ge Floyd bei einer aus dem Ruder gelau­fe­nen Fest­nah­me auf, von dem sich vie­le Demons­tran­ten und Medi­en lan­ge vor jedem Ermitt­lungs­ver­fah­ren und lan­ge vor jedem Urteil sicher sind, dass es ein ras­sis­ti­scher Mord gewe­sen sei. Floyd starb nach­dem er am Hals fixiert wur­de, auch dann noch, als er sich beschwert hat, kei­ne Luft zu bekom­men, und anschei­nend selbst dann noch, als einer der Beam­ten sei­nen Puls geprüft und kei­nen gefun­den hat:

Aber muss das ras­sis­tisch moti­viert sein? Ras­sis­ti­sche Belei­di­gun­gen fie­len anschei­nend nicht, und der ein­zi­ge Anhalts­punkt für Ras­sis­mus ist offen­bar, dass Floyd schwarz war und die Beam­ten weiß und asia­tisch. „Hitz­kopf oder Ras­sist?“ weiterlesen

Zwei­er­lei Maß

Die FAZ bewer­tet die Angrif­fe von Diet­zen­bach und die in ame­ri­ka­ni­schen Städ­ten sehr unter­schied­lich. Man will sich gar nicht aus­ma­len, wie die Redak­teu­re auf sol­che Vor­gän­ge vor ihrer Haus­tür regie­ren wür­den und wen sie dann wäh­len würden.

Es gibt im Ame­ri­ka­ni­schen einen Spruch, dass ein Lin­ker ein Rech­ter sei, der noch nicht bru­tal über­fal­len wur­de. Das ist ver­kürzt, aber es fällt doch sehr ins Auge, wie Tei­le der Medi­en mor­den­de und bren­nen­de Hor­den je nach Ent­fer­nung vom eige­nen Wohn­ort anders bewer­ten. „Zwei­er­lei Maß“ weiterlesen

Links oder Rechts?

Goog­le Trans­la­te über­setzt „far-left anar­chist“ als „rechts­extre­mer Anar­chist“. Künst­li­che Intel­li­genz soll natür­li­che Intel­li­genz imi­tie­ren, aber bei hin­rei­chen­der Ver­brei­tung natür­li­cher Dumm­heit schaf­fen wir uns künst­li­che Dummheit.

Oft sind es die klei­nen Din­ge im Leben, die Auf­schluss über mäh­li­che und des­we­gen oft über­se­he­ne Ent­wick­lun­gen geben. Wenn man bei Goog­le Trans­la­te die Phra­se „far-left anar­chist“ ins Deut­sche über­setzt haben will bekommt man fol­gen­des Result (ges­tern, und gera­de eben über­prüft und immer noch so): „Links oder Rechts?“ weiterlesen

Hydro­xychlo­ro­quin-Stu­die man­gels Erkrank­ter ausgesetzt

In Tübin­gen sind einer Stu­die zur Behand­lung von Covid-19 die Erkrank­ten aus­ge­gan­gen. Ohne Erkran­kun­gen funk­tio­niert die ursprüng­lich pro­pa­gier­te #Flat­ten­The­Cur­ve-Stra­te­gie nicht, aber auch nicht die Ent­wick­lung von Medi­ka­men­ten, und die Ent­wick­lung mas­sen­taug­li­cher Impf­stof­fe wird dadurch zumin­dest erschwert. Damit wird unklar, wel­che „Exit-Stra­te­gien“ über­haupt noch übrigbleiben.

In Tübin­gen wur­de eine Stu­die zur Behand­lung von Covid-19 mit Hydro­xychlo­ro­quin aus­ge­setzt, zunächst für zwei Wochen. Unmit­tel­ba­rer Anlass war die Betrach­tung von Fall­zah­len, nach denen außer­halb die­ser Stu­die mehr mit Hydro­xychlo­ro­quin als ohne es Behan­del­te ver­star­ben. Die­se Fall­zah­len sind aller­dings nicht aus Stu­di­en mit zufäl­li­ger Zutei­lung der Pati­en­ten in Grup­pen ent­nom­men, son­dern aus der nor­ma­len medi­zi­ni­schen Pra­xis, und da liegt es natür­lich nahe, dass Ärz­te ein expe­ri­men­tel­les Medi­ka­ment eher bei ohne­hin schon ver­zwei­fel­ten Lagen ver­wen­den als bei Pati­en­ten, die sich auch ohne heroi­sche Inter­ven­tio­nen vor­aus­sicht­lich gut erho­len werden.

