Eine kritische Auseinandersetzung mit dem vertraulichen Covid-Strategiepapier der Bundesregierung: Das völlige Desinteresse der Autoren an einer Abschätzung der Zuverlässigkeit ihres Modells ist überraschend. Sie unterstellen den Deutschen, dass „sich viele dann unbewusst und uneingestanden denken: ‚Naja, so werden wir die Alten los, und mit ein bisschen Glück erbe ich schon ein bisschen früher‘.“ Die Wahrheit und Klarheit des Gesagten schafft Vertrauen und Kooperation; Framing tut das nicht.
Am 1. April hat FragDenStaat ein angebliches Strategiepapier des Bundesinnenministeriums ‚Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen‘ veröffentlicht. Es wurde offenbar durchgestochen, jedenfalls nicht offiziell herausgegeben. Die FAZ betrachtet das Papier offenbar als echt, die NZZ, die Süddeutsche und der Focus auch. Wir wollen daher die Echtheit ebenfalls unterstellen und das Folgende unter ihrer Voraussetzung schreiben. Weiterhin wollen wir unterstellen, dass das Papier, wie von der FAZ berichtet, vom 19. bis zum 22. April von einer Expertengruppe unter Staatssekretär Markus Kerber im Bundesministerium des Inneren erstellt wurde. Unter diesen Voraussetzungen ist das Strategiepapier ein Dokument der gefährlichen Tendenz unserer Zeit, auf eine Strategieentwicklung bezüglich eines Problems zugunsten von Überlegungen des Framings weitgehend zu verzichten. Das Virus wird sich vom Framing aber nicht beeindrucken lassen.
Bevor Sie hier weiterlesen, möchte ich Ihnen vorschlagen, das Papier des Innenministeriums selber zu lesen. Mir jedenfalls erschien es so unglaublich, dass ich zunächst von einer Fälschung aus dem Verschwörungstheoretiker-Milieu ausgegangen bin. Es soll aber echt sein. Sollte sich diese Annahme als falsch herausstellen, dann wären die folgende kritische Auseinandersetzung mit dem Papier natürlich gegenstandslos. Danach sieht es aber zurzeit nicht aus. „Framing statt Strategie: ‚Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen‘“ weiterlesen