Vor dem Früh­stück schon ein Leben geret­tet: ‚Prep­per‘ und Selbstwirksamkeitserwartung

Als die­ses Wochen­en­de bei einem Sport­wett­kampf ein Teil­neh­mer unver­mit­telt mit Herz­still­stand zusam­men­brach, über­leb­te er dank einer exem­pla­ri­schen Ret­tungs­ket­te. Von den Betei­lig­ten dürf­ten eini­ge dem Bild eines Claas Relo­ti­us von einem ame­ri­ka­ni­schen ‚Prep­per‘ ent­spre­chen, von denen glück­li­cher­wei­se jemand einen Defi­bril­la­tor im Las­ter hat­te. Wenn es schon eine Wei­le her ist, machen Sie einen Wie­der­be­le­bungs­kurs! Und viel­leicht ist die Anschaf­fung eines auto­ma­ti­schen Defi­bril­la­tors eine erns­te Erwä­gung wert.

Wie in mei­nem letz­ten Bei­trag ange­kün­digt, war ich die­ses (in mei­nen Gefil­den lan­ge) Wochen­en­de spor­teln, näm­lich bei einem grö­ße­ren Wett­be­werb im Schnell­schie­ßen mit dem Kara­bi­ner. Dabei hat­te ich ein Erleb­nis, das mich sehr beein­druckt hat, und das ich Ihnen nicht vor­ent­hal­ten möchte.

Früh am Sams­tag­mor­gen war ich mit mei­nem ers­ten Par­cours an der Rei­he. Anspan­nung, Start­kom­man­do, Piep, und ich schie­ße. Nach vier Schuss oder so stoppt mich der Ran­ge Offi­cer. Ich ent­la­de, zei­ge die lee­re Kam­mer vor und ste­cke die Sicher­heits­flag­ge in mei­nen Kara­bi­ner. Etwas bang fra­ge ich mich, ob es mir gelun­gen sei, schon am frü­hen Mor­gen eine zur Dis­qua­li­fi­ka­ti­on füh­ren­de Regel­ver­let­zung zu bege­hen, kann mir das aber nicht vor­stel­len. Eine Fehl­funk­ti­on der Gerät­schaf­ten auf dem Par­cours, die zu einem wie­der­hol­ten Start füh­ren wür­de, oder ein Fehl­start sind mir auch nicht auf­ge­fal­len. Kurz danach löst sich das Rät­sel. Hin­ter uns ist ein ande­rer Teil­neh­mer unver­mit­telt zusam­men­ge­bro­chen. Der Ran­ge Offi­cer ent­schul­digt sich sogar noch für die Unter­bre­chung mei­nes Par­cours und rennt zu der Grup­pe, die dem Zusam­men­ge­broch­nen hilft, wäh­rend ich mei­ne Waf­fe regel­kon­form ver­staue. Bis das gemacht ist, sind genü­gend kom­pe­tent wir­ken­de Hel­fer beim Pati­en­ten, dass ich auf etwas Abstand auf Anwei­sun­gen warte.

Nach mensch­li­chem Ermes­sen Leben gerettet

Schnell zeigt sich, dass der Pati­ent kei­ne fest­stell­ba­re Atmung oder Puls hat. In weni­ger als einer Minu­te nach sei­nem Zusam­men­bruch erhält er eine Herz­druck­mas­sa­ge. Inner­halb von Minu­ten bringt einer der Teil­neh­mer aus dem Not­fall­fun­dus in sei­nem Las­ter einen auto­ma­ti­schen Defi­bril­la­tor, und schnell wird der ange­schlos­sen. Als die Dame in der Kis­te mit ihrer mecha­ni­schen Stim­me erklärt, dass ein Herz­still­stand vor­lie­ge und ein Schock ange­ra­ten sei und man zurück­tre­ten sol­le, dürf­ten vie­le von uns gebe­tet haben. Der ers­te Schock hat aber gewirkt. Nach eini­ger Zeit kam ein Teil­neh­mer einer ande­ren Grup­pe, der wohl Ret­tungs­sa­ni­tä­ter ist, mit einer enorm gro­ßen Tasche mit Gerät­schaf­ten. Wäh­rend dies alles pas­sier­te wur­den ande­re für den Not­ruf, das Ein­stel­len des Feu­ers auf dem weit­läu­fi­gen Stand und die Eskor­te des Ret­tungs­wa­gens ein­ge­teilt. Bis zum Ein­tref­fen des Ret­tungs­wa­gens in die­ser länd­li­chen Gegend, bei der schon die Zufahrt zum Schieß­stand eine ziem­lich lan­ge Schot­ter­stra­ße ist, hat es etwas gedau­ert. Als er schließ­lich da war, hat der Pati­ent nicht nur bereits wie­der gelacht, son­dern sogar schon einen intra­ve­nö­sen Zugang am Lau­fen, so dass die Pro­fis eigent­lich nur noch ein­la­den und das Gesche­he­ne auf­neh­men mussten.

