Der Schwar­ze Kanal sen­det wie­der, das Volk sieht es anders

Ein Kom­men­tar in den Tages­the­men zu Prä­si­dent Trumps Vor­schlag eines Trup­pen­ein­sat­zes erin­nert in Inhalt und Ton schwer an den Schwar­zen Kanal Karl-Edu­ard von Schnitz­lers. Eine gro­ße Zahl von Ame­ri­ka­nern sieht es im Umfra­gen anders. Mit deren Lebens­rea­li­tät hat die deut­sche öffent­lich-recht­li­che Bericht­erstat­tung wenig zu tun.

Der Twit­ter-Benut­zer Chlod­wig, und auch ande­re, bemerk­ten eine auf­fal­len­de Ähn­lich­keit in Ton­fall und Inhalt eines Kom­men­tars des ARD-Kor­re­spon­den­ten Ste­fan Nie­mann in den Tages­the­men mit denen des Schwar­zen Kanals des DDR-Fernsehens:

Zum Ver­gleich, für die­je­ni­gen, die es der Jugend bedingt nicht ken­nen, hier ein Bei­spiel der Hetz­sen­dung des Chef­kom­men­ta­tors Karl-Edu­ard von Schnitzler:

Der Schwar­ze Kanal, 26.05.1962

Die Ver­bit­te­rung und Selbst­ge­rech­tig­keit glei­chen sich doch in erstaun­li­chem Maße. von Schnitz­ler wirkt sogar irgend­wie noch entspannter.

Die Stim­mung unter den Ame­ri­ka­nern ist eine andere

Nun ist aber bei aller Ver­bit­te­rung des Herrn Nie­manns die Stim­mung unter den Ame­ri­ka­nern durch­aus anders als sei­ne. Wohl gibt es vie­le Ame­ri­ka­ner, die einen Trup­pen­ein­satz zur Nie­der­schla­gung von Mord, Brand­stif­tung und Plün­de­rung ent­schie­den ableh­nen, aber in einer Umfra­ge befür­wor­te­ten 58% einen Mili­tär­ein­satz. Trumps Vor­schlag, der ob der prak­ti­schen und recht­li­chen Schwie­rig­kei­ten ver­mut­lich ohne­hin nicht umge­setzt wird und mehr der Selbst­dar­stel­lung dien­te, könn­te durch­aus mehr­heits­fä­hig sein. Ande­re Umfra­gen kamen mit ande­ren Fra­gen zu ande­ren Zah­len, aber ob eine Mehr­heit oder eine Min­der­heit, Trumps Posi­ti­on hat jeden­falls Anhän­ger. Herr Nie­manns rhe­to­ri­sche Fra­ge, „wer sonst“ als „der Mann im Wei­ßen Haus“ auf eine sol­che „Wahn­sinns­idee“ kom­men wür­de, muss man jeden­falls beant­wor­ten mit „vie­le Mil­lio­nen Amerikaner“.

Von deren Lebens­rea­li­tät ist die Bericht­erstat­tung im zwangs­ge­büh­ren­fi­nan­zier­ten deut­schen Fern­se­hen unge­fähr so weit weg wie die des Schwar­zen Kanals von der Lebens­rea­li­tät der Bun­des­re­pu­blik. Irgend­ei­ne Aus­ge­wo­gen­heit der Bericht­erstat­tung, auch nur einen Hin­weis dar­auf, dass es Leu­te gibt, die das anders sehen, sucht man vergebens.

Die Selbst­ge­rech­tig­keit und Bit­ter­keit nach dem Vor­bild von Schnitz­lers füh­ren aber zu nichts Gutem. Am Ende war er ein bit­te­rer, armer Mann, der sein Gift nicht mehr wöchent­lich vom Bild­schirm ver­sprü­hen durf­te, und nicht ver­ste­hen konn­te, warum:

Ich stel­le mich mit Karl-Edu­ard von Schnitz­ler von 1999