Die eine Mas­ke wird auf­ge­setzt, die ande­re fällt

Arti­kel der FAZ: Nach­dem die fran­zö­si­sche Regie­rung erst behaup­tet hat, dass Atem­schutz­mas­ken schäd­lich sein könn­ten, will nun Niz­za eine Mas­ken­pflicht ein­füh­ren. Die Regie­rung hat zuge­ge­ben, dass die Ableh­nung der Mas­ken nur deren Knapp­heit geschul­det war. Wenn die Bür­ger von der eige­nen Regie­rung in Sachen, die ihr Leben betref­fen, belo­gen wer­den, wie sol­len sie ihr da noch vertrauen?

7. April: Zei­chen der Entspannung

In vie­len west­li­chen Natio­nen ist die CoV-Repro­duk­ti­ons­zahl bei 1 oder dar­un­ter ange­kom­men, das heißt, die Anzahl der aktiv Infi­zier­ten steigt nicht mehr an

Mei­ne Aus­wer­tung des Repro­duk­ti­ons­zahl der gemel­de­ten posi­ti­ven Test­ergeb­nis­se gibt Anlass zur Hoff­nung: In vie­len west­li­chen Natio­nen ist sie bei 1 oder dar­un­ter ange­kom­men, das heißt, die Anzahl der getes­te­ten aktiv Infi­zier­ten steigt nicht mehr an. (Die in den Medi­en ger­ne genutz­te Zahl Zeit der Ver­dop­pe­lung der kumu­la­ti­ven Fall­zahl scheint mir eher unpraktisch.)

Weil die Anzahl der posi­ti­ven Tests sowohl von der Anzahl der Infi­zier­ten als auch der Anzahl der Tests getrie­ben wird, könn­te die Lage der Ten­denz nach sogar bes­ser sein wenn die Anzahl der durch­ge­führ­ten Tests deut­lich ange­stie­gen ist. Dann wäre es mög­lich, dass die Repro­duk­ti­ons­zahl des Virus deut­lich unter 1 ist. Die Fra­ge ist dann, wie es wei­ter­ge­hen soll. Eine dau­er­haf­te Unter­drü­ckung der Repro­duk­ti­ons­zahl unter 1 bis zur Ver­füg­bar­keit einer Imp­fung durch die Still­le­gung des sozia­len und wirt­schaft­li­chen Lebens is kaum mach­bar – durch die Ver­wen­dung von Mas­ken und Ver­fol­gung von Infek­ti­ons­ket­ten bei Ver­mei­dung von Groß­ver­an­stal­tun­gen schon eher. „7. April: Zei­chen der Ent­span­nung“ weiterlesen

Framing statt Stra­te­gie: ‚Wie wir COVID-19 unter Kon­trol­le bekommen‘

Eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem ver­trau­li­chen Covid-Stra­te­gie­pa­pier der Bun­des­re­gie­rung: Das völ­li­ge Des­in­ter­es­se der Autoren an einer Abschät­zung der Zuver­läs­sig­keit ihres Modells ist über­ra­schend. Sie unter­stel­len den Deut­schen, dass „sich vie­le dann unbe­wusst und unein­ge­stan­den den­ken: ‚Naja, so wer­den wir die Alten los, und mit ein biss­chen Glück erbe ich schon ein biss­chen frü­her‘.“ Die Wahr­heit und Klar­heit des Gesag­ten schafft Ver­trau­en und Koope­ra­ti­on; Framing tut das nicht. 

Am 1. April hat Frag­Den­Staat ein angeb­li­ches Stra­te­gie­pa­pier des Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­ums ‚Wie wir COVID-19 unter Kon­trol­le bekom­men‘ ver­öf­fent­licht. Es wur­de offen­bar durch­ge­sto­chen, jeden­falls nicht offi­zi­ell her­aus­ge­ge­ben. Die FAZ betrach­tet das Papier offen­bar als echt, die NZZ, die Süd­deut­sche und der Focus auch. Wir wol­len daher die Echt­heit eben­falls unter­stel­len und das Fol­gen­de unter ihrer Vor­aus­set­zung schrei­ben. Wei­ter­hin wol­len wir unter­stel­len, dass das Papier, wie von der FAZ berich­tet, vom 19. bis zum 22. April von einer Exper­ten­grup­pe unter Staats­se­kre­tär Mar­kus Ker­ber im Bun­des­mi­nis­te­ri­um des Inne­ren erstellt wur­de. Unter die­sen Vor­aus­set­zun­gen ist das Stra­te­gie­pa­pier ein Doku­ment der gefähr­li­chen Ten­denz unse­rer Zeit, auf eine Stra­te­gie­ent­wick­lung bezüg­lich eines Pro­blems zuguns­ten von Über­le­gun­gen des Framings weit­ge­hend zu ver­zich­ten. Das Virus wird sich vom Framing aber nicht beein­dru­cken lassen.

