Hoff­nung und Furcht in Zahlen

Der Akti­en­markt auf einem neu­en Höchst­stand, Rekord­ver­käu­fe an Waf­fen und das Auf­ho­len Donald Trumps auf den Wett­märk­ten: All dies deu­tet dar­auf hin, dass die Ame­ri­ka­ner sich wie 1968, als Richard Nixon gewann, eine Rück­kehr zu Pro­spe­ri­tät und Ruhe wünschen. 

Ges­tern kamen drei Zah­len aus Ame­ri­ka, die einen Ein­blick in den Zustand der dor­ti­gen Volks­see­le geben mögen:

Der Akti­en­in­dex S&P 500 hat einen neu­en Rekord­stand von 3.580 erreicht. Er liegt damit unter Ein­be­zie­hung von Divi­den­den knap­pe 7% über dem Vor-Covid-Höchst­stand vom 19. Febru­ar. Das hängt einer­seits natür­lich mit der locke­ren Geld­po­li­tik zusam­men, zeigt ande­rer­seits aber im Anstieg der letz­ten Tage einen posi­ti­ve, fast schon eupho­ri­sche Stim­mung der Markt­teil­neh­mer an. Sie gehen offen­bar von einer raschen wirt­schaft­li­chen Erho­lung aus und fra­gen Akti­en­in­ves­ti­tio­nen im Ver­gleich zu vor­her stär­ker nach als liqui­de Bar­mit­tel. Wei­ter­hin rech­nen die Märk­te wohl mit stark ver­bes­ser­ten Chan­cen des Prä­si­den­ten auf eine Wie­der­wahl im Novem­ber. „Hoff­nung und Furcht in Zah­len“ weiterlesen

Fake­Tech: Eine Zukunftsindustrie

‚FinTech‘-Unternehmen wie das jetzt in Tur­bu­len­zen gera­te­ne Wire­card haben einen Anreiz, sich als Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men dar­zu­stel­len. Vie­le sol­cher ‚Tech‘-Unternehmen haben aber kei­ne Tech­nik als Wett­be­werbs­vor­teil, son­dern ste­hen in einem Wett­be­werb um Netz­werk­ef­fek­te. Bei einem sol­chen Wett­be­werb kann der Gewin­ner enor­me Pro­fi­te ein­fah­ren, aber die meis­ten Teil­neh­mer sind Ver­lie­rer. Wenn das Wachs­tum aus­bleibt kommt die Ver­su­chung zum Betrug. Wire­card und WeWork als Fall­bei­spie­le und War­nun­gen. Ich schla­ge für sol­che Unter­neh­men den Begriff ‚Fake­Tech‘ vor.

Das soge­nann­te ‚FinTech‘-Unternehmen Wire­card, eigent­lich ein Zah­lungs­ab­wick­ler, ist in erheb­li­che Tur­bu­len­zen gera­ten, nach­dem offen­bar rund zwei Mil­li­ar­den Euro, die angeb­lich auf aus­län­di­schen Treu­hand­kon­ten geparkt sei­en, nicht exis­tie­ren. Einer der Geld­ge­ber, die damit wohl ziem­lich viel Geld ver­lo­ren haben, ist Soft­Bank, eine japa­ni­sche Betei­li­gungs­ge­sell­schaft. Die hat mit Ali­baba, wo aus einer Inves­ti­ti­on von zwan­zig Mil­lio­nen bis zum Bör­sen­gang sech­zig Mil­li­ar­den wur­den, einen spek­ta­ku­lä­ren Erfolg, von dem sie lan­ge zeh­ren kann, aber auch eine Rei­he von spek­ta­ku­lär geschei­ter­ten Inves­ti­tio­nen, zu denen jetzt wohl auch Wire­card gehört. Ein Teil der Erklä­rung des Pro­blems scheint mir in Begrif­fen wie ‚Fin­Tech‘ oder auch nur ‚Tech‘ zu lie­gen, wel­che die Geschäfts­mo­del­le der geschei­ter­ten Inves­ti­tio­nen fun­da­men­tal falsch dar­stel­len und uner­füll­ba­re Erwar­tun­gen wecken. Aus uner­füll­ba­ren Erwar­tun­gen könn­te dann mit einer gestei­ger­ten Wahr­schein­lich­keit auch Betrug wer­den, damit die schö­ne Par­ty (noch) nicht aufhört.

