Die Eitel­keit der Viro­lo­gen: Fran­zö­si­sche Ausgabe

Bei Chlo­ro­quin gegen Coro­na­vi­ren ist die Preis­fra­ge, ob die Dosis, die gegen das Virus wirkt, gerin­ger oder höher ist als die Dosis, die gegen den Men­schen wirkt. Ein fran­zö­si­scher Viro­lo­ge fin­det das „unver­ständ­lich“.

In Frank­reich reha­bi­li­tiert sich offen­bar der Ruf des vor­her vom Estab­lish­ment geschmäh­ten Viro­lo­gen Didier Raoult. Zu den per­sön­li­chen Feind­schaf­ten zwi­schen Ärz­ten kann und will ich nichts sagen. Inter­es­sant fin­de ich aller­dings die Aus­sa­ge zu Chlo­ro­quin, es sei „unver­ständ­lich, dass jetzt über mög­li­che Neben­wir­kun­gen des Mala­ria-Medi­ka­ments dis­ku­tiert wer­de, das in Frank­reich seit Jahr­zehn­ten kom­mer­zia­li­siert wird. Es han­de­le sich um ein zuge­las­se­nes Medikament.“

Nun hat aber jeden­falls laut Wiki­pe­dia Chlo­ro­quin bei der Anwen­dung gegen die Mala­ria eine nur gerin­ge the­ra­peu­ti­sche Brei­te; das drei­fa­che der übli­chen Dosis kann bereits töd­lich sein. Die Fra­ge, ob die Dosis, die gegen das Virus wirkt, gerin­ger oder höher ist als die Dosis, die gegen den Men­schen wirkt, ist da eigent­lich nicht ‚unver­ständ­lich‘, son­dern die Preis­fra­ge. Wol­len wir hof­fen, dass ihre Ant­wort zuguns­ten des Men­schen aus­geht. Schön wäre jeden­falls in der Medi­zin wie in der Poli­tik eine Rück­kehr von Dis­kus­si­ons­ver­bo­ten zur Neugier.

Der 20. April und der 9. November

„Unver­schämt­heit“, „anma­ßend“ und „Mut­ter aller Alb­träu­me“: Schlech­te Kri­ti­ken für Mer­kels Diskussionsverbot

Eigent­lich woll­te ich natür­lich Ange­la Mer­kels War­nung vor „Öff­nungs­dis­kus­si­ons­or­gi­en“, also vor der poli­ti­schen Dis­kus­si­on eines Pro­blems, das sowohl Men­schen­le­ben als auch wirt­schaft­li­che und sozia­le Exis­ten­zen kos­tet, the­ma­ti­sie­ren. Ich kann mir das aber spa­ren nach­dem sogar die Tages­schau Mer­kels For­de­rung als „Unver­schämt­heit“ und „anma­ßend“ bezeich­net. Die FAZ ver­wen­det den zwei­deu­ti­gen Titel „Die Mut­ter aller Alb­träu­me“* für einen Arti­kel, in dem der ers­te Satz von der ‚Mut­ti‘ han­delt und der Begriff erst spä­ter auf eine zwei­te Epi­de­mie­wel­le bezo­gen wird. Der Respekt der ihr bis­wei­len schon gera­de­zu höri­gen Leit­me­di­en für die Kanz­le­rin und ihren Füh­rungs­stil beginnt zu bröckeln.

* Neben­bei bemerkt: Die Schrei­bung ‚Alb­traum‘ scheint mir ein wenig geglück­ter Aspekt der Recht­schreib­re­form zu sein. Das erin­nert mich an einen Traum von Wan­de­run­gen auf der Schwä­bi­schen Alb. 

