Damen­fuß­ball und Diskriminierung

Die ame­ri­ka­ni­sche Damen­fuß­ball­mann­schaft ist mit einer Kla­ge gegen ihre angeb­li­che Min­der­be­zah­lung im Ver­gleich zur Her­ren­mann­schaft geschei­tert. Dabei ist schon die Exis­tenz einer Damen­mann­schaft dis­kri­mi­nie­rend. Die Ver­such, die­se Dis­kri­mi­nie­rung zu ver­hin­dern, führt sich sel­ber ad absurdum.

Die ame­ri­ka­ni­sche Damen­na­tio­nal­mann­schaft hat mit ihrer Kla­ge gegen den Fuß­ball­ver­band wegen angeb­lich geschlechts­dis­kri­mi­nie­ren­der Bezah­lung eine kra­chen­de Nie­der­la­ge erlit­ten. Es kam zu einem soge­nann­ten ’sum­ma­ry jud­ge­ment‘, was bedeu­tet, das ein Anspruch ohne die Not­wen­dig­keit einer Haupt­ver­hand­lung abge­wie­sen wird, weil der Anspruch auch dann nicht bestün­de, wenn alles, was der Klä­ger behaup­tet, zuträ­fe. Die Grün­de für die Abwei­sung sind eher tech­ni­scher Natur und haben damit zu tun, dass sowohl die Män­ner als auch die Frau­en jeweils als Kol­lek­tiv eine Art Tarif­ver­trag aus­ge­han­delt haben und die Ergeb­nis­se zwar anders sind, aber die Frau­en gar nicht unbe­dingt schlech­ter stel­len. Damit will ich mich hier nicht auf­hal­ten, son­dern der Fra­ge nach­ge­hen, was wäre, wenn tat­säch­li­che eine in ihrer Wer­tig­keit unglei­che Bezah­lung vorläge.

Eine Damen­mann­schaft ist schon in ihrer Exis­tenz geschlechterdiskriminierend

Das ame­ri­ka­ni­sche Arbeits­recht ver­bie­tet, wie in Deutsch­land auch, im All­ge­mei­nen eine Ungleich­be­hand­lung am Arbeits­platz nach Kri­te­ri­en wie Geschlecht, Ras­se, Behin­de­rung und ein paar mehr. Die­ser Schutz ist aber nicht unbe­schränkt. Bei­spiels­wei­se muss nicht jeder Arbeits­platz, der das Heben von Las­ten erfor­dert, so aus­ge­stal­tet wer­den, dass genau­so vie­le Frau­en wie Män­ner die Las­ten heben könn­ten. Die Gleich­be­hand­lung wird aber im All­ge­mei­nen für alle Aspek­te des Arbeits­ver­hält­nis­ses gefor­dert, von der Ein­stel­lung über die Bezah­lung bis hin zu Arbeitsbedingungen.

Nach­dem Dis­kri­mi­nie­rung bei der Ein­stel­lung ver­bo­ten ist, hät­te man aber im pro­fes­sio­nel­len Sport ein Pro­blem. Eine Damen­mann­schaft ist logi­scher­wei­se schon in ihrer Exis­tenz geschlech­ter­dis­kri­mi­nie­rend, denn als Mann darf man sich auf eine Stel­le in ihr nicht bewer­ben, egal wie gut man in dem Sport ist. Es wäre natür­lich eine rei­ne Her­ren­mann­schaft nicht weni­ger dis­kri­mi­nie­rend als eine Damen­mann­schaft, aber in die­sem Fall stellt sich das Pro­blem weni­ger, denn die Zusam­men­set­zung der Spie­ler wird sich ver­mut­lich nicht bedeu­tend ändern, wenn man sie auch für Frau­en öff­net, die sich unter den glei­chen Bedin­gun­gen qua­li­fi­zie­ren kön­nen wie Männer.