Um zu ver­ste­hen, war­um ‚Fin­Tech‘ und all­ge­mei­ner ‚Tech‘-Unternehmen oft­mals nicht das sind, was sie zu sein behaup­ten, müs­sen wir etwas aus­ho­len und damit anfan­gen, Tech­nik zu defi­nie­ren. Es wird sich dann schnell zei­gen, dass Start­ups eigent­lich nichts mit Tech­nik son­dern eher mit Netz­werk­ef­fek­ten zu tun haben, aber die Behaup­tung exklu­si­ver tech­ni­scher Fähig­kei­ten brau­chen, um Inves­to­ren erklä­ren zu kön­nen, war­um sie in einem Ver­drän­gungs­wett­be­werb um die Markt­füh­rer­schaft bestehen wer­den. Die­ses Argu­ment kann man sogar bei so offen­sicht­lich untech­ni­schen Bran­chen wie der Büro­ver­mie­tung für eine Wei­le erfolg­reich machen, aber am Ende wird es kol­la­bie­ren. „Fake­Tech: Eine Zukunfts­in­dus­trie“ weiterlesen

Rechts­schutz­ver­si­che­rung für die bes­se­ren Krei­se: Mil­lio­nen­stra­fen eingeschlossen

Die Ver­fah­ren wegen Markt­ma­ni­pu­la­ti­on gegen die Chefs des Auf­sichts­rats und des Vor­stands von Volks­wa­gen wur­den gegen Zah­lung von vier­ein­halb Mil­lio­nen Euro pro Nase ein­ge­stellt. Volks­wa­gen über­nimmt die­se Auf­la­gen auch gleich noch. Das ist eine mil­lio­nen­schwe­re Gehalts­zu­la­ge wegen schwer­wie­gen­der Vor­wür­fe kri­mi­nel­ler Handlungen.

Die Chefs des Auf­sichts­rats und des Vor­stands von Volks­wa­gen, Hans Die­ter Pötsch und Her­bert Diess, haben mit der Staats­an­walt­schaft Braun­schweig eine Eini­gung zur Ein­stel­lung der Ver­fah­ren wegen Markt­ma­ni­pu­la­ti­on gegen sie gegen Zah­lung von vier­ein­halb Mil­lio­nen Euro pro Kopf erreicht. Der Kicker: Der Auf­sichts­rat hat beschlos­sen, dass die­se Geld­auf­la­gen vom Unter­neh­men bezahlt wer­den sol­len. „Rechts­schutz­ver­si­che­rung für die bes­se­ren Krei­se: Mil­lio­nen­stra­fen ein­ge­schlos­sen“ weiterlesen

Sprach­ver­ro­hung im Wirtschaftsteil

Die FAZ hat heu­te einen Arti­kel ‚Aggres­si­ver Hedge­fonds atta­ckiert Wire­card‘. Emp­fin­det sie auch ihre eige­ne Bericht­erstat­tung über mög­li­che Pro­ble­me in Unter­neh­men wie Wire­card als „Atta­cke“?

Die FAZ hat heu­te einen Arti­kel ‚Aggres­si­ver Hedge­fonds atta­ckiert Wire­card‘. Das ist eine ziem­lich ker­ni­ge Spra­che. Der Fonds soll Akti­en von Wire­card leer ver­kauft haben, einem Unter­neh­men in Tur­bu­len­zen, die offen­bar mit der Furcht vor Unre­gel­mä­ßig­kei­ten in der Unter­neh­mens­füh­rung und dem Zah­len­werk des Unter­neh­mens zu tun haben.

Der Arti­kel unter­stellt dem Fonds nicht, zu sei­ner pes­si­mis­ti­schen Posi­ti­on bezüg­lich Wire­card auf unlau­te­rem Wege, bei­spiels­wei­se durch ver­bo­te­ne Insi­der­infor­ma­tio­nen, gekom­men zu sein. Es wird nicht erklärt, in wel­chem Sin­ne der Fonds „aggres­siv“ sein soll, und auch nicht, wor­in die „Atta­cke“ bestehen soll. „Sprach­ver­ro­hung im Wirt­schafts­teil“ weiterlesen

Roh­öl bei minus 37$ pro Barrel!

Ich dach­te bis­her, dass der 6. März 2009 der denk­wür­digs­te Tag mei­ner Beschäf­ti­gung mit den Märk­ten sein wür­de. Die­ses Datum wer­de ich nun wohl durch den 20. April 2020 erset­zen müs­sen, an dem das schwar­ze Gold nicht nur wert­los wur­de, son­dern zu einem nega­ti­ven Preis gehan­delt wurde.

Der Mai­kon­trakt für ame­ri­ka­ni­sches Roh­öl ist zeit­wei­se auf einen Preis von nega­tiv $37 pro Bar­rel gefal­len (aktu­el­le Prei­se hier), das ers­te Mal in sei­ner Geschich­te, dass er einen nega­ti­ven Preis erreich­te. Bedeu­tet das, dass Sie dem­nächst für das Auf­tan­ken Ihres Autos Geld von der Tank­stel­le bekom­men? Eher nicht. Hier eine kur­ze Erklä­rung, war­um. „Roh­öl bei minus 37$ pro Bar­rel!“ weiterlesen