Soll man Gott mehr gehor­chen als den Menschen?

Die auf dem Chris­ten­tum, und eben nicht auf einer ande­ren Reli­gi­on und auch nicht auf der Irreli­gi­on auf­ge­bau­te frei­heit­lich-demo­kra­ti­sche Grund­ord­nung for­dert von ihren Bür­gern einer­seits, Gott mehr zu gehor­chen als den Men­schen, ande­rer­seits, das in Weis­heit und Demut zu tun. Sie erkennt dabei die Reli­gi­ons­frei­heit an und mis­sio­niert nie­man­den, aber sie darf das Gemein­we­sen weder an reli­giö­sen Fun­da­men­ta­lis­mus – und schon gar nicht an impor­tier­ten – noch an irreli­giö­se welt­li­che Tyran­nei aus­lie­fern, son­dern ruft jeden Bür­ger zu ihrer Ver­tei­di­gung auf.

In der FAS fin­det sich heu­te ein Kom­men­tar ‚Fun­da­men­ta­lis­ten machen uns krank‘. Liva Gers­ter schreibt:

Egal wel­cher Reli­gi­on sie auch ange­hö­ren, die Tra­di­tio­na­lis­ten, die Ortho­do­xen und die Radi­ka­len sind die „Super­ver­brei­ter“ die­ser Pan­de­mie. Sie stel­len ihren Glau­ben über die Ver­nunft der Mehr­heit, ja sogar über die Staatsgewalt.

Liva Gers­ter, Fun­da­men­ta­lis­ten machen uns krank, FAS, 19.04.2020

Die danach abge­han­del­ten Fall­bei­spie­le, von (aus pro­tes­tan­ti­scher Sicht) eher ober­fläch­li­chen reli­giö­sen Ritua­len, die man in Zei­ten einer umge­hen­den Krank­heit bes­ser unter­lässt oder abwan­delt, dürf­ten nicht kon­tro­vers sein, und ich will mich damit nicht auf­hal­ten. Auf­merk­sam wer­den soll­te man aller­dings bei dem als selbst­ver­ständ­lich vor­aus­ge­setz­ten Argu­ment, dass es falsch sei, den Glau­ben über die Ver­nunft der Mehr­heit und über die Staats­ge­walt zu stel­len. „Soll man Gott mehr gehor­chen als den Men­schen?“ weiterlesen

Coro­na, Homöo­pa­thie und die kin­der­lo­se Dame mitt­le­ren Alters

Laut einer For­sa-Umfra­ge sol­len 74% der Men­schen zwi­schen 45 und 60 Jah­ren offen für homöo­pa­thi­sche Mit­tel gegen Covid-19 sein

Laut einer vom Deut­schen Zen­tral­ver­ein homöo­pa­thi­scher Ärz­te bei For­sa in Auf­trag gege­be­nen Stu­die sol­len 61% der Bevöl­ke­rung die Ver­wen­dung homöo­pa­thi­scher Mit­tel gegen Covid-19 befür­wor­ten, mit 34% dage­gen. „Coro­na, Homöo­pa­thie und die kin­der­lo­se Dame mitt­le­ren Alters“ weiterlesen

Mit dem Was­ser­wer­fer gegen Corona

Aus Ost­asi­en sieht man Bil­der von Anstren­gun­gen, die offen­bar die Aus­brei­tung von SARS-CoV‑2 durch das wil­de Ein­sprü­hen von Außen­be­rei­chen mit Des­in­fek­ti­ons­mit­teln kon­trol­lie­ren wol­len. Mit den übli­chen Erklä­run­gen zur Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus ver­trägt sich das nicht so recht. Total ver­quas­ter Aktio­nis­mus oder wis­sen die etwas, das wir nicht wissen? 

Man sieht öfter Bil­der und Vide­os von Anstren­gun­gen, die offen­bar die Aus­brei­tung von SARS-CoV‑2 durch das wil­de Ein­sprü­hen von Städ­ten, und zwar der Außen­be­rei­che, nicht von Gebäu­den innen, mit Des­in­fek­ti­ons­mit­teln kon­trol­lie­ren wollen.

Wie soll man sich das erklä­ren? Eigent­lich soll das Virus ja haupt­säch­lich über aus­ge­at­me­te Tröpf­chen über­tra­gen wer­den. Schmier­in­fek­tio­nen, soweit sie über­haupt bedeut­sam sind, dürf­ten mehr über viel ange­fass­te Gegen­stän­de wie Tür­klin­ken statt­fin­den, bei denen ein Lap­pen sinn­rei­cher wäre als ein Was­ser­wer­fer. „Mit dem Was­ser­wer­fer gegen Coro­na“ weiterlesen

Das Geschlecht ent­blößt, der Mund bedeckt

In Laz­ne Boh­dan­ec in der Tsche­chi­schen Repu­blik hat einer inter­na­tio­nal ver­brei­te­ten Agen­tur­mel­dung zufol­ge die Poli­zei beim Nackt­ba­den, oder wohl viel­mehr Nackt­son­nen, die Mas­ken­pflicht durchgesetzt.