Es gibt bei­spiels­wei­se im Ame­ri­can Foot­ball eine Hand­voll Frau­en, die in halb­pro­fes­sio­nel­len oder pro­fes­sio­nel­len ansons­ten männ­li­chen Mann­schaf­ten mit­ge­spielt haben, meis­tens in der spe­zia­li­sier­ten Funk­ti­on als Kicker. Lind­sey Vonn war ein sol­ches Aus­nah­me­ta­lent, dass sie sich ver­mut­lich auch im Män­ner­ski­zir­kus zu Wett­be­wer­ben der höchs­ten Stu­fen hät­te qua­li­fi­zie­ren kön­nen, wenn wohl auch nicht gewin­nen – aber den Ver­lust an Preis­gel­dern hät­ten ihre Wer­be­ein­nah­men im Ver­gleich zu männ­li­chen Fah­rern mit glei­chen Plat­zie­run­gen locker wett­ge­macht. Jeden­falls ist klar, dass in offe­nen Mann­schaf­ten ohne Geschlech­ter­dis­kri­mi­nie­rung die Damen in den meis­ten Sport­ar­ten bes­ten­falls sel­te­ne Aus­nah­men wären.

Es liegt in der Natur des Sports, dass die Befä­hi­gung dazu unge­recht ver­teilt ist

Es hat offen­bar kaum jemand etwas dage­gen, dass ihrer Natur nach dis­kri­mi­nie­ren­de für ein Geschlecht spe­zi­fi­sche Sport­mann­schaf­ten und ‑wett­be­wer­be gebil­det wer­den. Genau­so regt sich nie­mand auf, dass es Mann­schaf­ten und Wett­be­wer­be gibt, die nach Alter dis­kri­mi­nie­ren, für die Jun­gen wie für die Alten. Es regt sich auch nie­mand auf, dass man im Behin­der­ten­sport nur teil­neh­men darf, wenn man tat­säch­lich ent­spre­chend behin­dert ist. Viel­mehr scheint es den meis­ten Leu­ten in den heu­ti­gen west­li­chen Gesell­schaf­ten ange­mes­sen und gut zu sein, dass durch sol­che geschütz­ten Räu­me expo­nier­te Leis­tun­gen im Sport auch für Men­schen ermög­licht wer­den, die nicht dem ent­spre­chen, was in den meis­ten Sport­ar­ten die bes­ten Leis­tun­gen ermög­licht, näm­lich ein nicht­be­hin­der­ter Mann in den Zwan­zi­gern zu sein.

Natür­lich ist die Ein­rich­tung die­ser geschütz­ten Son­der­klas­sen im Sport dis­kri­mi­nie­rend. Ein Mann, der klein­wüch­sig ist und einen Kör­per­fett­an­teil hat, der bes­ser zu einer sport­li­chen Frau als zu einem sport­li­chen Mann pas­sen wür­de, wird in der Män­ner­mann­schaft nicht weit kom­men, und in die Damen­mann­schaft, in der er viel­leicht reüs­sie­ren könn­te, darf er nicht rein. Dass er nicht groß und ath­le­tisch gebo­ren wur­de, viel­leicht auch aus Grün­den, die mit den Pegeln der Geschlechts­hor­mo­ne zu tun haben, ist nicht weni­ger unge­recht, als dass die meis­ten Frau­en im Gewicht­he­ben kei­ne Leis­tun­gen erbrin­gen kön­nen, die für Män­ner im Leis­tungs­sport nen­nens­wert wären. Man kann sich dar­über auf­re­gen, aber das bringt nichts. Es liegt in der Natur des Sports, dass die Befä­hi­gung dazu unge­recht ver­teilt ist.

Wenn aber schon die Ein­rich­tung von Mann­schaf­ten für Damen, Jun­ge, Alte oder Behin­der­te in einer Wei­se dis­kri­mi­nie­rend ist, die sonst im Arbeits­le­ben nicht erlaubt wäre, dann scheint es mir absurd, eine Dis­kri­mi­nie­rung in der Bezah­lung von Sport­lern wegen die­ser Kate­go­rien ver­bie­ten zu wol­len. Wenn die Damen­mann­schaft genau­so bezahlt wer­den müss­te wie die Her­ren­mann­schaft, war­um soll­te das nicht auch für die Junio­ren­mann­schaft, die Senio­ren­mann­schaft oder die Behin­der­ten­mann­schaft gel­ten? Auch die spor­teln mit Herz­blut. Gehen Sie zu sol­chen Spie­len und feu­ern Sie die Spie­ler an! Aber auch damit wird sich nichts dran ändern, dass mehr Leu­te Pro­fi­fuß­ball der Män­ner auf höchs­tem Niveau sehen wol­len als Behin­der­ten­fuß­ball. Das gilt ver­mut­lich sogar für Behin­der­te. Wenn die aus Ein­tritts­kar­ten und Fern­seh­rech­ten zu erzie­len­den Ein­nah­men sich aber mas­siv unter­schei­den, dann wird das logi­scher­wei­se auch für die Gehäl­ter gel­ten müssen.

