Das Zitat des Tages stammt vom Lebensmittelhändler Vitalia:
Die Firma Vitalia möchte sich ausdrücklich distanzieren von den Ideologien, die Attila Hildmann zuletzt im Internet verbreitet hat. Diese Meinungsäußerungen entsprechen nicht unserer Philosophie, wir stehen für einen offenen Diskurs.
Vitalia-Marketingchef Ingo Bauer, auf Focus
Klar, wer seine Marke damit aufbaut, den Bogen zu überspannen, muss damit rechnen, dass er reißt. Es gehört aber entweder ein sehr feiner Sinn für Ironie oder dessen vollständige Abwesenheit dazu, die Auslistung einer Marke wegen missliebiger Äußerungen ihrer Flaggschiffpersönlichkeit als Beispiel für „offenen Diskurs“ zu nehmen.
In diesem Markt nicht gerade eine Einzelmeinung
Es ist auch beachtlich, wenn ein Händler meint, sich von den Ansichten eines einzelnen Lieferanten „ausdrücklich distanzieren“ zu müssen, zumal gerade bei einem Reformhaus abseitige Ansichten bei Lieferanten und Kunden wohl Grundlage des Geschäftsmodells sind. Herr Hildmann ist beispielsweise durch vulgär vorgetragene Ansichten zu Impfungen aufgefallen, die sich nicht unbedingt mit dem Stand der Wissenschaft decken. In einem Markt, dessen Lieferanten und Kundschaft so abgedreht sind, dass sie meinen, Barcodes mit einem Querstrich „enstören“ zu müssen, damit sie einem nicht ins Hirn hineinvibrieren, dürfte das nicht gerade eine Einzelmeinung sein.
Wenn aber abseitige Ansichten zu Gesundheit und Verschwörungen kaum der Grund sein dürften, sich jetzt von Herrn Hildmann zu trennen, was dann? War der unverzeihliche Fehltritt, schlimmer als jeder Ausraster und jede Verschwörungstheorie, am Ende gar seine Ankündigung, mit einem Grundgesetz in der Hand demonstrieren gehen zu wollen?