In Laz­ne Boh­dan­ec in der Tsche­chi­schen Repu­blik hat einer inter­na­tio­nal ver­brei­te­ten Agen­tur­mel­dung zufol­ge die Poli­zei beim Nackt­ba­den, oder wohl viel­mehr Nackt­son­nen, die Mas­ken­pflicht durch­ge­setzt. Bei aller Lie­be: Auf dem Weg dahin, gar mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln – klar. Aber auch bei den Tsche­chen soll­te das gute Beneh­men, je nach Fall auch der Sinn für Ästhe­tik, doch soweit aus­ge­prägt sein, dass zu den ent­blöß­ten Geschlechts­tei­len Frem­der eine Distanz ein­ge­hal­ten wird, bei der ein nen­nens­wer­tes Infek­ti­ons­ri­si­ko nicht besteht. Und soll­te jemand tat­säch­lich bei den gegen­wär­ti­gen Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren ‚baden‘ wol­len, wie soll man sich da eine Mas­ke vor­stel­len, die im Was­ser Aus­atem­ga­se fil­tert – Kreis­lauf­tauch­ge­rä­te für FKK-Jünger?

Qua­li­täts­pres­se, Quatsch­pres­se und der Goldpreis

War­um wer­den Zei­tun­gen, die über Bör­sen­tips berich­ten, eigent­lich erns­ter genom­men als Zei­tun­gen, die sich mit Horo­sko­pen beschäf­ti­gen? Die Zuver­läs­sig­keit ist erfah­rungs­ge­mäß und aus sys­te­ma­ti­schen Grün­den die gleiche.

Vor­ab: Emp­feh­lun­gen, mit wel­chen Wun­der­in­vest­ments Sie die Märk­te schla­gen kön­nen, wird es auf den Mose­rei­en nie geben. In die­sem Arti­kel wer­de ich erläu­tern, war­um all die­se Emp­feh­lun­gen Quatsch sind, und mich fra­gen, war­um die ent­spre­chen­den Zei­tun­gen eigent­lich ernst­ge­nom­men werden.

Die bes­te Vor­her­sa­ge für den Gold­preis ist der Goldpreis

Die FAZ hat einen Arti­kel ‚Ana­lys­ten erwar­ten Gold­preis von 2000 Dol­lar‘, mit einem Inhalt, der dem Titel ent­spricht. Die Zei­tung hat einen Hedge auf den ver­zapf­ten Blöd­sinn, „Qua­li­täts­pres­se, Quatsch­pres­se und der Gold­preis“ weiterlesen

Kali­for­ni­sche Stu­die schätzt SARS-CoV‑2 Dun­kel­zif­fer auf 50 bis 85

Ein Vor­ab­druck einer Stu­die aus Stan­ford schätzt für San­ta Cla­ra Coun­ty, dass Anfang April die tat­säch­li­che Zahl der bereits SARS-CoV-2-Infi­zier­ten das 50- bis 85-fache der der gemel­de­ten Fall­zahl war. Ande­rer­seits haben wir aber auch z.B. die Bil­der aus Ber­ga­mo vor Augen, wo offen­bar das Gesund­heits­sys­tem zusam­men­brach und eine hohe Sterb­lich­keit ein­trat. Ohne Klä­rung der Dun­kel­zif­fer wer­den Maß­nah­men zum ideo­lo­gi­schen Blindflug.

Ein Vor­ab­druck einer Stu­die aus Stan­ford schätzt für San­ta Cla­ra Coun­ty, dass Anfang April die tat­säch­li­che Zahl der bereits SARS-CoV-2-Infi­zier­ten das 50- bis 85-fache der der gemel­de­ten Fall­zahl war. Soll­te (im Kon­junktv!) das zutref­fen, und soll­te das reprä­sen­ta­tiv für wei­te­re Tei­le west­li­cher Län­der sein, dann hät­te das erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Schät­zun­gen der Sterb­lich­keit und Kom­pli­ka­ti­ons­ra­te von Covid-19 sowie auf plau­si­ble Stra­te­gien zur Kon­trol­le der Seu­che und für den Aus­stieg aus den „Maß­nah­men“. „Kali­for­ni­sche Stu­die schätzt SARS-CoV‑2 Dun­kel­zif­fer auf 50 bis 85“ weiterlesen

Die meis­ten CoV-Infek­tio­nen auf Flug­zeug­trä­gern sind asym­pto­ma­tisch – Esper beunruhigt

Die Test­ergeb­nis­se zwei­er Flug­zeug­trä­ger decken sich grob mit denen der Flücht­lings­un­ter­kunft in Ell­wan­gen, in der eben­falls die Hälf­te der ver­mut­lich über­durch­schnitt­lich jun­gen und männ­li­chen Ein­woh­ner posi­tiv getes­tet wur­den. Die Preis­fra­ge ist, wie weit sich die beob­ach­te­ten Durch­seu­chungs- und Kom­pli­ka­ti­ons­ra­ten aus voll­stän­dig getes­te­ten, aber für die Nor­mal­be­völ­ke­rung nicht reprä­sen­ta­ti­ven Grup­pen auf die Nor­mal­be­völ­ke­rung über­tra­gen las­sen. Jede fak­ten­ba­sier­te Stra­te­gie­fin­dung für den Umgang mit dem neu­ar­ti­gen Coro­na­vi­rus wäre auf die­se Infor­ma­tio­nen drin­gend ange­wie­sen, aber wir haben sie nicht.