Coro­na, Homöo­pa­thie und die kin­der­lo­se Dame mitt­le­ren Alters

Laut einer For­sa-Umfra­ge sol­len 74% der Men­schen zwi­schen 45 und 60 Jah­ren offen für homöo­pa­thi­sche Mit­tel gegen Covid-19 sein

Laut einer vom Deut­schen Zen­tral­ver­ein homöo­pa­thi­scher Ärz­te bei For­sa in Auf­trag gege­be­nen Stu­die sol­len 61% der Bevöl­ke­rung die Ver­wen­dung homöo­pa­thi­scher Mit­tel gegen Covid-19 befür­wor­ten, mit 34% dage­gen. „Coro­na, Homöo­pa­thie und die kin­der­lo­se Dame mitt­le­ren Alters“ weiterlesen

Das Geschlecht ent­blößt, der Mund bedeckt

In Laz­ne Boh­dan­ec in der Tsche­chi­schen Repu­blik hat einer inter­na­tio­nal ver­brei­te­ten Agen­tur­mel­dung zufol­ge die Poli­zei beim Nackt­ba­den, oder wohl viel­mehr Nackt­son­nen, die Mas­ken­pflicht durchgesetzt.

In Laz­ne Boh­dan­ec in der Tsche­chi­schen Repu­blik hat einer inter­na­tio­nal ver­brei­te­ten Agen­tur­mel­dung zufol­ge die Poli­zei beim Nackt­ba­den, oder wohl viel­mehr Nackt­son­nen, die Mas­ken­pflicht durch­ge­setzt. Bei aller Lie­be: Auf dem Weg dahin, gar mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln – klar. Aber auch bei den Tsche­chen soll­te das gute Beneh­men, je nach Fall auch der Sinn für Ästhe­tik, doch soweit aus­ge­prägt sein, dass zu den ent­blöß­ten Geschlechts­tei­len Frem­der eine Distanz ein­ge­hal­ten wird, bei der ein nen­nens­wer­tes Infek­ti­ons­ri­si­ko nicht besteht. Und soll­te jemand tat­säch­lich bei den gegen­wär­ti­gen Was­ser­tem­pe­ra­tu­ren ‚baden‘ wol­len, wie soll man sich da eine Mas­ke vor­stel­len, die im Was­ser Aus­atem­ga­se fil­tert – Kreis­lauf­tauch­ge­rä­te für FKK-Jünger?

16. April: Ent­wick­lung der Basis­re­pro­duk­ti­ons­zahl gemel­de­ter Coro­na-Infek­tio­nen nach Ländern

Das Robert-Koch-Insti­tut mel­det in sei­nem Lage­be­richt, dass es jetzt die Repro­duk­ti­ons­zahl von SARS-CoV‑2 in Deutsch­land auf 0.7 schät­ze. Das deckt sich mit mei­ner Ana­ly­se. Wie in mei­nem Arti­kel vom 6. April mit den ursprüng­li­chen Charts beschrie­ben, muss man damit inso­fern etwas vor­sich­tig sein, „16. April: Ent­wick­lung der Basis­re­pro­duk­ti­ons­zahl gemel­de­ter Coro­­na-Infek­­tio­­nen nach Län­dern“ weiterlesen

Ell­wan­gen: „Jeder zwei­te Flücht­ling hat Corona“

Laut FAZ soll jeder zwei­te Flücht­ling in der Unter­kunft Ell­wan­gen „Coro­na haben“, 259 von 580. Mit „Coro­na haben“ ist ver­mut­lich gemeint, dass ein posi­ti­ver PCR-Test, also eine akti­ve Infek­ti­on zum Test­zeit­punkt, vor­liegt. Die tat­säch­li­che Zahl bereits Infi­zier­ter könn­te durch bereits abklin­gen­de oder durch­ge­mach­te Infek­tio­nen höher sein. Von die­ser Grup­pe, ver­mut­lich über­durch­schnitt­lich jung, aber ande­rer­seits über­durch­schnitt­lich männ­lich und viel­leicht mehr als Deut­sche mit sub­op­ti­mal behan­del­ten Vor­er­kran­kun­gen, muss­te bis­her einer, also 0.4%, sta­tio­när behan­delt wer­den. Das spricht für eine erheb­li­che Dun­kel­zif­fer auch in ande­ren Gruppen.

