Die FAZ leistet sich eine Verleumdung der besonders verfeinerten Art. Im Artikel „Ein Malermeister fällt aus der Rolle“ behauptet Justus Bender, dass Tino Chrupallas Anhänger einen „nationaldeutschen Sozialstaat“ wollten. Nun ist dem Wortklang nach vollkommen klar, welche Assoziation gewünscht ist: vom „nationaldeutschen Sozialstaat“ zum „Nationalsozialisten“ ist es nicht weit.
Inhaltlich ist der „nationaldeutsche Sozialstaat“ natürlich vom Grundgesetz vorgesehen. In der Präambel ist es „das Deutsche Volk“, das sich „dieses Grundgesetz gegeben“ hat, und eben nicht ein anderes Volk, auch nicht kein Volk. Laut Artikel 20 ist die Bundesrepublik ein „demokratischer und sozialer Bundesstaat.“ Nun ist das Wort „sozial“ natürlich schwammig, ist doch jeder Staat mit mehr als einem Bürger im eigentlich Wortsinne eine soziale Einrichtung, aber es wird wohl doch irgendeine Form dessen gemeint sein, was man „Sozialstaat“ nennt. Dessen Segnungen beziehen sich dann eben wieder auf das Volk dieses Staates. Darüber sind sich auch alle nennenswerten politischen Strömungen in Deutschland einig, im Prinzip jedenfalls. Außer national und sozial soll der Staat des Grundgesetzes natürlich auch föderal sein, demokratisch und freiheitlich. Das offensichtliche Spannungsverhältnis zwischen diesen Forderungen überlässt das Grundgesetz dem politischen Prozess, unter Mitwirkung der Parteien, und damit eben auch Herrn Chrupalla und seinen Anhängern, so wie allen anderen auch.
Die Formulierung vom „nationaldeutschen Sozialstaat“ ist also eine besondere Unverschämtheit, weil sie es schafft, jemanden in die Naziecke zu stellen, und doch nur sagt, dass er nicht vom allgemeinen Konsens des Grundgesetzes abweicht. Als nächstes kommt ein Interview mit der Frage: „Schlagen Sie Ihre Frau immer noch?“