Bea­te Bah­ner in der Psych­ia­trie: Back in the USSR?

Der Miss­brauch der Psych­ia­trie zur Ent­sor­gung von Dis­si­den­ten hat eine extrem ungu­te Geschich­te in der Sowjet­uni­on, und man kann sich im Fall Bah­ner des Ver­dachts, dass wir in die­se Rich­tung abglei­ten, schlecht erwehren

Laut der Rhein-Neckar-Zei­tung soll Rechts­an­wäl­tin Bea­te Bah­ner, die ja mit einem weit­rei­chen­den Antrag auf eine einst­wei­li­ge Ver­fü­gung gegen die „Coro­na-Ver­ord­nun­gen“ der Län­der vor dem Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt geschei­tert ist, in einer psych­ia­tri­schen Kli­nik unter­ge­bracht wor­den sein. Sie sol­le „einen sehr ver­wirr­ten Ein­druck“ gemacht haben.

Frau Bah­ners Kern­an­lie­gen ist nicht offen­sicht­lich falsch oder unsinnig

Es kann natür­lich sein, dass tat­säch­lich eine offen­sicht­li­che Eigen- oder Fremd­ge­fähr­dung bestand, wel­che eine Ein­wei­sung recht­fer­tigt. Frau Bah­ners jüngs­te Aus­füh­run­gen auf ihrer Web­site wir­ken in der Tat etwas inko­hä­rent. Soll­te eine sol­che Gefähr­dung aber nicht über jeden Zwei­fel erha­ben sein, dann haben sich die für die Ein­wei­sung Ver­ant­wort­li­chen auf ganz dün­nes Eis bege­ben und set­zen sich dem Risi­ko aus, dass die Bür­ger in ihrem Vor­ge­hen tota­li­tä­re Metho­den wie­der­erken­nen, für die sonst eigent­lich die Sowjet­uni­on bekannt war. „Bea­te Bah­ner in der Psych­ia­trie: Back in the USSR?“ weiterlesen

Gan­gelt-Stu­die: Zäh­lung nach Haus­hal­ten korrekt?

Krau­se disst Stre­eck. Wer hat in der Zäh­lung der Gan­gelt-Stu­die nach Per­so­nen oder Haus­hal­ten recht? 

Wis­sen­schaft wird die­ser Tage fast schon aus­ge­tra­gen wie Batt­le Rap. Am Grün­don­ners­tag wur­de von einem Team um Prof. Hen­drik Stre­eck eine Kurz­zu­sam­men­fas­sung von Teil­ergeb­nis­sen einer sero­lo­gi­schen Stu­die zu durch­ge­mach­ten SARS-CoV-2-Infek­tio­nen in Gan­gelt her­aus­ge­ge­ben, samt zuge­hö­ri­ger Pres­se­kon­fe­renz, die dann von Prof. Chris­ti­an Dros­ten und Prof. Gérard Krau­se, wie die Rap­per sagen wür­den, gedisst wur­de, eben­falls in Form einer Pres­se­kon­fe­renz. (Hin­ter­grün­de und Erklä­run­gen dazu gibt es z.B. hier.) Wis­sen­schaft als Batt­le Rap ist viel­leicht eine ungu­te Ent­wick­lung, aber wir wol­len uns hier ein­mal einen ein­zel­nen Punkt her­aus­grei­fen, der kei­ne spe­zi­el­len Kennt­nis­se der Viro­lo­gie vor­aus­setzt, aber als einer der wich­tigs­ten bezeich­net wur­de, das Tes­ten und Zäh­len meh­re­rer Per­so­nen in einem Haus­halt. War das kor­rekt oder nicht? „Gan­­gelt-Stu­­die: Zäh­lung nach Haus­hal­ten kor­rekt?“ weiterlesen

Die Mas­ke als Wil­le und Vorstellung

Wenn unse­re Poli­ti­ker sich mit falsch ange­leg­ten Mas­ken, im Fal­le von Herrn Laschet einer komisch falsch ange­leg­ten Mas­ke, ablich­ten las­sen, was will uns das sagen? Wis­sen sie es nicht besser?

