Am Klinikum Fulda wurden 1800 Beschäftigte auf Antikörper gegen das neuartige Coronavirus getestet, davon nur überraschende 18, also genau 1%, positiv. Dies ist ein wesentlich geringeres Ergebnis als man aus einigen anderen Studien an anderen Orten erwartet hätte (New York, Flüchtlingsunterkunft Ellwangen, amerikanische und französische Flugzeugträger, Santa Clara County, Los Angeles County). Die Blutentnahmen waren Mitte April. Die 1% liegen innerhalb einer (in der Zeitungsnachricht nicht genauer als Sensitivität oder Spezifität definierten) „Fehlerquote“.
Damit bleibt das Rätsel um die tatsächliche Durchseuchung der Bevölkerung und um die Sterblichkeit bestehen. Offenbar finden sich gleichzeitig Orte, an denen sehr wenige Menschen positiv getestet wurden, und Orte (zumindest solche wie Schiffe und Flugzeugträger), die wohl die Herdenimmunität haben oder nahe daran sind. Oder aber, auch das wäre möglich, es gibt einen entscheidenden Unterschied in den Testmethoden.
Der Artikel berichtet auch: „Bei der jetzigen Infektionsgeschwindigkeit allerdings würde Deutschland die sogenannte Herdenimmunität, bei der sich das Virus nicht mehr ausbreiten kann, weil 70 Prozent der Menschen immun sind, erst in 15 Jahren erreichen.“ Das ist das Problem, das ich in meinem Artikel zur #FlattenTheCurve-Begeisterung herausgearbeitet habe, dass die Kurven wenn man sie mit echten Zahlen durchrechnet ganz anders aussehen als in dem beliebten Kurven-Cartoon. Eine Eingrenzung der Zahl der Infizierten bleibt das A und das O für die Plausibilität verschiedener vorgeschlagener ‚Maßnahmen‘. Es geht nicht an, dass wir solche Zahlen vorwiegend von ganz und gar untypischen Orten wie Klinken, Flüchtlingsunterkünften oder Flugzeugträgern bekommen, aber nicht aus repräsentativen Stichproben von Frankfurt oder Buxtehude.