Lego zieht Osprey-Set zurück

Lego zieht sein Modell der Osprey zurück, weil nach Start der Aus­lie­fe­rung jeman­dem ein­fiel, dass es sich um ein Mili­tär­flug­zeug han­delt. Die Fir­men­po­li­tik, dass Gewalt und Waf­fen kei­ne Spiel­zeu­ge abgä­ben, hin­dert Lego aber noch nicht ein­mal am Ver­kauf von Sets, die bes­tia­li­sche Hin­rich­tungs­me­tho­den zum Inhalt haben. Das ist cha­rak­te­ris­tisch für die Ver­lo­gen­heit der Bessermenschenkultur.

Lego hat im letz­ten Moment vor offi­zi­el­lem Ver­kaufs­start sein Set der Bell Boe­ing Osprey zurück­ge­zo­gen. Offen­bar ist es ihnen im letz­ten Moment, nach einem ver­mut­lich jah­re­lan­gen Lizen­zie­rungs- und Design­pro­zess, nach einem hal­ben Jahr Wer­bung für das Set, ein­ge­fal­len – dass es sich hier­bei um ein Mili­tär­flug­zeug handelt!

Lus­ti­ger­wei­se gab es um die­ses inno­va­ti­ve Flug­zeug außer den zahl­rei­chen tech­ni­schen und finan­zi­el­len Pro­ble­men auch vor fünf­zehn Jah­ren schon einen klei­nen Skan­dal, als der Her­stel­ler fol­gen­de Anzei­ge erst schal­te­te und dann nach Beschwer­den zurückzog:

Bell Boe­ing Osprey Wer­bung, 2005

Nun kann man sich natür­lich schon fra­gen, war­um es über­haupt der Her­stel­ler für nötig befin­det, Anzei­gen für ein Pro­dukt zu schal­ten, das man nicht mal so eben als Spon­tan­kauf an der Super­markt­mas­se mit­nimmt. Wer so ein Ding braucht, der weiß ver­mut­lich von ihm.

Noch mehr kann man sich fra­gen, wie Lego es geschafft hat, bei einer bekann­ten und kom­mu­ni­zier­ten Poli­tik, dass man kei­ne ‚rea­lis­ti­schen‘ Waf­fen als Spiel­zeug her­stel­le, in einem jah­re­lan­gen Ent­wick­lungs­pro­zess nicht zu bemer­ken, dass es sich bei einem Modell, für das man sich beim Her­stel­ler eine Lizenz holt, um ein Mili­tär­flug­zeug handelt.

Kei­ne mora­li­schen Beden­ken gegen Hinrichtungsspielzeug

Wei­ter kann man sich fra­gen, ob es nicht etwas heuch­le­risch ist, wenn Lego im Sin­ne der Päd­ago­gik Kriegs­spiel­zeug ablehnt, dann aber einen erheb­li­chen Teil sei­nes Geschäfts man­gels eige­ner Krea­ti­vi­tät mit Star Wars-Lizenz­pro­duk­ten bestreitet.

Es bestehen auch kei­ne mora­li­schen Beden­ken gegen ein Pira­ten­schiff-Set, das sogar noch eine Plan­ke ent­hält, über die dann mit­tig auf der Ver­pa­ckung mit vor­ge­hal­te­nem Schwert ein Opfer getrie­ben wird, eine in der Tat wider­wär­ti­ge Hin­rich­tungs­me­tho­de, von der nicht ganz klar ist, ob sie über­haupt so in nen­nens­wer­tem Umfang betrie­ben wurde:

Das neue­re Set 31109 ent­hält eben­falls eine Plan­ke und eine auf der Ver­pa­ckung dar­ge­stell­te Hin­rich­tung damit, so dass das kein ein­ma­li­ger Aus­rut­scher son­dern ein wie­der­holt dar­ge­stell­tes The­ma ist. Noch bes­ser: Die Hin­rich­tung durch Über-die-Plan­ke-Gehen gefällt Lego so gut, dass sie es fer­tig­brin­gen, ein Spiel her­aus­zu­brin­gen, das sich dar­um dreht:

Ja, das ist rich­tig. Lego hat ein Spiel, des­sen Auf­ma­chung und Spiel­idee von einer bar­ba­ri­schen Tötungs­me­tho­de bestimmt ist. Gibt es als nächs­tes ein Spiel rund um den elek­tri­schen Stuhl, mit einem Volt­me­ter als Punktestandsanzeiger?

Aber Kriegs­spiel­zeug? Nie­mals! Noch nicht ein­mal ein tech­nisch in der Tat hoch­in­ter­es­san­tes Flug­zeug in der Tech­nic-Serie, bei der man sich eher an rotie­ren­den Zahn­rä­dern erfreut, als damit Krieg zu spie­len. Außer: Nun ja, Jagd­flug­zeu­ge wie die Fok­ker Dr.1 gab es auch schon (Set 10024).

Ver­lo­gen­heit der Cancel-Culture

Es zeigt sich hier ver­dich­tet an einem unwich­ti­gen und des­halb harm­lo­sen Bei­spiel die Ver­lo­gen­heit unse­rer Can­cel-Cul­tu­re, wie die Ame­ri­ka­ner das nen­nen. Man hält angeb­li­che mora­li­sche Prin­zi­pi­en hoch, jemand meckert, und das muss raus, sofort. Außer man ver­dient viel Geld damit, wie ins­be­son­de­re mit Legos Star Wars-Lizenz­se­rie, dann ist es OK.

Es scheint mir im Übri­gen auch schon die Prä­mis­se, dass Waf­fen kein geeig­ne­tes Spiel­zeug abgä­ben, frag­lich. Schon im Tier­reich pro­bie­ren die Klei­nen spie­le­risch ihre Zäh­ne, Klau­en und was sie sonst noch haben aus, und ler­nen so einer­seits, zu jagen oder sich zu ver­tei­di­gen, ande­rer­seits aber auch, wie man ver­mei­det, damit unbe­ab­sich­tigt Art­ge­nos­sen weh­zu­tun. Das hat eine ver­hal­tens­bio­lo­gi­sche Grund­la­ge. Es hat auch eine ver­hal­tens­bio­lo­gi­sche Grund­la­ge, dass Jun­gen sich im Durch­schnitt mehr für Waf­fen und Kampf­spie­le inter­es­sie­ren als Mäd­chen. Das kann man in sinn­vol­le oder weni­ger sinn­vol­le Kanä­le len­ken, aber es abschaf­fen zu wol­len erscheint mir weder mög­lich noch wünschenswert.