Bevor Sie hier wei­ter­le­sen, möch­te ich Ihnen vor­schla­gen, das Papier des Innen­mi­nis­te­ri­ums sel­ber zu lesen. Mir jeden­falls erschien es so unglaub­lich, dass ich zunächst von einer Fäl­schung aus dem Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker-Milieu aus­ge­gan­gen bin. Es soll aber echt sein. Soll­te sich die­se Annah­me als falsch her­aus­stel­len, dann wären die fol­gen­de kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Papier natür­lich gegen­stands­los. Danach sieht es aber zur­zeit nicht aus. „Framing statt Stra­te­gie: ‚Wie wir COVID-19 unter Kon­trol­le bekom­men‘“ weiterlesen

Kei­ne Ein­sam­keit in den Bergen

Kei­ne Ein­sam­keit in den Ber­gen: Hub­schrau­ber­fahn­dung nach Wan­de­rern – Aspen Extreme?

Als beson­de­re Kurio­si­tät der Covid-19 „Maß­nah­men“ erle­ben wir die Abschaf­fung nicht nur des Zusam­men­kom­mens son­dern auch der Ein­sam­keit. Nicht nur Golf­plät­ze und ver­gleich­ba­re Ein­rich­tun­gen, auf denen man gera­de ande­ren Men­schen ent­flie­hen kann, wer­den bei Stra­fe geschlos­sen. Nein, als beson­de­ren Höhe­punkt soll angeb­lich die Tiro­ler „Alpin- und Flug­po­li­zei […] alpi­nes Gelän­de kon­trol­lie­ren, um Berg­wan­de­run­gen oder Ski­tou­ren zu unter­bin­den, hieß es in einer Aus­sendung der Tiro­ler Poli­zei.“ Ob dabei so spek­ta­ku­lä­re Ver­fol­gun­gen von ein­zel­nen Ski­fah­rern geplant sind wie in der legen­dä­ren Sze­ne der Ver­fol­gung eines Ski­fah­rers in einem gesperr­ten Gebiet aus Aspen Extre­me blieb offen:

Bei allem Ver­ständ­nis dafür, nicht auch noch Ski­un­fäl­le auf den Inten­siv­sta­tio­nen haben zu wol­len, eine Hub­schrau­ber­fahn­dung wegen der Mis­se­tat des Wan­derns ist bemerkenswert.

Epi­de­mie der Tests oder des Virus? Die Basis­re­pro­duk­ti­ons­zahl des Coro­na­vi­rus auf Basis gemel­de­ter Infektionen

Bei Betrach­tung der Basis­re­pro­duk­ti­ons­zahl von berich­te­ten Infek­tio­nen gegen den Anteil der Infi­zier­ten unter der Bevöl­ke­rung sieht man ein gemein­sa­mes Mus­ter der west­li­chen Län­der. Man kann aus den vor­lie­gen­den Test­ergeb­nis­sen aber nicht sehen, ob wir die Infek­ti­on in den Griff bekom­men, viel­leicht sogar sehr gut, oder nur mit dem Tes­ten nicht hin­ter­her­kom­men. Sys­te­ma­ti­sche Berich­te nega­ti­ver Tests sind eine drin­gen­de Auf­ga­be, wie auch sys­te­ma­ti­sche Stich­pro­ben­tests der Bevölkerung.