Nach­dem der Kran­ken­wa­gen abge­fah­ren war, konn­ten der Stand wie­der geöff­net und der Wett­be­werb fort­ge­setzt wer­den. Einer der Par­cours war ein lie­be­voll auf­ge­bau­tes Wes­tern­dorf mit Häu­ser­fron­ten, in dem sogar aus dem dün­nen Luft­schlitz eines nach­ge­mach­ten Plumps­klos zu schie­ßen war. Spä­ter am Tag beka­men wir den Bericht aus dem Kran­ken­haus, dass der Kame­rad wohl­auf sei und der schnel­le Ein­satz des Defi­bril­la­tors nach mensch­li­chem Ermes­sen sein Leben geret­tet hätte.

Wenn Sie seit dem Füh­rer­schein kei­nen Kurs in Reani­ma­ti­on gemacht haben, wird es höchs­te Zeit

Aus die­sem Gesche­hen, das mich tief beein­druckt hat, erga­ben sich für mich zwei Beobachtungen:

Ers­tens: Wenn Sie seit dem Füh­rer­schein kei­nen Kurs in Reani­ma­ti­on gemacht haben, wird es höchs­te Zeit. Es hat sich seit­dem eini­ges getan, ins­be­son­de­re natür­lich die Ver­füg­bar­keit bezahl­ba­rer auto­ma­ti­scher Defi­bril­la­to­ren, und weil Zeit der wich­tigs­te Fak­tor ist, bleibt Ihnen kei­ne Gele­gen­heit zum Nach­den­ken. Die Reak­ti­on muss auto­ma­tisch kommen.

Ein ähn­li­ches Pro­blem, bei dem eben­falls die Schnel­lig­keit der Hil­fe essen­ti­el­ler ist als durch ein Stu­di­um zu erwer­ben­de Fach­qua­li­fi­ka­ti­on, ist Blut­ver­lust, und auch dafür gibt es Kur­se, wenn auch sel­te­ner als zur Reani­ma­ti­on. Ich habe letz­tes Jahr einen sol­chen Kurs bei jeman­dem gemacht, der als Sani­tä­ter beim Mili­tär eini­ges an Schuss­ver­let­zun­gen ver­sorgt hat. Der hat­te sogar eine rea­lis­ti­sche Wun­de aus Sili­kon, in die eine Blut­ersatz­flüs­sig­keit unter Druck gepumpt wer­den konn­te, die man dann zum Ver­sie­gen brin­gen muss­te. Bei Zivi­lis­ten sol­len wohl Haus­halts­un­fäl­le in der Küche oder Ver­kehrs­un­fäl­le, zu denen man kommt, die haupt­säch­li­chen Fäl­le sein, wo die­se Fähig­kei­ten zum Ein­satz kom­men. (Vie­le Teil­neh­mer kom­men über die Beschäf­ti­gung mit Feu­er­waf­fen zu sol­chen Kur­sen, denn ein Unfall, wenn man allei­ne auf einem Stand am Ende der Welt übt oder von einer ver­trot­tel­ten Per­son ange­schos­sen wird, wäre arg ungüns­tig, aber sol­che Unfäl­le sind glück­li­cher­wei­se extrem sel­ten, zumal bei der Kli­en­tel, die ers­te Hil­fe dafür einübt.)

Auto­ma­ti­scher Defi­bril­la­tor (Bild: Hbor­kyb)

Geeig­ne­te Aus­rüs­tung hilft. Ich habe bereits Mate­ri­al zur Kon­trol­le von star­ken Blu­tun­gen und Pneu­mo­tho­rax zuhau­se, im Auto, und eine klei­ne­re Aus­rüs­tung in der Schieß­ta­sche. Nach der Erfah­rung die­ses Wochen­en­des wird da ziem­lich sicher ein Defi­bril­la­tor daheim und einer im Auto dazu­kom­men. Die Din­ger sind bezahl­bar gewor­den und die Ver­füg­bar­keit inner­halb von weni­gen Minu­ten kann den Unter­schied zwi­schen Leben ohne gro­ße Fol­ge­schä­den und Tod oder schwe­ren Gehirn­schä­den machen. Über­le­gen Sie Sich (nach den Kur­sen!) was für Ihre Situa­ti­on sinn­voll ist. Ich lebe allei­ne, so dass Defi­bril­la­to­ren nur im Fall mei­ner zufäl­li­gen Anwe­sen­heit zum Ein­satz kom­men kön­nen, so dass die Argu­men­te um so stär­ker sind, wenn Sie in einem Haus­halt mit älte­ren oder sonst eher gefähr­de­ten Per­so­nen zusam­men­le­ben. Die Über­le­bens­chan­cen sol­len, je nach betrach­te­ter Grup­pe, von 70% nach drei Minu­ten auf prak­tisch 0% nach zehn Minu­ten zurückgehen.

