Das Unsag­ba­re und die „Ver­un­si­che­rung der Bevölkerung“

„Coro­na­vi­rus nicht gefähr­li­cher als Grip­pe?“: Zur Wal­pur­gis­nacht schreibt n‑tv das Unsag­ba­re. Nicht nur das Innen­mi­nis­te­ri­um son­dern sogar das RKI leh­nen bes­se­re Erkennt­nis­se über die Ver­brei­tung des neu­en Coro­na­vi­rus expli­zit ab. Genau das ist es, was die Bevöl­ke­rung wirk­lich ver­un­si­chern sollte.

In der Wal­pur­gis­nacht kann man sich fürch­ten. Die Strei­che der Dorf­ju­gend, die Feu­er, wie auch die nor­di­schen Stu­den­ten­par­ties fal­len die­ses Jahr weit­ge­hend aus, doch da lese ich eine Nach­richt, die vom Hexen­kon­gress auf dem Bro­cken sein könn­te: n‑tv, doch noch den eta­blier­ten Medi­en zug­hö­rig, titelt: „Coro­na­vi­rus nicht gefähr­li­cher als Grip­pe?“, die Beschwö­rungs­for­mel, die doch sonst knapp an Teu­fels­buh­le­rei grenzt. 

Der Arti­kel behan­delt die von mir am 18. April bespro­che­ne Stu­die aus Stan­ford, die für San­ta Cla­ra Coun­ty eine enor­me Dun­kel­zif­fer an SARS-CoV‑2 Infek­tio­nen nahe­legt, aus der eine Sterb­lich­keit ähn­lich der Grip­pe fol­gen wür­de. Das hie­ße natür­lich einer­seits nicht, dass es Zeit zur Ent­war­nung ist, „Das Unsag­ba­re und die „Ver­un­si­che­rung der Bevöl­ke­rung““ weiterlesen

Sprach­ver­ro­hung im Wirtschaftsteil

Die FAZ hat heu­te einen Arti­kel ‚Aggres­si­ver Hedge­fonds atta­ckiert Wire­card‘. Emp­fin­det sie auch ihre eige­ne Bericht­erstat­tung über mög­li­che Pro­ble­me in Unter­neh­men wie Wire­card als „Atta­cke“?

Die FAZ hat heu­te einen Arti­kel ‚Aggres­si­ver Hedge­fonds atta­ckiert Wire­card‘. Das ist eine ziem­lich ker­ni­ge Spra­che. Der Fonds soll Akti­en von Wire­card leer ver­kauft haben, einem Unter­neh­men in Tur­bu­len­zen, die offen­bar mit der Furcht vor Unre­gel­mä­ßig­kei­ten in der Unter­neh­mens­füh­rung und dem Zah­len­werk des Unter­neh­mens zu tun haben.

Der Arti­kel unter­stellt dem Fonds nicht, zu sei­ner pes­si­mis­ti­schen Posi­ti­on bezüg­lich Wire­card auf unlau­te­rem Wege, bei­spiels­wei­se durch ver­bo­te­ne Insi­der­infor­ma­tio­nen, gekom­men zu sein. Es wird nicht erklärt, in wel­chem Sin­ne der Fonds „aggres­siv“ sein soll, und auch nicht, wor­in die „Atta­cke“ bestehen soll. „Sprach­ver­ro­hung im Wirt­schafts­teil“ weiterlesen

SEK-Beam­ter bei Schuss­wech­sel getö­tet: Muss das sein?

In Gel­sen­kir­chen wur­de heu­te mor­gen ein SEK-Beam­ter bei einem Schuss­wech­sel getö­tet. Unnö­ti­ge Bra­chial­ein­sät­ze der Poli­zei stel­len gera­de­zu mut­wil­lig Bewoh­ner und Poli­zis­ten in eine Situa­ti­on, in der töd­li­che Gewalt bei­der Sei­ten gegen­ein­an­der nicht nur zu erwar­ten son­dern sogar noch rech­tens ist. Das kann man doch nicht wollen.