Poli­ti­ker tra­gen bei medi­en­wirk­sa­men Auf­trit­ten gewis­sen­haft Gesichts­mas­ken. Gewis­sen­haft inso­fern es das Fak­tum des Tra­gens betrifft, aber ger­ne der Bequem­lich­keit hal­ber mit frei­er Nase getra­gen, was die Wir­kung zu erheb­li­chen Tei­len unter­gräbt. Was wol­len sie uns damit sagen?

Die FAZ hat einen Bei­trag mit einem Bild von Minis­ter­prä­si­dent Laschet, der sei­ne Mas­ke gleich ganz unter die Nase gescho­ben hat, so dass bei Nasen­at­mung gar kei­ne Fil­ter­wir­kung erzielt wer­den kann:

Der Spie­gel bringt ein Bild des spa­ni­schen Minis­ter­prä­si­den­ten Pedro Sán­chez, des­sen Mas­ke immer­hin noch über die Nase geht „Die Mas­ke als Wil­le und Vor­stel­lung“ weiterlesen

„Immu­ni­täts­li­zenz“ und „Coro­na­par­ties“

Sobald Anti­kör­per­tests hin­rei­chen­der Spe­zi­fi­tät für CoV zur Ver­fü­gung ste­hen, ergibt sich ein schwer auf­zu­lö­sen­der Kon­flikt zwi­schen der Frei­heit mut­maß­lich Immu­ner und uner­wünsch­ten Anreizen

Die FAZ berich­tet von Über­le­gun­gen, eine „Immu­ni­täts­li­zenz“ ein­zu­füh­ren, mit­tels derer man Men­schen bestä­ti­gen könn­te, Anti­kör­per gegen SARS-CoV‑2 zu besit­zen, des­we­gen ver­mut­lich immun zu sein, und mit­tels derer die Betrof­fe­nen dann von den Ein­schrän­kun­gen der „Maß­nah­men“ wie­der frei wer­den könn­ten. Damit kommt man in einen Kon­flikt, der kei­ne ein­fa­che Lösung hat.

Einer­seits wer­den mut­maß­lich Immu­ne drin­gendst gebraucht, zuvör­derst in den Gesund­heits­be­ru­fen, aber auch in der Wirt­schaft all­ge­mein. Gleich­zei­tig erscheint es mit zuneh­men­der Dau­er der „Maß­nah­men“ immer schwie­ri­ger, Men­schen, die nach Stand der Wis­sen­schaft kaum ange­steckt wer­den oder jeman­den anste­cken kön­nen, mas­siv in ihren Grund­rech­ten ein­zu­schrän­ken. „„Immu­ni­täts­li­zenz“ und „Coro­na­par­ties““ weiterlesen

Kon­takt­sper­re – Ein Wort und sei­ne Renaissance

Stellt man bei Goog­le Trends Suchen nach dem Wort „Kon­takt­sper­re“ dar, ergibt sich fol­gen­des Bild:

„Kon­takt­sper­re“: Ein Wort, das bis zum 21. März wohl fast aus­schließ­lich im Zusam­men­hang mit his­to­ri­schem Inter­es­se an der RAF gesucht wur­de, „Kon­takt­sper­re – Ein Wort und sei­ne Renais­sance“ weiterlesen

„Die Beatmung der Covid-19-Pati­en­ten ist häu­fig medi­zi­nisch nicht gerechtfertigt“

Die Sinn­haf­tig­keit von Intu­ba­ti­on und Beatmung vie­ler Covid-19-Pati­en­ten wird von Exper­ten ange­zwei­felt. Wäre es sinn­voll, eine viel leich­ter zu rea­li­sie­ren­de erheb­li­che Auf­wuchs­fä­hig­keit der Kapa­zi­tät für Sau­er­stoff­the­ra­pie mit frei­er Atmung aufzubauen?