Kön­nen sich Män­ner in die Damen­mann­schaft einklagen?

Wenn man aber umge­kehrt sagt, dass Dis­kri­mi­nie­rung auf dem Arbeits­markt ein sol­ches Übel sei, dass auch die bes­ten Argu­men­te bezüg­lich der wirt­schaft­li­chen Trag­fä­hig­keit eine unglei­che Bezah­lung von Her­ren- und Damen­mann­schaf­ten nicht recht­fer­tig­ten, dann wird man das­sel­be Argu­ment logi­scher­wei­se auch für den Zugang zu Stel­len in die­sen Mann­schaf­ten gel­ten las­sen müs­sen. Ich wür­de mich tot­la­chen, wenn die Damen­fuß­ball­mann­schaft in der Beru­fung doch noch recht bekä­me, und danach zweit­klas­si­ge Her­ren­fuß­bal­ler anfan­gen wür­den, sich in die Damen­na­tio­nal­mann­schaft ein­kla­gen zu wol­len. Das wäre aber genau die logi­sche Kon­se­quenz des Argu­ments gegen Diskriminierung.

Noch ver­korks­ter wird es aller­dings, wenn man einer­seits ein Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bot auf­grund des Geschlechts haben will, ande­rer­seits aber behaup­tet, das Geschlecht als bio­lo­gi­sche Kate­go­rie gäbe es gar nicht oder es sei jeden­falls eine unzu­läs­si­ge Kate­go­rie, und jeder dür­fe sich sein Geschlecht selbst aus­su­chen. Damit wür­de dann kurz oder lang jede Damen­sport­art, in der es auf Fähig­kei­ten ankommt, die mit Tes­to­ste­ron zu tun haben, kom­plett von Trans­frau­en – also bio­lo­gi­schen Män­nern, die sich als Frau­en anmel­den – domi­niert. In Con­nec­ti­cut läuft gera­de ein Rechts­streit, weil bio­lo­gisch weib­li­che Sport­le­rin­nen sich dadurch dis­kri­mi­niert füh­len, dass bio­lo­gisch männ­li­che Trans­frau­en gegen die Frau­en anstatt gegen die Män­ner antre­ten dür­fen. Auch hier führt sich der Ver­such, Dis­kri­mi­nie­rung über­all zu ver­hin­dern, sel­ber ad absur­dum. Wer Frau­en und sol­che, die eine wer­den wol­len, nicht nach ihrem Geburts­ge­schlecht dis­kri­mi­nie­ren will, schafft die Frau­en­sport­ar­ten ab, und der Zuschau­er­markt für Trans­frau­en­wett­be­wer­be dürf­te sei­ne Gren­zen haben.

Die Revo­lu­ti­on frisst bekann­ter­ma­ßen ihre Kin­der. Bei Femi­nis­mus, Gen­der- und Trans­ideo­lo­gie pas­siert das spä­tes­tens dann, wenn die Kate­go­rie des Geschlechts einer­seits als Grund­la­ge für aller­lei Beschwer­den und Ansprü­che her­hal­ten soll, gleich­zei­tig aber als Kate­go­rie auf­ge­löst und durch eine dif­fu­se Viel­falt von Gen­dern ersetzt wer­den soll, die man sich sel­ber aus­su­chen darf. Man kann da ver­mut­lich nur das Spek­ta­kel genie­ßen wie ein rabi­at aus­ge­tra­ge­nes Fuß­ball­spiel, bis sich das irgend­wann ein­mal wegen des Offen­bar­wer­dens der Kon­se­quen­zen sel­ber erle­di­gen wird und das Spiel abge­pfif­fen wird.