Tun Sie etwas!

Aber auch wenn Sie kei­ne Aus­rüs­tung haben und seit dem Füh­rer­schein kei­ne Aus­bil­dung gemacht haben und in eine ent­spre­chen­de Situa­ti­on kom­men, tun Sie etwas! Die Herz­druck­mas­sa­ge soll­te schnel­ler und kräf­ti­ger pas­sie­ren, als es einem natür­lich Rhyth­mus ent­spricht, aber eine zu lang­sa­me oder zu zag­haf­te Mas­sa­ge ist immer noch viel erfolg­ver­spre­chen­der, als nichts zu tun und auf den Ret­tungs­wa­gen zu war­ten. Eine schwe­re Blu­tung kann man, auch wenn es nicht die appe­tit­lichs­te Vor­stel­lung ist, gege­be­nen­falls mit den Fin­gern unter Druck zustop­fen (und das Infek­ti­ons­ri­si­ko dabei soll ziem­lich gering sein). 

Was sich ein Claas Relo­ti­us unter einem ame­ri­ka­ni­schen ‚Prep­per‘ vor­stellt hätte

Zwei­tens: Die­je­ni­gen, die erfolg­reich gehol­fen haben, dürf­ten im Aus­se­hen genau dem ent­spre­chen, was sich ein Claas Relo­ti­us unter einem ame­ri­ka­ni­schen ‚Prep­per‘ vor­stellt hät­te: Auf einem Wett­be­werb im Schnell­schie­ßen, die meis­ten männ­lich, vie­le bär­tig, vie­le täto­wiert, Base­ball­müt­zen mit „Trump 2020“ ein­ge­stickt, man­che mit Last­wa­gen, bei denen jedes­mal beim Anlas­sen des Sie­ben-Liter- (Hub­raum, nicht Ver­brauch!) Die­sels Gre­ta noch hin­ter dem Atlan­tik zu wei­nen anfängt, und in man­chen die­ser Las­ter ver­birgt sich eine Aus­rüs­tung, der nicht viel fehlt, um ein SEK-Ein­satz­fahr­zeug und einen Ret­tungs­wa­gen aus­stat­ten zu können.

Es scheint mir jetzt kein Zufall zu sein, dass das Vor­han­den­sein einer über das sozi­al Übli­che hin­aus­ge­hen­den medi­zi­ni­schen Aus­rüs­tung mit dem Vor­han­den­sein einer über das sozi­al Übli­che hin­aus­ge­hen­den Bewaff­nung (z.B. eine Lang­waf­fe im Wagen bereit, falls die Tra­ge­pis­to­le für eine Situa­ti­on unter­di­men­sio­niert ist) ein­her­geht. In bei­den Fäl­len geht es dar­um, auf eine unwahr­schein­li­che, aber schick­sal­haf­te Situa­ti­on ange­mes­sen reagie­ren und sich sel­ber, sei­ner Fami­lie und auch Drit­ten hel­fen zu kön­nen, durch Kennt­nis­se und Aus­rüs­tung, also durch die Vor­be­rei­tung oder neu­deutsch das ‚Prep­pen‘. Der Aus­gang sol­cher Situa­tio­nen liegt in Got­tes Hand, aber die Wahr­schein­lich­kei­ten lie­gen in unserer.

Jetzt ein­mal Hand aufs Herz

Genau die­se Vor­be­rei­tung, nicht nur aber ins­be­son­de­re wenn sie auch mit ange­mel­de­tem oder nicht ange­mel­de­tem Waf­fen­be­sitz ver­bun­den ist, hat in der deut­schen Pres­se und Poli­tik einen denk­bar schlech­ten Ruf. Exem­pla­risch ist ein Arti­kel im Spie­gel, der den grü­nen Poli­ti­ker Kon­stan­tin v. Notz zitiert: „Viel zu lan­ge haben die Sicher­heits­be­hör­den Grup­pie­run­gen wie die Prep­per pau­schal als harm­lo­se Spin­ner abge­tan.“ Der Arti­kel kann es natür­lich nicht las­sen, auch gleich noch die Begrif­fe „Neo­na­zi“, „Reichs­bür­ger“, und „Bür­ger­krieg gegen Migran­ten und Mus­li­me“ ein­zu­füh­ren, ohne dafür irgend­wel­che Evi­denz zu liefern.