Die FAZ hat einen Arti­kel, in dem der Pneu­mo­lo­ge Tho­mas Vos­haar sich gegen das vor­schnel­le Beatmen von COVID-19 Pati­en­ten aus­spricht, sogar den Ver­dacht äußert, dass der Tod in man­chen Fäl­len nicht trotz son­dern wegen der Intu­ba­ti­on ein­tre­te. Ich ver­ste­he von der Pneu­mo­lo­gie nichts, aber es scheint jeden­falls unbe­strit­ten so zu sein, dass ein erheb­li­cher Teil der behand­lungs­pflich­ti­gen Pati­en­ten mit frei­em Atmen von Sau­er­stoff behan­delt wer­den kann, und wenn Vos­haar rich­tig liegt, dann könn­te der Anteil, bei dem Intu­ba­ti­on nötig oder auch nur hilf­reich ist, gerin­ger sein als gedacht. Dar­aus ergibt sich die Fra­ge, ob man Auf­wuchs­fä­hig­keit nicht eher bei der Ver­sor­gung mit frei geat­me­tem Sau­er­stoff als bei der inten­si­ven Beatmung schaf­fen soll­te. „„Die Beatmung der Covid-19-Pati­en­­ten ist häu­fig medi­zi­nisch nicht gerecht­fer­tigt““ weiterlesen

Die eine Mas­ke wird auf­ge­setzt, die ande­re fällt

Arti­kel der FAZ: Nach­dem die fran­zö­si­sche Regie­rung erst behaup­tet hat, dass Atem­schutz­mas­ken schäd­lich sein könn­ten, will nun Niz­za eine Mas­ken­pflicht ein­füh­ren. Die Regie­rung hat zuge­ge­ben, dass die Ableh­nung der Mas­ken nur deren Knapp­heit geschul­det war. Wenn die Bür­ger von der eige­nen Regie­rung in Sachen, die ihr Leben betref­fen, belo­gen wer­den, wie sol­len sie ihr da noch vertrauen?

7. April: Zei­chen der Entspannung

In vie­len west­li­chen Natio­nen ist die CoV-Repro­duk­ti­ons­zahl bei 1 oder dar­un­ter ange­kom­men, das heißt, die Anzahl der aktiv Infi­zier­ten steigt nicht mehr an

Mei­ne Aus­wer­tung des Repro­duk­ti­ons­zahl der gemel­de­ten posi­ti­ven Test­ergeb­nis­se gibt Anlass zur Hoff­nung: In vie­len west­li­chen Natio­nen ist sie bei 1 oder dar­un­ter ange­kom­men, das heißt, die Anzahl der getes­te­ten aktiv Infi­zier­ten steigt nicht mehr an. (Die in den Medi­en ger­ne genutz­te Zahl Zeit der Ver­dop­pe­lung der kumu­la­ti­ven Fall­zahl scheint mir eher unpraktisch.)

Weil die Anzahl der posi­ti­ven Tests sowohl von der Anzahl der Infi­zier­ten als auch der Anzahl der Tests getrie­ben wird, könn­te die Lage der Ten­denz nach sogar bes­ser sein wenn die Anzahl der durch­ge­führ­ten Tests deut­lich ange­stie­gen ist. Dann wäre es mög­lich, dass die Repro­duk­ti­ons­zahl des Virus deut­lich unter 1 ist. Die Fra­ge ist dann, wie es wei­ter­ge­hen soll. Eine dau­er­haf­te Unter­drü­ckung der Repro­duk­ti­ons­zahl unter 1 bis zur Ver­füg­bar­keit einer Imp­fung durch die Still­le­gung des sozia­len und wirt­schaft­li­chen Lebens is kaum mach­bar – durch die Ver­wen­dung von Mas­ken und Ver­fol­gung von Infek­ti­ons­ket­ten bei Ver­mei­dung von Groß­ver­an­stal­tun­gen schon eher. „7. April: Zei­chen der Ent­span­nung“ weiterlesen

Framing statt Stra­te­gie: ‚Wie wir COVID-19 unter Kon­trol­le bekommen‘

Eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem ver­trau­li­chen Covid-Stra­te­gie­pa­pier der Bun­des­re­gie­rung: Das völ­li­ge Des­in­ter­es­se der Autoren an einer Abschät­zung der Zuver­läs­sig­keit ihres Modells ist über­ra­schend. Sie unter­stel­len den Deut­schen, dass „sich vie­le dann unbe­wusst und unein­ge­stan­den den­ken: ‚Naja, so wer­den wir die Alten los, und mit ein biss­chen Glück erbe ich schon ein biss­chen frü­her‘.“ Die Wahr­heit und Klar­heit des Gesag­ten schafft Ver­trau­en und Koope­ra­ti­on; Framing tut das nicht. 