In Gel­sen­kir­chen wur­de heu­te mor­gen ein SEK-Beam­ter bei einem Schuss­wech­sel getö­tet. Der Pres­se­dar­stel­lung nach soll die Poli­zei in einer Dro­gen­sa­che ermit­telt haben. Der Beschul­dig­te habe durch die Tür geschos­sen und getrof­fen, die Poli­zei haben eben­falls geschos­sen, aber ver­fehlt. Der Beschul­dig­te habe sich wider­stands­los fest­neh­men lassen.

Par­al­le­len zum Fall des frei­ge­spro­che­nen Hell’s Angel

Aus der Pres­se­dar­stel­lung kann man Details nicht ent­neh­men, und die wer­den erst zu ermit­teln sein, aber ins­be­son­de­re die Umstän­de, dass durch die Tür geschos­sen wur­de und dass der Beschul­dig­te sich dann fest­neh­men ließ, legen einen Ver­dacht nahe, dass die Situa­ti­on eine gewis­se Ähn­lich­keit mit einem Fall haben könn­te, in dem das dann mit einem Frei­spruch für einen Hell’s Angel ende­te, der eben­falls durch die Tür einen Poli­zis­ten erschoss. „SEK-Beam­­ter bei Schuss­wech­sel getö­tet: Muss das sein?“ weiterlesen

Nicht­wis­sen­schaft des Tages: „Zukunfts­for­schung“

Die FU Ber­lin hat einen Mas­ter­stu­di­en­gang ‚Zukunfts­for­schung‘ mit Anspruch auf Wis­sen­schaft­lich­keit. An der scheint es aber zu feh­len, und schwer­ge­wich­ti­ge Grün­de spre­chen dage­gen, dass so eine Wis­sen­schaft über­haupt mög­lich ist. Wäre ein Stu­di­en­gang ‚Mode­ra­ti­ons­tech­ni­ken‘ nicht dem Erreich­ba­ren angemessener?

Ben­to hat ein Inter­view mit einer „Zukunfts­for­sche­rin“, die „erklärt, wie der Neu­an­fang [nach der Coro­na­kri­se] gelin­gen kann.“ Ich will mich an der sym­pa­thisch wir­ken­den jun­gen Dame nicht abar­bei­ten, zumal man von einem Stu­di­en­an­fän­ger viel­leicht nicht erwar­ten kann, die Sinn­haf­tig­keit eines inter­es­sant klin­gen­den Fel­des vor Stu­di­en­an­tritt kri­tisch zu hin­ter­fra­gen. Mit dem Abschluss in der Tasche soll­te man ihn logi­scher­wei­se gut ver­kau­fen, und die Dame hat sich sogar selb­stän­dig gemacht, lebt also wohl nicht von der öffent­li­chen Hand in den Mund. Ihr Stu­di­en­fach, ein ‚Mas­ter­stu­di­en­gang Zukunfts­for­schung‘ an der FU Ber­lin, scheint mir aber eine kri­ti­sche Betrach­tung wert zu sein.

Die Eigen­dar­stel­lung die­ses Stu­di­en­gan­ges betont, dass es sich um „wis­sen­schaft­li­che Ana­ly­se von Zukunfts­bil­dern“ hand­le. Nun wird man von einer Wis­sen­schaft eine ihr spe­zi­fi­sche Metho­dik erwar­ten dür­fen, und einen erkenn­ba­ren Fort­schritt von Wis­sen. „Nicht­wis­sen­schaft des Tages: „Zukunfts­for­schung““ weiterlesen

Coro­na-App: Vor dem BER fertig?

Die eigent­lich für Mit­te April ange­kün­dig­te ‚Coro­na-App‘ soll nun , Ende April, von einem Kon­sor­ti­um aus Tele­kom und SAP ent­wi­ckelt wer­den. Man darf ein wil­des Wett­ren­nen zwi­schen der Funk­ti­ons­fä­hig­keit der App und der Eröff­nung des BER erwar­ten. Ist das exem­pla­risch für den Umgang der Poli­tik mit der Coronakrise?