Die­se Ent­schei­dung zur Aus­set­zung wur­de aller­dings auch von einem ande­ren Umstand mit­b­ein­flusst: „Hydro­­xych­lo­ro­­quin-Stu­­die man­gels Erkrank­ter aus­ge­setzt“ weiterlesen

„Wir wer­den Sie fin­den und entfernen!“

Der Kom­man­deur des Kom­man­dos Spe­zi­al­kräf­te will Ele­men­te aus dem „rech­ten Spek­trum […] fin­den und ent­fer­nen“. Die­se Spra­che ent­spricht eher zwei glück­li­cher­wei­se unter­ge­gan­ge­nen deut­schen Staa­ten als der Bundesrepublik.

In einem an sei­ne Sol­da­ten gerich­te­te und der Bild vor­lie­gen­den Brief schreibt der Kom­man­deur des Kom­man­dos Spe­zi­al­kräf­te, Gene­ral Kreitmayr:

Inmit­ten unse­rer Gemein­schaft befan­den und befin­den sich offen­sicht­lich noch immer Indi­vi­du­en, die dem soge­nann­ten rech­ten Spek­trum zuzu­ord­nen sind. […] Sie ver­die­nen unse­re Kame­rad­schaft nicht! Sie gehö­ren nicht zu uns! Sie soll­ten aus eige­nem Antrieb unse­ren Ver­band und die Bun­des­wehr ver­las­sen! Tun Sie es nicht, wer­den Sie fest­stel­len, dass wir Sie fin­den und ent­fer­nen werden!

Gene­ral Mar­kus Kreit­mayr, Brief an die Sol­da­ten des KSK, 18. Mai 2020

Das ist ker­nig, und wenn man ein­mal den unbe­stimm­ten Begriff des „rech­ten Spek­trums“ durch „Klas­sen­feind“ oder „Reak­ti­on“ oder auch ein­fach durch das poli­tisch neu­tra­le „Schuft“ ersetzt, dann wür­de man die­sen Ton­fall eigent­lich eher in zwei glück­li­cher­wei­se unter­ge­gan­ge­nen deut­schen Staa­ten als in der Bun­des­re­pu­blik ver­or­ten. „„Wir wer­den Sie fin­den und ent­fer­nen!““ weiterlesen

Vor dem Früh­stück schon ein Leben geret­tet: ‚Prep­per‘ und Selbstwirksamkeitserwartung

Als die­ses Wochen­en­de bei einem Sport­wett­kampf ein Teil­neh­mer unver­mit­telt mit Herz­still­stand zusam­men­brach, über­leb­te er dank einer exem­pla­ri­schen Ret­tungs­ket­te. Von den Betei­lig­ten dürf­ten eini­ge dem Bild eines Claas Relo­ti­us von einem ame­ri­ka­ni­schen ‚Prep­per‘ ent­spre­chen, von denen glück­li­cher­wei­se jemand einen Defi­bril­la­tor im Las­ter hat­te. Wenn es schon eine Wei­le her ist, machen Sie einen Wie­der­be­le­bungs­kurs! Und viel­leicht ist die Anschaf­fung eines auto­ma­ti­schen Defi­bril­la­tors eine erns­te Erwä­gung wert.

Wie in mei­nem letz­ten Bei­trag ange­kün­digt, war ich die­ses (in mei­nen Gefil­den lan­ge) Wochen­en­de spor­teln, näm­lich bei einem grö­ße­ren Wett­be­werb im Schnell­schie­ßen mit dem Kara­bi­ner. Dabei hat­te ich ein Erleb­nis, das mich sehr beein­druckt hat, und das ich Ihnen nicht vor­ent­hal­ten möchte.