Um die Aus­brei­tung des neu­ar­ti­gen Coro­na­vi­rus zu illus­trie­ren bekommt man von der Qua­li­täts­pres­se allent­hal­ben Gra­phi­ken mit furcht­erre­gends­ten Hockey-Stick Dar­stel­lun­gen auf­ge­tischt. Zur Beur­tei­lung die­ses Gesche­hens tau­gen die eher wenig. Natür­lich wird ein expo­nen­ti­el­les Wachs­tum einer sich aus­brei­ten­den Krank­heit eine Kur­ve geben, die zunächst flach ist und dann furcht­erre­gend immer stei­ler wird — sonst könn­te die Krank­heit sich nicht aus­brei­ten. Wenn eine Infek­ti­on Immu­ni­tät ver­leiht, dann wird sich die­ses Wachs­tum mit der Aus­brei­tung der Infek­ti­on auch wie­der abfla­chen, so lan­ge, bis Her­den­im­mu­ni­tät erreicht ist. Sinn­vol­ler zur Beur­tei­lung wäre da schon eine log­arith­mi­sche Ach­se der Fall­zah­len; aber man kann es auch inter­es­san­ter gestalten.

Das Anste­ckungs­po­ten­ti­al eines Erre­gers kann man mit der Basis­re­pro­duk­ti­ons­zahl R0 ange­ben, die angibt, wie vie­le wei­te­re Men­schen ein Infi­zier­ter in einer noch nicht immu­nen Popu­la­ti­on im Durch­schnitt ansteckt. Bei SARS-CoV‑2 wird das ohne „Maß­nah­men“ so auf 3 geschätzt. Wenn durch „Maß­nah­men“ die­se Zahl auf 1 gesenkt wird, dann ist das Wachs­tum der Fall­zah­len gestoppt — jeder Infi­zier­te steckt im Ver­lauf sei­ner Infek­ti­on nur noch eine wei­te­re Per­son an. Sinkt die Zahl noch wei­ter, dann sin­ken die Fall­zah­len. Wei­ter sin­ken die Fall­zah­len durch Durch­seu­chung, wenn also mehr und mehr Men­schen immun sind, und die tat­säch­li­che Repro­duk­ti­ons­zahl unter der Basis­re­pro­duk­ti­ons­zahl zurück­bleibt, weil das Virus auf bereits Immu­ne trifft, die es nicht noch ein­mal anste­cken kann. „Epi­de­mie der Tests oder des Virus? Die Basis­re­pro­duk­ti­ons­zahl des Coro­na­vi­rus auf Basis gemel­de­ter Infek­tio­nen“ weiterlesen

Freu­en Sie Sich auf die Mosereien!

Will­kom­men zu den Mose­rei­en! Die Mose­rei­en wol­len ein Bei­trag sein, eine Lücke in der deutsch­spra­chi­gen Debat­ten­kul­tur zu stop­fen. Sie sehen sich in einer würt­tem­ber­gi­schen Tra­di­ti­on des Kon­ser­va­tis­mus, die den Fede­ra­list Papers, Edmund Bur­ke oder Fried­rich v. Gentz näher­steht als einem boruss­ozen­tri­schen Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus oder ‑libe­ra­lis­mus.

Will­kom­men zu den Mosereien!

Den unmit­tel­ba­ren Anlass zu die­sem Blog hat der öffent­li­che Umgang mit der Covid-19 Kri­se im Früh­jahr 2020 gege­ben. Ein Bei­trag von Wolf­ram Mey­er­hö­fer in der FAZ vom 2. April 2020 beschrieb den Umgang mit Covid-19 als „auch eine Kri­se der mathe­ma­ti­schen Bil­dung“. Eine ver­nünf­ti­ge Dis­kus­si­on der Poli­tik der Bun­des­re­gie­rung unter Gesichts­punk­ten der mathe­ma­ti­schen Plau­si­bi­li­tät und ins­be­son­de­re der Ver­knüp­fung die­ser mathe­ma­ti­schen Betrach­tung mit poli­ti­schen Fra­gen fand in der öffent­li­chen Dis­kus­si­on nicht wahr­nehm­bar statt. Auch eine Beleuch­tung unter Gesichts­punk­ten der Frei­heit, der frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Grund­ord­nung und der Ver­wen­dung der Spra­che als Werk­zeug der Des­in­for­ma­ti­on fehl­te weit­ge­hend in der „Stun­de der Exe­ku­ti­ve.“ Dies zu ändern ist Auf­ga­be der Mose­rei­en. „Freu­en Sie Sich auf die Mose­rei­en!“ weiterlesen