Jetzt ein­mal Hand aufs (hof­fent­lich noch lan­ge pro­blem­frei schla­gen­de) Herz: Wenn Sie oder einer ihrer Lie­ben in einer länd­li­chen Gegend einen Herz­still­stand haben oder anfan­gen zu blu­ten oder sonst in einer Situa­ti­on sind, in der die Schnel­lig­keit der Hil­fe der wesent­li­che Fak­tor ihrer Erfolgs­aus­sich­ten sind, wen hät­ten sie dann lie­ber in der Nähe: Im Pres­se- und Poli­tik­be­trieb extrem unbe­lieb­te rechts­wäh­len­de, bart­tra­gen­de und täto­wier­te, viel­leicht bewaff­ne­te Män­ner, die bin­nen Sekun­den eine vor­bild­li­che Ret­tungs­ket­te orga­ni­sie­ren und das ent­schei­den­de, aber in Pri­vat­au­tos sel­te­ne Stück Aus­rüs­tung dabei haben? Oder lie­be eine Grup­pe von Men­schen, die sich dar­über beschwe­ren, wie sie sich schon „getrig­gert“ und hilf­los füh­len, wenn jemand in viel­tau­send­jäh­ri­ger Tra­di­ti­on das gene­ri­sche Mas­ku­li­num ver­wen­det, und die Ihnen bes­ten­falls noch einen Not­ruf abset­zen und in einer Gegend ohne Netz gar nicht tun kön­nen, außer in Panik zu verfallen? 

Die Ein­schät­zung der Selbst­wirk­sam­keit nimmt leicht die Gestalt einer selbst­er­fül­len­den Pro­phe­zei­ung an

Der hin­ter den unter­schied­li­chen Ver­hal­tens­wei­sen die­ser Grup­pen ste­hen­de Unter­schied scheint mit das Kon­zept der Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung zu sein. (Der deut­sche Begriff scheint mir durch die expli­zi­te Erwäh­nung der „Erwar­tung“ gelun­ge­ner zu sein als das eng­li­sche Ori­gi­nal „self-effi­ca­cy“, denn es geht pri­mär nicht um die situa­tiv deter­mi­nier­te mög­li­che Wirk­sam­keit, son­dern um die Vor­stel­lun­gen bezüg­lich der eige­nen Mög­lich­kei­ten von Wirk­sam­keit.) Die Men­schen unter­schei­den sich, aus wel­chen Grün­den auch immer, dar­in, wie sie ihre Mög­lich­kei­ten ein­schät­zen, erfolg­reich mit der Welt zu inter­agie­ren und Pro­ble­me zu lösen.

Die­se Ein­schät­zung der Selbst­wirk­sam­keit nimmt leicht die Gestalt einer selbst­er­fül­len­den Pro­phe­zei­ung an. Wer bei­spiels­wei­se glaubt, ohne­hin kei­nen ordent­li­chen Job zu bekom­men, der bewirbt sich nicht auf ordent­li­che Jobs, bekommt des­we­gen kei­ne, und baut einen Lebens­lauf auf, der es zuneh­mend schwie­ri­ger macht, wel­che zu bekom­men. Wer dage­gen glaubt, dass er einen guten Job bekom­me und ihn erfolg­reich ver­rich­ten kön­ne, dass Absa­gen nur zufäl­li­ge und vor­über­ge­hen­de Hin­der­nis­se waren, viel­leicht eine bestimm­te Stel­len­an­zei­ge ohne­hin nur pro for­ma bei einem eigent­lich schon fest­ste­hen­den Kan­di­da­ten geschal­tet wur­de, sich wei­ter bewirbt, der bekommt auch eher einen guten Job, gewinnt Berufs­er­fah­rung, die ihn für wei­te­re gute Jobs emp­fiehlt, und so wei­ter. Im Sport nicht anders. Wer kei­nen Sport treibt, weil er sich für unsport­lich hält, der wird zwangs­läu­fig unsport­lich, und umgekehrt.