NYC: 15% der wer­den­den Müt­ter Corona-positiv

An zwei New Yor­ker Kran­ken­häu­sern wur­den alle wer­den­den Müt­ter, die zwecks Geburt die Kran­ken­häu­ser auf­such­ten, auf SARS-CoV‑2 getes­tet. Vom 22. März bis zum 4. April fie­len 16% der Tests posi­tiv aus, 2% mit Sym­pto­men und 14% ohne. Die Tests waren PCR, spra­chen also nur auf eine akti­ve Infek­ti­on an, nicht auf eine bereits durch­ge­mach­te. Wenn man davon aus­geht, dass ohne Rou­ti­ne­tests vor­wie­gend Pati­en­ten mit erheb­li­chen Sym­pto­men getes­tet wor­den wären, dann sprä­che das für eine sehr hohe Dun­kel­zif­fer in die­ser demo­gra­phi­schen Grup­pe – die logi­scher­wei­se jün­ger und weib­li­cher ist als ande­re – von mehr als Fak­tor 10. „NYC: 15% der wer­den­den Müt­ter Coro­na-posi­tiv“ weiterlesen

Kon­takt­sper­re – Ein Wort und sei­ne Renaissance

Stellt man bei Goog­le Trends Suchen nach dem Wort „Kon­takt­sper­re“ dar, ergibt sich fol­gen­des Bild:

„Kon­takt­sper­re“: Ein Wort, das bis zum 21. März wohl fast aus­schließ­lich im Zusam­men­hang mit his­to­ri­schem Inter­es­se an der RAF gesucht wur­de, „Kon­takt­sper­re – Ein Wort und sei­ne Renais­sance“ weiterlesen

Die eine Mas­ke wird auf­ge­setzt, die ande­re fällt

Arti­kel der FAZ: Nach­dem die fran­zö­si­sche Regie­rung erst behaup­tet hat, dass Atem­schutz­mas­ken schäd­lich sein könn­ten, will nun Niz­za eine Mas­ken­pflicht ein­füh­ren. Die Regie­rung hat zuge­ge­ben, dass die Ableh­nung der Mas­ken nur deren Knapp­heit geschul­det war. Wenn die Bür­ger von der eige­nen Regie­rung in Sachen, die ihr Leben betref­fen, belo­gen wer­den, wie sol­len sie ihr da noch vertrauen?

Kei­ne Ein­sam­keit in den Bergen

Kei­ne Ein­sam­keit in den Ber­gen: Hub­schrau­ber­fahn­dung nach Wan­de­rern – Aspen Extreme?

Als beson­de­re Kurio­si­tät der Covid-19 „Maß­nah­men“ erle­ben wir die Abschaf­fung nicht nur des Zusam­men­kom­mens son­dern auch der Ein­sam­keit. Nicht nur Golf­plät­ze und ver­gleich­ba­re Ein­rich­tun­gen, auf denen man gera­de ande­ren Men­schen ent­flie­hen kann, wer­den bei Stra­fe geschlos­sen. Nein, als beson­de­ren Höhe­punkt soll angeb­lich die Tiro­ler „Alpin- und Flug­po­li­zei […] alpi­nes Gelän­de kon­trol­lie­ren, um Berg­wan­de­run­gen oder Ski­tou­ren zu unter­bin­den, hieß es in einer Aus­sendung der Tiro­ler Poli­zei.“ Ob dabei so spek­ta­ku­lä­re Ver­fol­gun­gen von ein­zel­nen Ski­fah­rern geplant sind wie in der legen­dä­ren Sze­ne der Ver­fol­gung eines Ski­fah­rers in einem gesperr­ten Gebiet aus Aspen Extre­me blieb offen:

Bei allem Ver­ständ­nis dafür, nicht auch noch Ski­un­fäl­le auf den Inten­siv­sta­tio­nen haben zu wol­len, eine Hub­schrau­ber­fahn­dung wegen der Mis­se­tat des Wan­derns ist bemerkenswert.