Radio Eri­wan, Lokal­pro­gramm Chicago

Die Innen­stadt von Chi­ca­go wur­de von einer neu­en Plün­de­rungs­or­gie heim­ge­sucht. Den angeb­li­chen Anlass kann man am bes­ten als Radio Eri­wan-Witz erzählen.

In Chi­ca­go wur­de ges­tern mor­gen wie­der ein­mal die Innen­stadt von maro­die­ren­den Ban­den geplün­dert. Der ‚Anlass‘ dafür soll ein Gerücht gewe­sen sein, das man wohl am bes­ten als Radio Eri­wan-Witz erzäh­len kann:

Fra­ge an Radio Eri­wan: Stimmt es, dass die Poli­zei in Eng­le­wood (einem von extre­mer Gewalt­kri­mi­na­li­tät geplag­ten Vier­tel von Chi­ca­go) grund­los ein fried­li­ches, fünf­zehn­jäh­ri­ges, schwar­zes Mäd­chen erschos­sen hat?

Radio Eri­wan ant­wor­tet: Im Prin­zip ja. Aller­dings war ein kein Mäd­chen, son­dern ein Mann. Er war nicht fünf­zehn, son­dern zwan­zig. Er wur­de nicht grund­los ange­spro­chen, son­dern wegen eines Not­rufs wegen eines bewaff­ne­ten Kri­mi­nel­len. Er war nicht fried­lich, son­dern hat sei­ner­seits das Feu­er auf die Beam­ten eröff­net, die dann zurück­ge­schos­sen haben – vor­her war er bereits mit häus­li­cher Gewalt und Kin­des­wohl­ge­fähr­dung auf­ge­fal­len. Er wur­de nicht erschos­sen, son­dern ange­schos­sen und medi­zi­nisch ver­sorgt. Der Rest stimmt.

(Die Ant­wort von Radio Eri­wan beruht auf den zur Zeit ver­füg­ba­ren, noch nicht ganz gesi­cher­ten Informationen.)

Die nächs­te Run­de ‚Par­ty und Event‘

Erstaun­lich schnell nach die­sem Vor­fall kam es zu einer Orgie von Plün­de­run­gen, Van­da­lis­mus und Gewalt in der Innen­stadt, die sich bevor­zugt Läden mit hoch­wer­ti­gen Mar­ken­ar­ti­keln wie Bur­ber­ry, Guc­ci, Ome­ga oder Apple wid­me­te, aber auch Super­märk­te und Fast-Foot-Restau­rants nicht verschonte:

Man­che der Plün­de­rer kamen mit Auto­kon­vois oder gar mit gemie­te­ten Umzugs­las­tern, das geplün­der­te Gut wur­de weg­ge­fah­ren oder in Müll­tü­ten und gro­ßen Kis­ten weg­ge­tra­gen, und die Poli­zei war in der Innen­stadt ver­tre­ten, am Apple-Laden schon nicht mehr, und konn­te eigent­lich nur zusehen.

Die Bür­ger­meis­te­rin, die noch am Tag zuvor im Stil einer miss­mu­ti­gen alten Leh­re­rin mit dem Rohr­stock gedroht hat­te, wel­che Kon­se­quen­zen es geben wür­de, wenn die Leu­te wei­ter­hin zu dicht am Stand sit­zen wür­den, fin­det die Lage soweit unter Kon­trol­le, lehnt jeden­falls jede Hil­fe durch die Natio­nal­gar­de streng ab.

Nach­dem vie­le Geschäf­te zum zwei­ten Mal in zwei Mona­ten heim­ge­sucht wur­den, dazwi­schen wegen der aus­blei­ben­den Pend­ler und Tou­ris­ten auch nicht viel ver­kauft haben, und lang­sam nicht mehr ver­si­cher­bar sein dürf­ten, kann man sich die lang­fris­ti­gen Kon­se­quen­zen ausmalen.

Weil sich der­ar­ti­ger Unsinn immer schnel­ler aus Ame­ri­ka nach Deutsch­land breit macht, schät­ze ich die Chan­cen für eine neue Run­de ‚Par­ty und Event‘, wie die deut­sche Poli­tik das zu nen­nen bliebt, als nicht gering ein.