Die eigent­lich für Mit­te April ange­kün­dig­te ‚Coro­na-App‘ soll nun , Ende April, von einem Kon­sor­ti­um aus Tele­kom und SAP ent­wi­ckelt wer­den. Ich tip­pe auf einen Aus­lie­fe­rungs­ter­min 2023 und eine gro­be Funk­ti­ons­fä­hig­keit 2025. Nach­dem zufäl­lig am glei­chen Tag der BER sei­ne Nut­zungs­frei­ga­be durch das Land erhielt, befin­den wir uns ein einem wil­den Wett­lauf, ob der Flug­ha­fen zuerst Pas­sa­gie­re abfer­ti­gen oder die App zuerst Coro­na-Ver­dachts­fäl­le war­nen wird. Auf die App zu war­ten könn­te jeden­falls min­des­tens zu einer Gedulds­pro­be wer­den, und das ist ein leicht nach­voll­zieh­ba­res Bei­spiel für das Ver­sa­gen der Poli­tik in die­ser gan­zen Krise.

Sie­ben Jah­re und eine hal­be Mil­li­ar­de Euro spä­ter das Pro­jekt ergeb­nis­los abgebrochen

Man kann von Tele­kom und SAP den­ken, was man will, aber es dürf­te wohl jedem, der die­se Unter­neh­men kennt, klar sein, dass die Unter­neh­mens­kul­tur da nicht geeig­net ist, eine dem Umfang nach sehr klei­ne Anwen­dung schnell und kor­rekt zu erstel­len. „Coro­­na-App: Vor dem BER fer­tig?“ weiterlesen

Blei­che gegen Coro­na? Bei den Cuo­mos allemal!

Im Gegen­satz zu der falsch wie­der­ge­ge­be­nen Anre­gung des Prä­si­den­ten Trump wer­den in der Fami­lie der Cuo­mos tat­säch­lich Blei­che und wil­des­te Medi­ka­men­ten­mi­schun­gen für The­ra­pie­ver­su­che von Covid-19 ver­wen­det, inspi­riert von einer Exper­tin für Para­me­di­zin. Wol­len wir wirk­lich von Men­schen der­ar­ti­ger offen­sicht­li­cher und tota­ler Ahnungs­lo­sig­keit und Ver­blen­dung eine Pan­de­mie ver­wal­ten lassen?

Wie haben sich die Qua­li­täts­me­di­en das Maul dar­über zer­ris­sen, dass Prä­si­dent Trump emp­foh­len habe, gegen das neu­ar­ti­ge Coro­na­vi­rus Des­in­fek­ti­ons­mit­tel zu neh­men. Nun hat er das ein­deu­tig nicht gesagt. Hin­ge­gen hat die Schwä­ge­rin von Andrew Cuo­mo, dem Gou­ver­neur von New York, der von den­sel­ben Qua­li­täts­me­di­en oft­mals als Licht­ge­stalt und gleich­zei­tig Opfer Trump’scher Idio­tie dar­ge­stellt wird, ein­deu­tig die Ver­wen­dung von Bleich­mit­tel gegen das Virus emp­foh­len. Erstaun­li­cher­wei­se fin­den die­se tat­säch­lich voll­kom­men absei­ti­gen Emp­feh­lun­gen aber kaum Beach­tung in den Medi­en, so dass wir sie ein­mal betrach­ten wollen.

Trump: Reich­lich naiv, aber noch ein irgend­wie erkenn­ba­rer ratio­na­ler Kern

Fan­gen wir mit Trumps Pres­se­kon­fe­renz an. Ein Blick auf das Ori­gi­nal hilft immer: „Blei­che gegen Coro­na? Bei den Cuo­mos alle­mal!“ weiterlesen

New York: Ver­bot von Wie­der­be­le­bungs­ver­su­chen aufgehoben

New York City hat eine am 31. März erlas­se­ne Vor­schrift auf­ge­ho­ben, Pati­en­ten mit Herz­still­stand, die nicht im Feld wie­der­be­lebt wer­den konn­ten, nicht in Not­auf­nah­men zu trans­por­tie­ren. Für einen Büro­kra­ten, der eine sol­che Vor­schrift im Vor­aus, ohne kon­kre­te Not und ohne den Men­schen in die Augen schau­en zu müs­sen, vom Schreib­tisch aus macht, ist mein Ver­ständ­nis gleich null.

New York City hat am 24. April eine am 31. März erlas­se­ne Vor­schrift auf­ge­ho­ben, Pati­en­ten mit Herz­still­stand, die nicht im Feld wie­der­be­lebt wer­den konn­ten, nicht in Not­auf­nah­men zu transportieren. 