Am 1. April hat Frag­Den­Staat ein angeb­li­ches Stra­te­gie­pa­pier des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums ‚Wie wir COVID-19 unter Kon­trol­le bekom­men‘ ver­öf­fent­licht. Es wur­de offen­bar durch­ge­sto­chen, jeden­falls nicht offi­zi­ell her­aus­ge­ge­ben. Die FAZ betrach­tet das Papier offen­bar als echt, die NZZ, die Süd­deut­sche und der Focus auch. Wir wol­len daher die Echt­heit eben­falls unter­stel­len und das Fol­gen­de unter ihrer Vor­aus­set­zung schrei­ben. Wei­ter­hin wol­len wir unter­stel­len, dass das Papier, wie von der FAZ berich­tet, vom 19. bis zum 22. April von einer Exper­ten­grup­pe unter Staats­se­kre­tär Mar­kus Ker­ber im Bun­des­mi­nis­te­ri­um des Inne­ren erstellt wur­de. Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen ist das Stra­te­gie­pa­pier ein Doku­ment der gefähr­li­chen Ten­denz unse­rer Zeit, auf eine Stra­te­gie­ent­wick­lung bezüg­lich eines Pro­blems zuguns­ten von Über­le­gun­gen des Framings weit­ge­hend zu ver­zich­ten. Das Virus wird sich vom Framing aber nicht beein­dru­cken lassen.

Bevor Sie hier wei­ter­le­sen, möch­te ich Ihnen vor­schla­gen, das Papier des Innen­mi­nis­te­ri­ums sel­ber zu lesen. Mir jeden­falls erschien es so unglaub­lich, dass ich zunächst von einer Fäl­schung aus dem Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker-Milieu aus­ge­gan­gen bin. Es soll aber echt sein. Soll­te sich die­se Annah­me als falsch her­aus­stel­len, dann wären die fol­gen­de kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Papier natür­lich gegen­stands­los. Danach sieht es aber zur­zeit nicht aus. „Framing statt Stra­te­gie: ‚Wie wir COVID-19 unter Kon­trol­le bekom­men‘“ weiterlesen

Kei­ne Ein­sam­keit in den Bergen

Kei­ne Ein­sam­keit in den Ber­gen: Hub­schrau­ber­fahn­dung nach Wan­de­rern – Aspen Extreme?

Als beson­de­re Kurio­si­tät der Covid-19 „Maß­nah­men“ erle­ben wir die Abschaf­fung nicht nur des Zusam­men­kom­mens son­dern auch der Ein­sam­keit. Nicht nur Golf­plät­ze und ver­gleich­ba­re Ein­rich­tun­gen, auf denen man gera­de ande­ren Men­schen ent­flie­hen kann, wer­den bei Stra­fe geschlos­sen. Nein, als beson­de­ren Höhe­punkt soll angeb­lich die Tiro­ler „Alpin- und Flug­po­li­zei […] alpi­nes Gelän­de kon­trol­lie­ren, um Berg­wan­de­run­gen oder Ski­tou­ren zu unter­bin­den, hieß es in einer Aus­sendung der Tiro­ler Poli­zei.“ Ob dabei so spek­ta­ku­lä­re Ver­fol­gun­gen von ein­zel­nen Ski­fah­rern geplant sind wie in der legen­dä­ren Sze­ne der Ver­fol­gung eines Ski­fah­rers in einem gesperr­ten Gebiet aus Aspen Extre­me blieb offen:

Bei allem Ver­ständ­nis dafür, nicht auch noch Ski­un­fäl­le auf den Inten­siv­sta­tio­nen haben zu wol­len, eine Hub­schrau­ber­fahn­dung wegen der Mis­se­tat des Wan­derns ist bemerkenswert.