Früh am Sams­tag­mor­gen war ich mit mei­nem ers­ten Par­cours an der Rei­he. Anspan­nung, Start­kom­man­do, Piep, und ich schie­ße. Nach vier Schuss oder so stoppt mich der Ran­ge Offi­cer. Ich ent­la­de, zei­ge die lee­re Kam­mer vor und ste­cke die Sicher­heits­flag­ge in mei­nen Kara­bi­ner. Etwas bang fra­ge ich mich, ob es mir gelun­gen sei, schon am frü­hen Mor­gen eine zur Dis­qua­li­fi­ka­ti­on füh­ren­de Regel­ver­let­zung zu bege­hen, kann mir das aber nicht vor­stel­len. Eine Fehl­funk­ti­on der Gerät­schaf­ten auf dem Par­cours, die zu einem wie­der­hol­ten Start füh­ren wür­de, oder ein Fehl­start sind mir auch nicht auf­ge­fal­len. Kurz danach löst sich das Rät­sel. Hin­ter uns ist ein ande­rer Teil­neh­mer unver­mit­telt zusam­men­ge­bro­chen. „Vor dem Früh­stück schon ein Leben geret­tet: ‚Prep­per‘ und Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung“ weiterlesen

Über­an­ge­passt: Die patho­lo­gi­sche Wissenschaft

In der Sci­ence erschien ein Arti­kel, der mit einem kom­ple­xen mathe­ma­ti­schen Ver­fah­ren die Ver­än­de­rung der Aus­brei­tungs­dy­na­mik von SARS-CoV‑2 abschätzt. Er kommt zu dem Ergeb­nis, dass die Kon­takt­sper­re eine wesent­li­che Wir­kung gehabt habe, und emp­fiehlt Vor­sicht bei der Locke­rung der „Maß­nah­men“. Das wur­de auch gleich von der Wis­sen­schafts­re­dak­ti­on der FAZ auf­ge­schnappt. Lei­der begeht der Arti­kel mit der Ver­wen­dung eines so kom­ple­xen Modells mit zahl­rei­chen Varia­blen bei einer sehr gerin­gen Daten­ba­sis von zwei Mona­ten täg­li­cher Beob­ach­tun­gen den klas­si­schen Sta­tis­tik­feh­ler der Über­an­pas­sung. Das führt dazu, dass das Ergeb­nis nicht von den Daten bestimmt wird, son­dern von den Annah­men der Autoren. Ein astro­lo­gi­sches Modell wür­de genau­so über­zeu­gend wir­ken­de Ergeb­nis­se lie­fern. Die Unter­füt­te­rung poli­ti­scher Ent­schei­dun­gen durch Arti­kel mit wis­sen­schaft­li­chem Anspruch, aber dün­nen wis­sen­schaft­li­chen Ergeb­nis­sen, trägt zum Ver­trau­ens­ver­lust des Wis­sen­schafts­be­triebs bei.

Die Qua­li­tät wis­sen­schaft­li­cher Arbeit soll­te eigent­lich mit der prak­ti­schen und sozia­len Rele­vanz eines The­mas stei­gen. Lei­der ist das Gegen­teil der Fall, und wenn eine bestimm­te Fra­ge­stel­lung oder wis­sen­schaft­li­che Dis­zi­plin von hin­rei­chen­der Wich­tig­keit ist, dann unter­liegt sie nahe­zu zwangs­läu­fig der Poli­ti­sie­rung. Ab einer hin­rei­chen­den Wich­tig­keit des The­mas läuft Wis­sen­schaft Gefahr, dass poli­ti­sche Lager­bil­dung die Dis­kus­sio­nen um die Sache und ins­be­son­de­re die wis­sen­schaft­li­che Metho­de völ­lig über­schat­tet. Ein Bei­spiel dafür lie­fert der Arti­kel ‚Infer­ring chan­ge points in the spread of COVID-19 reve­als the effec­ti­ve­ness of inter­ven­ti­ons‘, erschie­nen auf dem Olymp wis­sen­schaft­li­cher Publi­ka­ti­on, in der Sci­ence, und dann dis­ku­tiert in der FAZ. „Über­an­ge­passt: Die patho­lo­gi­sche Wis­sen­schaft“ weiterlesen