Auf der fran­zö­si­schen Charles de Gaul­le sind mehr als 50% der getes­te­ten 2000 Sol­da­ten posi­tiv auf SARS-CoV‑2 getes­tet wor­den, von denen unge­fähr die Hälf­te Sym­pto­me ent­wi­ckelt haben, 24 im Kran­ken­haus behan­delt wer­den, davon einer auf der Inten­siv­sta­ti­on. Auf der Theo­do­re Roo­se­velt ist der Anteil der posi­tiv Getes­te­ten mit 600 aus einer Mann­schaft von 4800 gerin­ger, dafür aber der Anteil der asym­pto­ma­ti­schen mit 60% noch etwas höher. „Die meis­ten CoV-Infek­­tio­­nen auf Flug­zeug­trä­gern sind asym­pto­ma­tisch – Esper beun­ru­higt“ weiterlesen

16. April: Ent­wick­lung der Basis­re­pro­duk­ti­ons­zahl gemel­de­ter Coro­na-Infek­tio­nen nach Ländern

Das Robert-Koch-Insti­tut mel­det in sei­nem Lage­be­richt, dass es jetzt die Repro­duk­ti­ons­zahl von SARS-CoV‑2 in Deutsch­land auf 0.7 schät­ze. Das deckt sich mit mei­ner Ana­ly­se. Wie in mei­nem Arti­kel vom 6. April mit den ursprüng­li­chen Charts beschrie­ben, muss man damit inso­fern etwas vor­sich­tig sein, „16. April: Ent­wick­lung der Basis­re­pro­duk­ti­ons­zahl gemel­de­ter Coro­­na-Infek­­tio­­nen nach Län­dern“ weiterlesen

Ell­wan­gen: „Jeder zwei­te Flücht­ling hat Corona“

Laut FAZ soll jeder zwei­te Flücht­ling in der Unter­kunft Ell­wan­gen „Coro­na haben“, 259 von 580. Mit „Coro­na haben“ ist ver­mut­lich gemeint, dass ein posi­ti­ver PCR-Test, also eine akti­ve Infek­ti­on zum Test­zeit­punkt, vor­liegt. Die tat­säch­li­che Zahl bereits Infi­zier­ter könn­te durch bereits abklin­gen­de oder durch­ge­mach­te Infek­tio­nen höher sein. Von die­ser Grup­pe, ver­mut­lich über­durch­schnitt­lich jung, aber ande­rer­seits über­durch­schnitt­lich männ­lich und viel­leicht mehr als Deut­sche mit sub­op­ti­mal behan­del­ten Vor­er­kran­kun­gen, muss­te bis­her einer, also 0.4%, sta­tio­när behan­delt wer­den. Das spricht für eine erheb­li­che Dun­kel­zif­fer auch in ande­ren Gruppen.

#Flat­ten­The­Cur­ve: Das Hash­tag, der Car­toon und die Zahlenblindheit

Was pas­siert, wenn man die belieb­te #Flat­ten­The­Cur­ve-Gra­phik ein­mal mit ech­ten Zah­len durch­rech­net? Man sieht sofort: Die Kur­ven sehen anders aus. „Eine Kri­se der mathe­ma­ti­schen Bildung“

Zu Anfang der öffent­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung mit der Covid-19-Epi­de­mie ver­brei­te­ten sich ein Hash­tag und ein in vie­len Vari­an­ten gezeich­ne­ter Car­toon noch vira­ler als das Virus selbst: #Flat­ten­The­Cur­ve. Das Hash­tag zier­te zahl­lo­se Tweets, und der Car­toon wur­de in der Qua­li­täts­pres­se wie­der und wie­der abge­druckt, z.B. hier eine Vari­an­te im Spie­gel. Man konn­te sich eigent­lich den­ken, dass etwas fehl­te, denn in kei­nem die­ser Car­toons waren die Ach­sen mit Ska­len beschrif­tet, und in kaum einem der zuge­hö­ri­gen Arti­kel wur­den die Impli­ka­tio­nen erör­tert. Ich möch­te des­halb ein­mal den Car­toon mit der glei­chen Gra­phik ver­glei­chen, wenn man die Zah­len durch­rech­net. „#Flat­ten­The­Cur­ve: Das Hash­tag, der Car­toon und die Zah­len­blind­heit“ weiterlesen