Man muss dazu wis­sen, dass in Ame­ri­ka die Not­fall­ver­sor­gung etwas anders orga­ni­siert ist als in Deutsch­land. Anstel­le einer Ver­sor­gung durch Not­ärz­te vor Ort set­zen die Ame­ri­ka­ner mehr dar­auf, die Pati­en­ten so schnell wie mög­lich ein­zu­la­den und in eine Not­auf­nah­me zu ver­frach­ten, „New York: Ver­bot von Wie­der­be­le­bungs­ver­su­chen auf­ge­ho­ben“ weiterlesen

Vor­arl­berg: Schüs­se wegen „Coro­na-Sün­dern“

Am 20. März soll ein Poli­zist in Vor­arl­berg bei der Ver­fol­gung von spa­zie­ren­ge­hen­den „Coro­na-Sün­dern“ drei Schüs­se aus sei­ner Dienst­pis­to­le abge­ge­ben haben. Macht das Virus nicht nur in der Lun­ge krank, son­dern auch im Kopf?

Schon am 20. März soll ein Poli­zist in Vor­arl­berg bei der Ver­fol­gung von spa­zie­ren­ge­hen­den „Coro­na-Sün­dern“ drei Schüs­se aus sei­ner Dienst­pis­to­le abge­ge­ben haben. Laut Poli­zei habe es sich um „inter­ne Signal­schüs­se“ gehan­delt, um Ver­stär­kung anzu­for­dern. Was, bit­te­schön, ist denn ein „inter­ner Schuss“ sobald er die Mün­dung ver­las­sen hat?

Die Poli­zei erklär­te wei­ter, „die Schüs­se sei­en senk­recht in die Luft abge­ge­ben wor­den […]. Die Beschwer­de­füh­rer sei­en davon 300 bis 400 Meter weit ent­fernt gewe­sen und dadurch nicht gefähr­det wor­den.“ Bei den Ame­ri­ka­nern gibt es dazu ein Sprich­wort: „What goes up must come down.“ Abge­se­hen davon konn­ten die Beschul­dig­ten auf die­se Ent­fer­nung nicht erken­nen, dass senk­recht geschos­sen wur­de. Macht das Virus nicht nur in der Lun­ge krank, son­dern auch im Kopf, selbst bei gar nicht Infizierten?

Zah­len­blind­heit und unbe­ab­sich­tig­ter Staatsterrorismus

Im Köl­ner Rizin­pro­zess wur­de ein „rech­ne­ri­sches“ Poten­ti­al von 13.500 Toten eines Anschlags ange­ge­ben. Rea­lis­tisch sind wohl eher zehn. Ver­wei­gern wir dem Ter­ro­ris­ten das, was er am meis­ten will: Unse­re Angst.

Ter­ro­ris­mus ist nach dem Ter­ror, also dem Schre­cken, benannt, sei­ner Stra­te­gie. Zah­len­blin­de absur­de Über­schät­zun­gen der Fähig­kei­ten von Ter­ro­ris­ten ver­brei­ten unbe­grün­de­ten Schre­cken, erle­di­gen also unab­sicht­lich das Geschäft der Ter­ro­ris­ten. Eine Pres­se­mit­tei­lung, die Zah­len aus dem Rizin­pro­zess von Köln auf­greift, gibt dafür ein gutes, oder viel­mehr ein schlech­tes Beispiel. 

An den Zah­len der heu­ti­gen Pres­se­mit­tei­lung ist nichts neu. Sie greift Anga­ben aus dem Pro­zess auf. In der Urteils­ver­kün­dung im März soll der Rich­ter erklärt haben, die „Men­ge an Rizi­nus-Samen hät­te rech­ne­risch für poten­zi­ell 13 500 Tote genügt.“ Die Ver­wen­dung der Wör­ter „rech­ne­risch“ und „poten­zi­ell“ in einem Satz legt es schon nahe – die Zah­len haben kei­ner­lei Bedeu­tung. „Zah­len­blind­heit und unbe­ab­sich­tig­ter Staats­ter­ro­ris­mus“ weiterlesen