Ein ähn­li­cher Mecha­nis­mus ist offen­sicht­lich auch beim Ein­grei­fen in Kri­sen­si­tua­ti­on am Werk: Wer über­zeugt ist, dass er nicht hel­fen kann, son­dern nur die Pro­fis, der kann, wenn die nicht recht­zei­tig kom­men kön­nen, nur hilf­los der Kata­stro­phe zuse­hen. Wer davon über­zeugt ist, hel­fen zu kön­nen, der wird ziem­lich sicher etwas machen, das sinn­vol­ler ist, als nichts zu tun. Idea­ler­wei­se hat er in die­ser Über­zeu­gung Lehr­gän­ge besucht und hält viel­leicht etwas Aus­rüs­tung vor, womit er um so mehr von sei­ner Kom­pe­tenz über­zeugt ist, und kann dann durch sei­ne bereits vor­her erwor­be­ne Kom­pe­tenz umso erfolg­rei­cher eingreifen.

Ein wesent­li­cher Fak­tor gewis­ser Kulturkämpfe

Die Selbst­wirk­sam­keits­er­war­tung, oder deren Abwe­sen­heit, scheint mir ein ganz wesent­li­cher Fak­tor gewis­ser Kul­tur­kämp­fe zu sein.

Die neue Lin­ke mit ihren Gender‑, Rassen‑, Über­ge­wichts- und sons­ti­gen Opfer­stu­di­en, idea­ler­wei­se poten­ziert durch inter­sek­tio­na­len Opfer­sta­tus, hat jahr­zehn­te­lang ein Gefühl der Hilf­lo­sig­keit zele­briert, das nur durch eine mas­si­ve, aber nicht kon­kret beschrie­be­ne, Umge­stal­tung der Gesell­schaft been­det wer­den kön­ne. (Das mit dem Über­ge­wicht ist kein Witz: Bei den Ame­ri­ka­nern gibt es den Begriff ‚fatism‘, abge­lei­tet von ‚fat‘ und nicht etwa von ‚fatum‘, für angeb­li­che Dis­kri­mi­nie­rung gegen Fet­te. Wer sich aus Wut und Trau­er über sei­ne angeb­li­che fet­ti­s­ti­sche Dis­kri­mi­nie­rung voll­frisst anstatt guter Lau­ne Sport zu trei­ben, der wird garan­tiert immer run­der, und mit eini­ger Wahr­schein­lich­keit auch ein vor­zei­ti­ger Herz­pa­ti­ent.) Dazu kommt ein Opfer­sta­tus, der allen zugäng­lich ist, in den Acht­zi­gern wegen „che­mi­scher Gewalt“, dem „Atom­staat“, wegen Ronald Rea­gan und Ame­ri­ka sowie­so, heu­te eher wegen dem Kli­ma­wan­del oder Donald Trump, denen hilf­los durch Auf- und Abhüp­fen begeg­net wird, wäh­rend man mit dem Auto zur Kima­de­mo fährt oder gar mit dem Son­der­flie­ger zum Kli­ma­gip­fel, zum pos­tu­lier­ten Pro­blem also offen­sicht­lich eher bei­trägt, als es zu lösen, was das Gefühl der Hilf­lo­sig­keit wie­der verstärkt.

Für die­ses Lebens­ge­fühl gibt es ver­mut­lich gar kei­ne grö­ße­re mög­li­che Pro­vo­ka­ti­on, als wenn jemand dazu rät, sich haupt­säch­lich um die Pro­ble­me in sei­nem eige­nen Lebens- und Ein­fluss­kreis zu küm­mern, sich auf (wirk­lich dem Begriff ent­spre­chen­de) Kri­sen­si­tua­tio­nen vor­zu­be­rei­ten um sie zu meis­tern, auch beruf­li­che und sport­li­che Pro­ble­me zu meis­tern anstatt ihnen aus dem Wege zu gehen. Die­se Pro­vo­ka­ti­on fin­det dann ihren Kul­mi­na­ti­ons­punkt in der Figur des ‚Prep­pers‘, der nicht links sein will, mit sei­ner Geschlechts­iden­ti­tät auf unkom­pli­zier­te Wei­se zufrie­den ist und sie zele­briert, viel­leicht gar noch Leis­tungs­sport­ler ist, in deut­lich über das gesell­schaft­lich übli­che hin­aus­ge­hen­dem Maße auf Kri­sen­si­tua­tio­nen vor­be­rei­tet ist, und einem dann auch noch im Not­fall den Hin­tern ret­ten kann.

Nun aber genug die­ser gesell­schaft­li­chen Spe­ku­la­tio­nen. Wenn der letz­te Wie­der­be­le­bungs­kurs zu lan­ge her ist, mel­den Sie sich an, jeden­falls wenn die nicht mehr wegen Coro­na abge­sagt sind (was ver­mut­lich auch Leben kostet).